Es gibt nur wenige Horror-Komödien, die es tatsächlich schaffen beide Bereiche in einem Gleichgewicht zu präsentieren, der sowohl ängstigt, als auch belustigt. "Arachnophobia" gehört zu diesen seltenen Glücksgriffen, und man muss nicht einmal unter der titelgebenden Spinnenangst, bzw. unter dem Ekel leiden, den die Achtbeiner verursachen können, um beim Sichten in beide Bereiche eintauchen zu können. Selbst neutral eingestellt versteht es Regisseur Marshall einen Spannungsbogen zu erzeugen, der es in sich hat. Während das Drehbuch auf der Horrorseite eigentlich keine sonderlich neuen Aspekte setzt, erweist sich Marshalls Inszenierung als hochgradig spannungswirksam. Das Szenario wirkt bedrohlich, anstatt ausgelutscht, in seiner Hochphase sorgt diese Stärke gar für puren Nervenkitzel. Dies allerdings auch deshalb, weil dem Drehbuch seine Figuren wichtig sind, und wir den durch Jeff Daniels so glaubwürdig verkörperten Dr. Jennings gut genug kennen lernen, um sein Spinnenangst-Leiden in allen Poren nachvollziehen zu können, gerade im gnadenlos mit ihm umgehenden Finale. Gleichzeitig dürfen wir uns an seinem Gebrechen erfreuen, denn gerade hier im Finale schaffen es Regie und Drehbuch vereint die beiden Genres zeitgleich zusammenzuführen. Spinnenekel, Schockeffekte und Nervenkitzel treffen auf eine schwarzhumorige, comicartige Umsetzung, die den Zuschauer zwischen den Zuständen des Schmunzelns und Angespanntseins fesseln, was alles durch eine glaubwürdige und professionelle Inszenierung so treffsicher zu funktionieren vermag, sowie durch den kurzfristig in den Wahnsinn abrutschenden Dr. Jennings.
Aber auch der Restfilm ist auf hohem Niveau präsentiert. Der Einstieg im Dschungel wirkt nicht wie ein zwanghaftes Kapitel, das es pflichtbewusst schnell abzuarbeiten gilt. Er ist in Ruhe erzählt, gönnt auch nebensächlichen Charakteren genügend Aufmerksamkeit zur Entfaltung, und die präsentierten Erlebnisse sind interessant und packend umgesetzt. Bereits hier herrscht ein funktionierender Spannungsbogen, wie im Komplettfilm Zuschauer mit Problemen mit Spinnen spannungstechnisch bevorzugend, alle anderen aber nicht ausgrenzen lassend. In der Kleinstadt angekommen, in welcher fast der komplette Restfilm spielen soll, hält der Humor verstärkt Einzug ins Geschehen, das Ergebnis jedoch nie rein Komödie werden lassend, dafür ist der Witz meist zu schelmisch und subtil eingestreut. Hin und wieder gönnt man sich aber auch lautere Humormomente, oft eingebracht über den herrlich prollig spielenden John Goodman, der es schafft eine Brücke zwischen dem anspruchslosem Mainstream-Publikum und dem erwartungsvollem Cineasten zu spannen. "Arachnophobia" ist kurzweilig, interessant und emotional nachvollziehbar erzählt, bietet tolle Bilder innerhalb einer verspielt genutzten Kameraarbeit, weiß tricktechnisch zu gefallen, und präsentiert das sonst als B-Film genutzte Szenario über Durchschnitt dargeboten von professionellen Mimen, finanziell unterstützt durch den namhaften Produzenten Steven Spielberg. Lediglich der Soundtrack ist etwas arg durchschnittlich komponiert, weiß aber das Szenario akzeptabel zu unterstützen, wenn auch kaum auffallend. Ein gelungener, individueller Schluss-Gag der anderen Art entlässt entspannt aus einem aufregenden Film, der im Tier-Horrorbereich neben "Der weiße Hai", "Phase IV" und "Die Vögel" seinesgleichen sucht, im Bereich der gleichberechtigten Genre-Kreuzung Horror und Komödie seinesgleichen neben "Tanz der Teufel 2" und "The Return of the Living Dead". OFDb