04.10.2014

SUPERMAN RETURNS (2006)

Zunächst einmal muss ich den Produzenten dieses Films meinen Respekt aussprechen. Nach so vielen Jahren Pause nicht einfach nur einen neuen Superman-Film fertigzustellen, so wie es die Verantwortlichen des „Batman"-Franchise taten, sondern trotz des Flops von „Superman 4“ nach 19 (!!!) Jahren eine echte Fortsetzung der Reihe zu drehen ist mutig und kosequent zu nennen. Toll auch das deshalb die Titelmusik und die Titelsequenz beibehalten wurden. Das steigerte die Erwartungshaltung natürlich enorm. Aber leider habe ich mich zu früh gefreut. Der Film schwächelt, ohne gleich zur Katastrophe des jüngsten „Man Of Steel" zu werden, im Vergleich zu diesem ist „Superman Returns" ein Segen. Aber toll ist das Ergebnis trotzdem nicht zu nennen.

Der Film fühlt sich nicht echt an. Noch extremer als in bisher allen „Spider-Man"-Filmen, inklusive jener mit Andrew Garfield, wirkt der Superheld bei seinen Einsätzen zu computeranimiert, so als würde man das Begleitfilmchen eines Computerspieles anschauen. Auch alles um Superman herum wirkt oftmals ebenfalls zu unecht, weil es, ähnlich wie in "Sky Captain and the World of Tomorrow", noch einmal mit dem Computer bereinigt wurde, wenn nicht sogar komplett am Computer animiert. Und das unangenehmste von allem: die Gesichter der Protagonisten sind so extrem überarbeitet wie die Covergirls der TV Spielfilm, die wie geklonte sterile Möchtegern-Schönheiten aus der Welt der Chirurgie wirken.

Das Casting ist okay zu nennen, kommt aber was Superman und Luthor betrifft leider nicht an die Besetzung der alten Filme heran. Bedenkt man mit wie viel Freude seinerzeit Luthor gespielt wurde und wie lahm der an sich talentierte Kevin Spacey unmotiviert agiert, geht einiges von der möglichen Atmosphäre seiner Szenen flöten. Zumindest sind sie mit ordentlich Humor angereichert. Ohnehin fehlt es dem fünften Teil nicht an der Komik der alten Werke. Allerdings vermisse ich hier einfach das charmante Spiel Reeves, der seinen Clark Kent so unglaublich lustig angelehnt hatte und in seiner Tolpatschigkeit so wunderbar zu beherrschen wusste.

Zumindest Louis Lane ist nun besser besetzt als einst, wirkt nun halbwegs attraktiv, und ihr Charakter wurde modernisiert. Endlich glaubt man dieser Person ihr Talent und Engagement für den Beruf der Journalistin, und endlich wirkt sie emanzipiert genug, um nicht nur das zu rettende hilflose Wesen zu sein, das ohne den Schutz eines Mannes nicht existieren kann.

Warum Superman weg war, warum er wieder da ist und was so alles während seiner Abwesenheit passiert ist, ist eher unspektakulär und einfallslos zu nennen. Ohnehin dümpelt „Superman Returns“ ohne echte Höhepunkte vor sich hin, baut das Szenario zwar zunächst lobenswerter Weise erst einmal langsam auf, so wie es seinerzeit der erste „Superman“ tat, leider erreicht Teil 5 aber niemals dessen entspannte, ereignisreiche Atmosphäre und dessen Spannungsbogen. Okay, der Film ist guckbar, aber er ist im Endeffekt nur lahme Routine. Und in solch einem Zustand können 140 Minuten zur Bewährungsprobe der Geduld des Zuschauers werden.

Etwas schade, da unnötig, finde ich auch die Widersprüche zu den Vorgängern aus den 70er und 80er Jahren. Supermans toter Vater erklärte seinem Sohn einst, er dürfe nur dann eine Beziehung zu einer Erdenfrau führen, wenn er seine Kräfte ablegt. In „Superman Returns“ entpuppt sich Louis Kind nun plötzlich als das vom Krypton-Alien, nur um einen dramatischen Aspekt mehr mit einbringen zu können. Auf solchen Kleinigkeiten herumzuhacken mag Korintenkackerei sein, aber wenn man auf der einen Seite Respekt vor den alten Filmen zeigt und sich an ihnen orientiert, sollte man die dort gelebten Comic-kulturellen Gesetzmäßigkeiten nicht einfach ignorieren und auf Kosten neuer Ideen und mit Blick auf ein junges Publikum verraten.

Wirklich schaden kann das eine Fortsetzung aber ohnehin nicht, die bereits mit ganz anderen Problemen zu kämpfen hat. „Superman Returns" ist in der Theorie eine tolle Idee und in seiner Inszenierung kein totaler Flop, aber er ist einfach maues Mittelmaß, und so ungerecht es auch sein mag: schlecht guckt sich oft besser als mittelmäßig, so dass der unterirdische „Man Of Steel“, der von einer Fehlentscheidung in die nächste tritt, zumindest theoretisch betrachtet der interessantere Film ist, einfach weil es überrascht wie respektlos man mit der Comicvorlage umgehen kann. „Superman Returns“ guckt sich eigentlich zu lahm, um als Cineast interessiert zu schauen, was denn nun wirklich schief gelaufen ist.  OFDb

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