Konstruiert mag der Plot ja sein, uninteressant jedoch keineswegs, bietet er doch die Grundlage für eine faszinierende Satire über all die Schattenseiten des Wahlkampfes, die Lügen der Demokratie und der Gefahr der Gewöhnung. Nur leider will „Swing Vote“ keine Satire sein. Regisseur Joshua Michael Stern wollte viel eher eine Tragikomödie aus dem Stoff schaffen, die anregen soll wählen zu gehen. Allein mit dieser Grundlage verliert der Stoff jeglichen Biss, setzt er doch die umstrittene Ansicht voraus wählen zu gehen wäre in einem festgefahrenem System wie Amerikas oder auch Deutschlands ein entscheidender Faktor für die Demokratie, egal wer zur Wahl steht. Umgekehrt ist die Wahl nicht zu wählen automatisch als undemokratisch abgestempelt, egal ob da jemand seinem Gewissen folgt oder nicht.
Guckt man „Swing Vote“ so wie er gemeint ist, kann man ihm das nur bedingt vorwerfen, eben weil er keine Satire sein will. Er will ein bewegender Film sein, und wie die meisten Werke dieser Art muss er sein Thema dafür arg blauäugig behandeln. Bei Liebe, Rache und Verrat lassen wir uns gerne darauf ein, bei Politik läuten automatisch die Alarmglocken der Manipulation des Zuschauers, ein Bereich der eigentlich zur Grundlage filmischen Schaffens gehört. Film manipuliert. Film will das Publikum irgendwo hinführen. „Swing Vote“ fühlt sich falsch an, weil das System das er gut heißt korrupt ist, er selbst es jedoch all zu menschlich zeichnet mit Menschen an der Macht mit Gewissen und mit einem Volk das verändern kann.
Dass das alles für‘n Arsch ist dürfte klar sein, also stellt sich nur die eine Frage ob man sich auf „Swing Vote“ als geistlosen Film einlassen kann oder nicht, und wer dies trotz aller zutreffender Kritikpunkte kann erlebt ein ähnlich optimistisch verträumtes politisches Ergebnis wie in den Filmen „Hallo Mr. Präsident“ und „Dave“, wobei letztgenannter trotz seiner märchenhaften Aura wesentlich mehr Köpfchen besaß als der hier besprochene Streifen. Da Stern nur leicht auf den dramatischen Aspekt seiner Geschichte setzt mag sein Film nicht ganz so gefühlsintensiv wirken wie die beiden Vergleichsfilme, ein annehmbares Ergebnis ist ihm aber durchaus gelungen, mag der Storyverlauf auch etwas arg routiniert und damit vorhersehbar sein und die Filmtochter Costners etwas arg penetrant nervig in Szene gesetzt.
Als sympathisch gespielter Kopf aus-Streifen geht „Swing Vote“ trotz aller berechtigter Kritik jedoch durch, ist er doch gekonnt routiniert umgesetzt und weiß seine interessante Geschichte, auch wenn man wesentlich mehr aus ihr herausholen könnte, doch einen Film lang zu unterhalten. Natürlich ist es etwas schade wenn der Film an den interessantesten Stellen abblendet um zur nächsten Szene überzuleiten, aber das ist es auch eben nur dann wenn man geistvoller, gerne auch auf Satire-Basis unterhalten worden wäre. So schlicht und sanft wie der Film gemeint ist, setzt er seine Szenen und das was er nicht zeigt genau richtig ein. Stern lässt sich da nicht beirren, lässt sich auf keinen halbgaren Kompromiss ein. Ganz oder gar nicht ist die Devise. Das grenzt jene komplett aus denen das nicht schmeckt, serviert aber das Stück schlichte Unterhaltung das jener sehen will, der nach Feierabend zum Abschalten eine nette, kleine Geschichte erzählt bekommen will.
Stern hat sein Ziel erreicht. Da sprechen wir von keinem großen Ziel, und man darf sich zurecht wünschen, dass mal wer besagten Stoff bissiger umsetzt, aber als das was Stern abliefern will ist „Swing Vote“ gelungen. Und wer sich tatsächlich von einem kleinen Mädchen ohne Lebenserfahrung und ohne kognitive und soziale Reife während des Zuschauens zum Thema Wahl und Demokratie manipulieren lässt, dem ist ohnehin nicht zu helfen. Der hätte sich ohnehin irgendwann auch von wem anders einen Bären aufbinden lassen und lebt wahrscheinlich in einem Dauerzustand der ewigen Meinungsänderung, immer gerade aktuell von jenem beeinflusst dessen Propaganda er gerade ausgeliefert ist. Aber wegen solcher Vollidioten kann man ja keinen Film verurteilen, der glaubt das richtige zu tun. Lassen wir Stern und die anderen Gehirne hinter diesem Projekt ruhig weiter von ihrem Land der Freiheit träumen. Es ist doch ihr gutes Recht. OFDb
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