Die Geschichte von "Das krumme Haus" klingt nicht nur wie eine typische Agatha Christie-Geschichte, die sie auch ist, sie atmet diese Eigenschaft in sämtlichen Poren, so als sei sie das Ur-Gestein ihres Schaffens. Angeblich selbst von der Autorin als ihren eigenen Lieblingsroman benannt, sei die späte und scheinbar erste Verfilmung dieses Stoffes tatsächlich allen Liebhabern dieser Art Kriminalfilm empfohlen. Regisseur Gilles Paquet-Brenner lädt herzlich zum Mördermitraten ein, was dank jeder Figur als glaubwürdiger, potentieller Kandidat den Zuschauer diesbezüglich tatsächlich hin und her reißt. Wie es sich für einen guten Film mit diesem Hauptanliegen gehört, fällt die Auflösung zudem überraschend und konsequent aus, eingebettet in einem sowohl spannendem, wie auch emotional verstörenden Szenario, das beweist wie gut Drama und Spannungsmoment ineinander greifen können. Ein psychologisches Verständnis für Zuschauermanipulation, Charaktergestaltung, Ursache und Wirkung und perfekt gesetzte augenzwinkernde Elemente, kommen hier endgültig gebündelt zur vollkommenen Entfaltung, nachdem die komplette Geschichte zuvor selbiges bereits stets unauffällig eingebettet beherzigt hat.
Mag die Optik für den eigentlichen Retro-Touch dieser Old School-Verfilmung auch etwas zu überarbeitet und aufgebretzelt wirken, so sind die Kameraarbeit und die Ausstattungen, sowie die Kostüme doch von ebenso herausragender Qualität, wie Regie, Drehbuch, Besetzung und das Talent der Mimen. Hervorgehoben sei freilich die im Alter stets brillant agierende Glenn Close, die es erneut schaffte sich eine interessante Rolle in einem gelungenen Projekt zu ergattern (man denke nur an "What Happened to Monday" und "The Girl With All the Gifts"). "Crooked House" (Originaltitel) lässt nichts zu wünschen übrig, ist noch weit besser ausgefallen, als ich es mir zuvor erhofft hatte und offenbart mir, bis auf besagten optischen Aspekt, an den man sich mit der Zeit jedoch gewöhnt, kein Makel, welches den Sehwert trüben würde. Eingeweiht in die Auflösung, lässt sich bei einer erneuten Sichtung außerdem manch subtil eingearbeitete Raffinesse zusätzlich zu dem entdecken, was ohnehin schon in Sachen psychologisches Verständnis zu faszinieren wusste, in einer Zeit, in welcher Kino diesbezüglich nicht mehr auf qualitative Drehbücher setzt. Dass das Ganze zudem mit einem Hauch Komik inszeniert wurde, der mit der Reststimmung des nicht als Komödie konzipierten Streifens wunderbar kompatibel ist, muss wohl kaum erwähnt werden, ist er doch das zu erwartende Zückerchen innerhalb eines perfekt funktionierenden Werkes, das absichtlich jedes typische Element dieser Art Kriminalfilm, ob nun Klischee oder nicht, geradezu zelebriert. OFDb
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