22.03.2024

X (2022)

Ti West verneigt sich wieder einmal vor vergangenen Horrorzeiten und macht mit seinen Retroaufnahmen, die Stimmung und künstlerisches Vermögen gleichermaßen einzufangen wissen, mit Bildzitaten deutlich welche Vorlagen er ehrt. Leider geht die Geschichte dabei zu geradeaus auf Slasher-Kurs, lässt sich zwar Zeit zur Figurenvertiefung und nutzt manch andere inhaltlichen Ansatz, als im Genre üblich, warum er aber z.B. den Aggressor so früh als solchen erkennen lässt, will sich mir nicht erschließen. Zumindest schafft er mit "X", der Teil 1 einer Trilogie werden soll, die bislang mit "Pearl" eine erste Fortsetzung per Vorgeschichte erfuhr, an M. Night Shyamalans Idee aus "The Visit" anzuknüpfen, alte Menschen zum Bösen eines Horrorfilms zu erklären. Die waren bislang entweder besessen wie in "Mom" und "Evil Date", bekamen Unterstützung von jungen Menschen, wie recht früh im modernen Horror in "Muttertag" geschehen, oder wurden eher humoristisch in grotesker Wirkung a la "Rabid Grannies" eingesetzt. 
 
"Die Nacht des Todes" wäre eventuell noch zu nennen, als Ausnahme der Regel, aber in Form eines waschechten Slashers dürfte Ti West wohl der erste sein, der sehr alte Menschen in die Position der Mörder setzt. Außerdem erfährt "X" zusätzlichen frischen Wind mit dem Tabubruch von Altersnacktheit und Sexualität im Alter und setzt den freizügigen Szenen in der ersten Hälfte, in welcher es u.a. um einen Pornofilmdreh geht, als eine Art Legitimierung der dort gezeigten Details selbiges mit alten Körpern im letzten Drittel entgegen. Manch einer erfährt es erst im Abspann, aber ebenso wie im 2018er "Suspiria" steckt ein junger Mensch per Doppelrolle im Kostüm eines alten Menschen, und cleverer Weise war dies für besagte Spiegelung der Geschehnisse, der junge Pornostar im Mittelpunkt, der nicht zufällig ebenso wie der Fernsehprediger redet. Das guckt sich alles nett, neu und gleichzeitig traditionell genug, um interessant genug bis zum Schluss zu unterhalten, und manch heftige Tötungsmethode, inklusive zwei Leckerbissenszenen für Tier-Horror-Liebhaber, sind ebenso enthalten, für den großen Wurf ist das dennoch nicht innovativ genug geraten, oder zumindest mit heftigem Nervenkitzel versehen. 

Immerhin schafft es Autor, Produzent, Cutter und Regisseur Ti West aber trotzdem, dass man mit den Figuren mitfiebert, und dies nicht zufällig, ein gewisser Grad Empathie, trotz gewollter Tabubrüche in so ziemlich jedem Charakter, ist ihm dabei wichtig, egal um welche aktiv agierende Person es gerade geht. Und in einer Art Verstehen der Motivation der Täter, liegt mit dieser Empathie eines der Geheimnisse zum Funktionieren von "X", zumal er trotz einiger Nacktheiten maximal einen Hauch Erotik erntet, da es dem guten Mann um Sex in der Handlung geht, und nicht hauptsächlich um das Einfangen anregender Bilder. Wer sich durch die Anwesenheit der durch "Wednesday" und "Scream 5" mittlerweile populär gewordenen Jenna Ortega Nacktheit von dieser Seite erhofft, wird sich jedoch mit Unterwäscheszenen zufrieden geben müssen, wobei die in einem Film, der eigentlich nicht auf Provokationen setzt (zumindest zum Selbstzweck), noch mit am provokativsten anmuten.  Wiki

2 Kommentare:

  1. Ich fand Mia Goth großartig und in "Pearl" wird das dann noch deutlicher...

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    1. Pearl ist mir noch zu teuer, um ihn mir anzuschaffen, bin aber gespannt drauf. :)

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