Dass „Dial: Help“ ein ziemlich wirres Etwas an Story ist, war Regisseur Ruggero Deodato von Anfang an bewusst, erzählt er doch in einem Interview, dass das Drehbuch schon einige Zeit unverfilmt herumlag, eben weil es den Ruf besaß zu konfus ausgefallen zu sein. Genau diese Herausforderung reizte den legendären Regisseur von „Nackt und zerfleischt“, und simsalabim entstand ein Film, der wahrlich nichts besonderes ist. Mit Blick auf das was zu jener Zeit Horror-technisch aus Italien kam konnte sich auch „Minaccia d'amore“ (Originaltitel) identifizieren, nicht zu unrecht gilt diese Zeit als jene Phase, in welcher das klassische italienische Kino sich aufgrund des internationalen Wettbewerbes auflöste und stattdessen solch gestelzte Produkte wie das hier besprochene gedreht wurden.
Deodato versucht einiges der stumpfen Geschichte entgegenzusetzen, glaubt aber dafür reiche es eine attraktive Hauptdarstellerin sexy einzufangen und wilde Szenarien in recht geglückte Spezialeffekte zu kleiden. Dass die Seele der Figuren viel wichtiger gewesen wäre und ein Ausgleich eines orientierungslosen Spukverhaltens darin zu finden gewesen wäre, wenigstens das Verhalten der Menschen zueinander nachvollziehbar zu gestalten, kam dem guten Mann jedoch nicht in den Sinn, der das Endergebnis von „Love Threat“ (Alternativtitel) im Gegensatz zu Auftragsarbeiten wie „Body Count“ immerhin mochte.
Völlig von Sinnen sucht die im Zentrum stehende Jenny völlig hysterisch, viel zu früh vom Übernatürlichen überzeugt, auf jene Art Hilfe, die sie eher in die Klappsmühle gebracht hätte, anstatt in die Arme hilfsbereiter Menschen. Aber schon vor der eigentlichen Spukerkenntnis wollen die Figuren nicht wirklich glaubwürdig zueinander finden. Ein Charakter wird gar humoristisch überzeichnet im ansonsten völlig ernst erzählten Film, dessen Humor liegt aber leider lediglich darin unkreativ über junge Menschen zu schimpfen. Somit wirken dessen Auftritte lediglich wie ein weiteres Kuriosium in einem Film, der sich an keinerlei greifbaren Orientierung klammert, trotzdem aber in unserer Welt spielen will, anstatt den vollständigen Schritt zu gehen aus „Dial Help“ (Alternativtitel) ein komplett surreales Werk a la „Geisterstadt der Zombies“ zu machen.
Bereits die nicht zueinander passenden Telefonattacken beginnen schnell zu stören. Mal spinnt die Leitung und terrorisiert mit tödlichen Geräuschen, mal verführt ein unerkennbares Signal zu fremdgelenkten (Selbstmord)Taten, dann kann sich plötzlich ein Telefon wie ein selbstständiger Körper als Mordwaffe bewegen, ein anderes Mal wird eine komplette Telefonzentrale mit ihrer Überladung zu einer Todesfalle. Ein System ist dabei nicht erkennbar. Jedes Telefon mit dem Jenny es zu tun hat ist betroffen, jegliche naturwissenschaftlichen Gesetze werden ausgehebelt, soziologische leider ebenso, so dass Leute sich aus nichts sagenden Gründen helfen, Geschehenes schnell vergessen, eigenes Handeln nicht reflektieren und dabei für den Zuschauer keinerlei Charakter zum Anfassen oder Mitfühlen hinterlassen. Wo selbst die Helden irrationale Phantome innerhalb ihrer eigenen Geschichte sind, da kann ein Spukverhalten gleicher Eigenschaft nicht mehr das Geschehen bestimmen, bzw. Unbehagen beim Zuschauer erzeugen.
Wie erwähnt inszeniert Deodato den Unsinn recht effektiv und auch das Tempo der Erzählung ist nicht von schlechten Eltern, so dass man zumindest als Vielseher des Genres mit wenig Erwartungen und viel Augenzudrücken dümmlich unterhalten werden kann, ohne dass einen dabei langweilig werden könnte. Gerade wenn Jenny einige Zeit im sexy Outfit agieren darf, gibt es zumindest für das männliche Publikum eine kleine Entschädigung für all den Bullshit, der einem penetrant vor die Augen geschmissen wird, ohne auch nur den Versuch zu starten Ansätzen einen rationalen Hintergrund zu bescheren. OFDb
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