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10.03.2021

DIE ÜBLICHEN VERDÄCHTIGEN (1995)

Einen Kriminalfilm fast einzig über Rückblicke im Verhör zu erzählen besitzt seinen Reiz, zumal dieses Stilmittel die Möglichkeit bietet bereits erlangte Blickwinkel aufgrund dessen zu erweitern bzw. zu verändern, dass die Polizei aufgrund ihrer Ermittlungen auf neue Informationen stößt, welche den Verhörten dazu zwingen ein breiteres Spektrum als bislang offen zu legen und ausgelassene Winkel der Erzählung somit zu lichten und Halbwahrheiten zu brechen. So scheint es zumindest, und am Ende einer wendungsreichen und trickreichen Geschichte ist ohnehin alles anders als vermutet - oder auch nicht, enttarnt die letzte Korrektur der Geschichte letztendlich doch das, was der erfahrene Zuschauer ziemlich schnell aufgrund der vorliegenden Figurenkonstellation vermutete. Zugegeben: man war kurz davor von der detailliert "bewiesenen" vorherigen Version überzeugt, das macht die leichte Ernüchterung am Ende dann doch bestätigt zu werden jedoch etwas ärgerlicher. Das ist jedoch Jammern auf hohem Niveau. Zwar bin ich nach Sichten von "Die üblichen Verdächtigen" nun nicht so euphorisch wie die vielen Stimmen im Netz (dafür ist der Streifen mir dann doch etwas zu Mainstream-lastig ausgefallen), aber das Werk des mehrfachen "X-Men"-Regisseurs ist interessant und atmosphärisch dicht erzählt und bietet allerhand charismatische Mimen, die in ihren Rollen zu überzeugen wissen. 

Dank eines gelungenen Kostüms und einer leicht zu spielenden Rolle überzeugt sogar der mit wenig Talent gesegnete Stephen Baldwin. Es gleicht einem Wunder, dass er nicht neben den anderen Darstellern verblasst, sind doch professionelle Schauspieler mit an Bord, hervorzuheben seines diesbezüglich ein recht junger Kevin Spacey und der unglaublich treffsicher besetzte Gabriel Byrne. Käme nicht irgendwann der Mythos um Keyser Soze ins Spiel, hätte der Film jedoch nur, professionell produziert anzuschauen, sympathisch vor sich hin geplätschert. Erst mit dieser Einführung bekommt die Geschichte genügend Gewicht und Kraft, um auch außerhalb der gelungenen Figurenkonstellation zu überzeugen. Und da der weitere Verlauf sich von da an einzig auf diesen Mythos konzentriert, überrascht es geradezu, dass diese Karte erst so spät, etwa zur Mitte des Thrillers hin, gespielt wird. Gekonnter psychologischer Kunstgriff oder Fehlentscheidung? Das ist schwer zu beurteilen, ist aber eigentlich auch nicht bedeutsam zu hinterfragen, da "The Usual Suspects" (Originaltitel) nicht der große Wurf seines Genres geworden ist, sich nicht großkotzig als gut finanziell gestütztes Projekt, welches er ist, präsentiert und in seiner Art wie angegangen kurzweilig zu unterhalten weiß und dabei weder auf interessante Wendungen verzichtet, noch auf ein durchdachtes und, auf Popkornfilm-Basis, überzeugendes Drehbuch.  OFDb