03.04.2020

ADAMS ÄPFEL (2005)

Mit seinem ungewöhnlichen Mix aus schwarzem Humor, Menschlichkeit, Drama und Optimismus weiß "Adams Äpfel" zu gefallen. Das dänische Werk ist von seiner Mentalität her weit entfernt von der eines typischen US-amerikanischen Filmes, welcher eine solche Thematik moralisch, kitschig und/oder albern präsentiert hätte, während Anders Thomas Jensens Regiearbeit keinerlei Anbiederung an Erwartungen des Publikums oder eingefahrener Sehgewohnheiten setzt. Das geht sogar so weit, dass man aufgrund der Härte von Adams Charakter einige Zeit zweifelt, ob er sich im Laufe der Geschichte überhaupt wandelt, oder ob der bissige schwarze Humor uns stattdessen auf eine überraschend böse Pointe vorbereiten soll. Als Zuschauer wird man stets vom Drehbuch herausgefordert, das uns nicht nur schrullige Charaktere in interessanter Handlung eingebunden vorsetzt, sondern durch sie auch Gestalten präsentiert, die stets irgendwelche Taten vollbringen, die man weder von ihnen erwartet, noch vorausahnen könnte.

Dabei wird "Adams æbler" (Originaltitel) nie in irgendeine gekünstelte Coolheit gepresst. Der Zynismus, der teilweise sehr harte Humor und die immer deutlicher werdende Tragikomik strahlen eine Natürlichkeit innerhalb einer mündig gehaltenen Geschichte aus, die dem Streifen, der sich eigentlich wie ein Comicstrip gucken müsste, gut tut und eine Leichtigfüßigkeit verschafft, die den Appell an Menschlichkeit zu unterstützen weiß, ohne die schwarzhumorigen Momente zu verwässern. Hervorragend besetzte Mimen sorgen für die nötige Glaubwürdigkeit, gut gesetzte Pointen und ein überraschungsreiches Script fordern das Publikum heraus. Und selbst die pro-religiösen Momente kommen eher verschmitzt comicartig daher, als dass sie wen missionieren wollten.

Auch in diesem Punkt zeigt sich: "Adams Äpfel - Gott ist auf meiner Seite" (Alternativtitel) ist eben keiner dieser Ami-Filme, wie wir sie seit Kriegsende als Dauersuggestion darüber, wie man zu leben habe und wie eine Geschichte erzählt sein muss, vorgesetzt bekommen, sondern kommt in seiner Kreativität und erwachsenen Art erfrischend anders daher, obwohl die Chose ähnlich schließt, wie es in der Gewohnheitsecke des Kinos stattgefunden hätte. Das zeigt wieder einmal dass der Weg das Ziel ist. Und in seinem Appell andersartige Schrulligkeiten zu respektieren, kann man es wohl als konsequent bezeichnen, dass der Film sich selbst ebenfalls fast allen Konventionen versperrt. Man spürt das ehrliche Anliegen in "Adam's Apples" (Alternativtitel), eben weil er trotz gelegentlichem Holzhammerhumor stets ethisch und feinfühlig bleibt und Adam nicht mit plumper Küchenpsychologie resozialisiert, sondern mit authentisch anmutender menschlicher Nähe. Ob es die Österreicher 2020 mit ihrer Neuverfilmung "Alles wird gut" ebenfalls richtig machen? Ich werde berichten, sobald ich es weiß.  OFDb

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