Es gibt wohl wenige Filmfreunde, die sich für den Bereich des phantastischen Films begeistern und nicht die Thematik dieses Streifens nachempfinden können. Alexandre O. Philippe geht kein Risiko ein, die Thematik seiner Dokumentation ist geradezu massentauglich zu nennen. In dieser geht er der Frage nach in wie weit ein Schöpfer seinen Fans verpflichtet ist, wie sehr das Internet bei dieser Frage mitspielt, ob ein Künstler sein Werk verändern darf und wie sehr sich George Lucas als Person in all den Jahren verändert hat. Aufgrund der Coveraufmachung der DVD vermutete ich eine humoristische Aufarbeitung eines Stoffes, unter dem viele zu leiden hatten, im Fahrwasser der erfolgreichen Dokumentarfilme Michael Moores mitschwimmend, was ich passend zum Inhalt des hier besprochenen Streifens für eine tolle Idee gehalten hätte. Stattdessen bekommt man jedoch eine dieser unangenehmen amerikanischen Dokumentationen vorgesetzt, die viel zu ernst vorgetragen viel Wirbel um nichts und Nichtigkeiten machen, Übertreibungen und Meinungen als Fakten verkaufen, viel mit Musik und anderen Manipulationsmethoden arbeiten und zu selten rational äußernde Menschen reden lassen.
Meist kommt hier der fanatische Anhänger der beliebten Science Fiction-Reihe zu Wort, was bis zu einem gewissen Grad auch in Ordnung geht, immerhin entlarven sich solche Leute von ganz allein als Extremisten, deren Meinung man nicht zu ernst nehmen sollte. Allerdings betrifft das angegangene Problem nicht nur die Fans. Auch Freunde der Reihe, die aus den Filmen keine Religion zauberten, waren wie vor den Kopf gestoßen, als Episode 1 erschien und jeglichen Zauber der drei Original-Filme vermissen ließ. Bis es zu diesem Thema kommt, erleben wir das unangenehmste Drittel von "The People vs. George Lucas", geht es in diesem doch lediglich um den Hype um "Krieg der Sterne". Und dieses Drittel lobt den gelungenen Film derart hoch, dass er als unübertroffenes Meisterwerk gefeiert wird, als Gott unter Filmen, als unglaubliches Ausnahmeprodukt, welches zurecht derart kultig verehrt wird, wie es jene Personen machen, die Philippe am meisten beachtet. "Star Wars" ist keine gute Filmreihe mehr in dieser sich wie ein unreflektierter Werbespot anhörenden Phase des Streifens, er wird zu mehr als einem geglückten Unterhaltungsfilm erkoren, so als habe Kino erst mit ihm begonnen zu werden, was es werden musste, um ein geniales Medium zu sein, und als sei es die Höchste Kunstform cineastischen Schaffens etwas derartiges wie "Star Wars" auf die Leinwand zu zaubern. Das ist nicht nur ein äußerst peinliches, primitives und respektloses Denken, es wird auch in seiner bejubelnden und euphorischen Art derart langweilig thematisiert, dass man kaum noch damit rechnet, dass "PvG" (Alternativtitel) sich an anderer Stelle noch halbwegs interessant gucken lässt.
Das ändert sich mit Aufkommen der Thematik rund um "Die dunkle Bedrohung", einem Film der den Großteil der Bewunderer der ersten drei Filme unangenehm überraschen sollte und tatsächlich derart unverzeihlich schlecht ausgefallen ist, dass man kaum glauben kann, dass er es auf diese Art zur Fertigstellung geschafft hat. Zwar greift mir "The People vs. George Lucas" an dieser Stelle zu spät das Ärgernis Lucas auf, immerhin gab es auch die unsinnige Spielerei der computeraufpolierten Special Edition der Original-Reihe, diese wird mit Ausnahme der politisch korrekten Veränderungen jedoch als erfreuliches Ereignis gefeiert, da im kompletten Film fast nur "Cineasten" zu Wort kommen, denen es hauptsächlich um Quantitäten wie Spezialeffekte geht. Das ist schade, macht aber noch einmal deutlich wohin der Kinogänger erzogen wurde und wie wenig Kino noch mit Kunst zu tun hat, ein ohnehin stets interessanter Kampf in einem von Profitgründen lebendem Kreativbereich.
Zumindest wird die Dokumentation nun interessanter, muss man doch wahrlich schmunzeln wenn Leute davon berichten wie sie mit hohen Erwartungen, sich wie ein Kind freuend, die Vorstellung von Episode 1 besucht haben und wie dieser Film auf sie gewirkt hat. Hier, wie später auch an anderer Stelle, erwischt man sich dabei, wie man den Sprechern zustimmt, geradezu nur zustimmen kann, wenn sie von ihrer Verwunderung sprechen, wie sehr man eine liebevolle Schöpfung wie "Krieg der Sterne" mit Füßen getreten hat und wie man diese unangenehme Überraschung erlebt hat. Andererseits bleibt auch diese Kritik zu oberflächlich gehalten. Es ist zwar nachvollziehbar, dass als Ärgernisse Yar Yar Binks und die Mediclorianer herangezogen werden, das sind immerhin Schwerpunkte am Desaster des Streifens, oft hat man aber den Eindruck dass es für die maulenden Leute darüber hinaus kaum Ärgernisse gab, so als sei die Flut an herzlosen Computereffekten und die völlig dämliche, geradzu infantile Handlung nicht ebenfalls Grund genug sich verarscht vorzukommen.
Aber die Versöhnlichkeit mit der Reihe wird ohnehin deutlich, wenn von den Fortsetzungen des Prequels gesprochen wird, die immerhin besser ausgefallen wären, was sie als mittelmäßige Filme tatsächlich auch sind, was dann auch ausreicht um nicht mehr ganz so gehässig auf die Episoden 2 und 3 zu gucken. So wird "The People vs. George Lucas" in seinem letzten Drittel wieder eine Spur braver, wird allerdings auch dort nie wieder so nervig wie zu Beginn, auch wenn meiner Meinung nach falsche Schwerpunkte gesetzt werden. Der Wandel George Lucas vom Filmemacher zum Unternehmer bildet hier die Ausnahme, das ist ein interessantes Thema, das auch relativ ausführlich angegangen wird und im Zuge dessen auch Lucas' Unterstützung gegenüber Fan-Produkten aufzeigt. Leider nutzt Philippe diesen Zweig, um nun Unmengen an Imitationskunst zu zeigen, die Fans eigenhändig daheim fertiggestellt haben. Manches davon ist einen Blick wert, ein geringer Teil davon besitzt sogar Charme, in der hier gezeigten Menge nervt es jedoch irgendwann. Zudem bedient der Film damit erneut nur den Fan-Hype, der dazu führt, dass meist geistlose Leute sich freuen ihre Fresse zusammen mit ihrer Meinung einmal in die Kamera eines Dokumentarfilmes halten zu dürfen.
Ja, es sind hauptsächlich die Fanatiker die sich aufregen und ja, es sind sie, die damit eine Wut auf eine Person entwickeln, mit der sie nicht umgehen können. Und weil es Fanatiker sind, kommen auch mal wieder die Ewoks aus "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" schlecht weg, die gerne als Beispiel herangeführt werden, dass zum Ende der Original-Reihe schon erste Fehlentscheidungen fielen. Das ist freilich Unsinn, so toll wie dieser Teil der Trilogie ausgefallen ist, aber da geht es eben nur um Meinungen frei von Reflexion, um Fanatismus, und der Fehler von "The People vs. George Lucas" ist, dass er sich von diesem nicht wirklich distanziert. Zum Ende hin wird auf den Filmemacher Lucas außerhalb seines "Star Wars"-Imperiums verwiesen, und was er der Filmwelt Gutes tat, und so endet der Film so brav und banal wie er begonnen hat. Es ist schade dass er nicht das wahre Potential seiner Thematik erkannt hat und fast ausschließlich im Fanbereich unterwegs war um zu "recherchieren". So reizvoll die Thematik klingt, den Film kann man sich definitiv sparen. Sachlichkeit ist kaum auszumachen und war in diesem hysterischen und glorifizierenden Treiben wohl auch nie gewollt. OFDb
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