30.05.2021

SÖRENSEN HAT ANGST (2021)

Bjarne Mädel als Polizist auf dem Dorfe, da denkt man zunächst unweigerlich an "Mord mit Aussicht". Doch wer hier einen amüsanten Stoff wie dort sucht, oder allgemein wie in Mädels größten Erfolgen, der irrt, entpuppt sich "Sörensen hat Angst" doch als bitterböses Drama. Mit der falschen Erwartung schien man psychologisch betrachtet jedoch bewusst zu spielen, wirken die Charakterzeichnungen mit ihren fragwürdigen Schrulligkeiten, die aufgrund fehlender Sympathiefiguren kein gutes Bild vom Dorfalltag zeichnen, doch zunächst leicht humoristisch, so als wolle man einen satirischen Blick hinter das Klischee des heile Welt-Alltags auf dem Dorfe schaffen. Egal ob Ermittler, Randfiguren, Täter, sie alle wirken, mal tiefer beleuchtet, mal nicht, nur mit sich selbst beschäftigt und nicht zur Empathie, geschweige denn zum grundlegenden sozialen Umgang, fähig. Und was zunächst überraschend zurückhaltend humoristisch bezüglich der Dorfmentalität und den Charakterzeichnungen der Figuren wirkt, wird zur knallharten Abrechnung mit einer Dorfgemeinschaft, die sich den bitteren Wahrheiten vor Ort nie gestellt hat. Das Bild des Films, der auf einem Roman von Sven Stricker beruht, der auch für das Drehbuch zuständig war, ist arg pessimistisch gezeichnet, etwas zu stark für meinen Geschmack, und spätestens wenn der Zuschauer versteht, um was es im Mordfall tatsächlich geht, vergeht ihm das Lachen endgültig, und die Bitternis breitet sich über das Gesamtwerk aus. 

Das hervorragende Spiel Bjarne Mädels, der hier erstmals Regie führte, hebt das zu übertrieben auf düster getrimmte Projekt qualitativ an, und auch die Realitätsnähe vieler Figuren weiß "Sörensen hat Angst" ein gewisses Niveau zu bescheren. Letztendlich konzentriert sich der Film aber weder genügend auf den Angsthintergrund des Protagonisten, noch zu genüge auf den Kriminalfall, so schnell wie Wendungen und Ermittlungsfortschritte fast schon lieblos eingearbeitet werden. Andererseits wirkt der Plot nie undurchdacht, trifft das was er jeweils thematisiert auf den Punkt und trumpft mit der Außenseiterposition der Hauptfigur, die ironischer Weise eigentlich hervorragend in dieses Dorf hinein passt. Auch manch originelle Idee, wie jene, dass der am wenigsten im Vordergrund stehende Ermittler, ein Berufsanfänger, derjenige bei der Polizei ist, der für die meisten neuen Erkenntnisse verantwortlich ist, weiß zu gefallen, und die Ironie am Ort der erhofften Ruhe die wahrscheinlich schlimmsten psychisch belastenden Berufserfahrungen zu machen sowieso. Mir kam der Umgang mit dem Hintergrund der Taten jedoch trotz sich ehrlich anfühlender Mitleidsbekundungen zu unsensibel angegangen vor. Das Buch versucht nicht den Ablauf dessen was geschah nachvollziehbar zu rekonstruieren, sondern stellt uns vor vollendete Tatsachen, die oberflächlich abgefertigt werden. Ich glaube ich habe aber auch einfach nur ein gewaltiges Problem mit diesem traurigen Thema und wurde von diesem innerhalb eines Werkes, das ich für seichte Unterhaltung hielt, schlichtweg überrumpelt. Bei jeder anderen düsteren Wendung hätte ich mich über einen derartigen Irrtum gefreut, aus der Wohlfühlzone gerissen wurde mein Blick auf den Film jedoch immer theoretischer und damit vielleicht auch zu kritisch, um ihn im Umgang mit dieser schwierigen Thematik fair beurteilen zu können.  OFDb

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