02.01.2017

MANUFACTURING DISSENT - MICHAEL MOORE AUF DER SPUR (2007)

Lange hält sich Debbie Melnyk nicht damit auf aufzuzeigen wie begeistert sie von Michael Moore ist. Von Beginn an merkt man wie sehr es „Manufacturing Dissent“ darauf anlegt dem populären Linken zu schaden, ein lukrativer Gedanke bei dessem Bekanntheitsgrad und bei seinen viel beachteten Filmen. So kann man sich auch ein Stückchen vom Kuchen sichern. Doch obwohl der Film vortäuscht etwas anderes zu wollen als er will, so legt er doch trotzdem manche Manipulation in Michael Moores Werken offen, die, falls die Gegenaussagen stimmen, nicht schön zu reden sind. Für manch einen heiligt der Zweck die Mittel, aufgrund des mangelnden Bildungsgrades in Amerika kann man Moores Methoden entschuldigen, wenn er dafür doch das schlafende Volk wachrüttelt. Doch auch wenn man so denkt, lässt sich an der Tatsache der Manipulation trotzdem nichts schön reden, zumal Moore diese Methode in seinen Filmen nicht nötig gehabt hätte, bei all den Wahrheiten die er ansonsten ans Tageslicht brachte.

Manipulative Dokumentarfilmer beschweren sich über einen manipulativen Dokumentarfilmer. So in etwa kann man „Manufacturing Dissent - Michael Moore auf der Spur“ bezeichnen. Selbstlos ist Moore wahrlich nicht. Und er genießt es vor der Kamera zu stehen. Aber was ihm in diesem Film teilweise vorgeworfen wird, erweist sich in den angeblich beweisenden Interviewausschnitten mit dem guten Mann als Neiddebatte, werden doch Reaktionen und Aussagen in Moores Worte und seinem Verhalten reininterpretiert, die der mitdenkende Zuschauer dort nicht wiedererkennen kann. Ganz im Gegenteil wird klar, dass die kämpfende Linke sich durch Moore betrogen fühlt. Radikal denkende beschweren sich über einen radikal Denkenden.

Würde man für eine von beiden Seiten Partei ergreifen wollen, müsste man sich immerzu im Kreise drehen. Im Kampf gegeneinander merken die Seiten nicht, wie ähnlich sie sich sind. Gerade das macht den hier besprochenen Dokumentarfilm jedoch so interessant. Für aufgeweckte Leute ist er keine Skandalaufdeckung von Moores manipulativer Polemik, die in seinen Werken durchaus stattfindet. Viel mehr wird „Manufacturing Dissent“ zu einem interessanten Einblick wie Weltverbesserer ticken, sich gegenseitig ans Bein pinkeln, und jeder seine Methoden für richtig hält, nur um die angeblich Unwissenden aufzuklären.

Melnyk ist sich nicht darüber bewusst wie fragwürdig sie vorgeht. Ihr ist nicht bewusst, dass sie sich meist auf Meinungen anstatt auf Tatsachen stützt. Und die gravierendsten Vorwürfe gegen Moore werden nicht einmal bewiesen, ein Teil der vorhandenen Beweisführung ist zudem nicht derart deutlich belegt oder abgefilmt, dass man sich darauf verlassen kann, dass im hier besprochenen Film keine Wahrheiten verfälscht werden. Was manche Szenen lediglich vermuten lassen, legen andere offen, wie z.B. die Rechtfertigung sich mit einem illegalen Trick auf eine Veranstaltung Moores zu schmuggeln, weil der es auch in einem seiner Filme so getan habe. Kinder argumentieren so, von Erwachsenen, und zudem noch von welchen die einen aufklärerischen Film drehen möchten, erwarte ich da schon mehr.

Und sich über das Verbot von Redefreiheit eines Kämpfers für die Redefreiheit aufzuregen, der lediglich Störenfriede davon abhielt eine Veranstaltung zu missbrauchen, ist billigster Populismus und gerade heutzutage in Deutschland ein gern verwendetes manipulatives Argumentationsmittel von rechten Mitbürgern. In der Oper kann ich auch nicht plötzlich auf meine Redefreiheit pochen. Da werden die Veranstalter auch nicht zu Nazis, wenn sie mich aufgrund einer solchen Störung herauswerfen. Dass Moore sich während einer anderen Veranstaltung 20 Minuten Zeit für seine Interviewpartnerin nimmt, nachdem diese so oft von ihm abgewiesen wurde (weil Melnyk manipulativ stets zu tatsächlich ungünstigsten Zeitpunkten nach Interviews anfragte), wird zwar nicht unter den Tisch gekehrt, Moore aber auch nicht positiv anerkannt um ein wenig vom Feindbild abzubauen, welches „Manufacturing Dissent“ künstlich schafft.

Die Aufnahmen Moores zeigen Moore wie er wirklich ist. Er ist nicht der Kämpfer für die Linken, er ist Populist zum eigenen Vorteil. Er genießt das Rampenlicht, und er freut sich über seinen Ruhm. Er ist ein Idealist der sich in Stimmung reden kann, und ihm ist jedes Mittel recht zum Ziel zu gelangen. Allerdings macht er daraus kein Geheimnis, sieht sich als Unterhalter anstatt als Dokumentarfilmer. Er lässt offene Dialoge zu, stellt sich der Kritik und bleibt dabei Mensch, also auch angreifbar und unpolitisch auf Kritik reagierend. Man kann von den Methoden Moores halten was man will, aber was „Manufacturing Dissent“ Moore unterstellt, wird stets durch die eigens eingebrachten Szenen, in denen Moore zu Wort kommt, als Lüge entlarvt. Den Verantwortlichen des Streifens ist lediglich seine Popularität ein Dorn im Auge und dass er ihre linken Interessen zum eigenen Vorteil verwässert. Hier steht keiner dem anderen in irgendetwas nach. Und das ist das wahrlich sehenswerte an diesem Film.  OFDb

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