14.04.2018

HEATHERS (1988)

"Heathers" ist eine Satire und muss deshalb nicht immer glaubwürdig sein. Ganz im Gegenteil will sie dies auch nicht immer, was die dick aufgetragenen harmonischen Familienszenen mit Veronica im Garten zeigen, begleitet von absichtlich gestelzten Dialogen. Mal bodenständig, mal grotesk dick aufgetragen, wird uns eine schwarze Komödie präsentiert, in welcher gestilte Figuren sich ganz offensichtlich dem Teenagerpublikum anbiedern, anstatt tatsächlich mit dessen Schwäche für Eitelkeit zu spielen, so dass man allein daran das zweischneidige Schwert des Streifens erkennen kann. "Heathers" will provozieren und aufklären, er will aber auch unbedingt dem Jungpublikum gefallen. Mit der süßen Winona Ryder und dem überzeugenden Christian Slater geht die Rechnung sogar auf, selbst über das Jugendalter hinaus gesehen, immerhin ist Michael Lehmann ein durchaus sympathischer Film geglückt. Aber so begeistert wie in jungen Jahren bin ich trotzdem nicht mehr von diesem Film, den ich damals auf ein ähnliches Podest wie "Hart auf Sendung" gehoben hätte. Denn im Gegensatz zu diesem ebenfalls mit Slater besetzten Teeniefilm will die Gesellschaftskritik hier nur oberflächlich überzeugen, wohingegen der Vergleichsfilm geradezu davon lebt eine solche erfolgreich und aufwühlend zu besitzen.

"Lethal Attraction" (Alternativtitel) geht somit nicht so tief wie er gerne möchte, und dank eines Mangels an wahrer Empathie im Verhalten der Hauptfigur, bleibt er damit eine Spur zu theoretisch, was aber nicht bedeutet, dass man mit dem Sprungbrett der beiden Stars nicht seine Freude haben könnte. Dieses zeichnet immerhin ein düsteres Bild vom Umfeld der Teenager, die drangsaliert und dominiert werden von einer gleichaltrigen, elitären Minderheit, während die Erwachsenenwelt ihre Probleme nicht ernst nimmt, oder jene, die vorheucheln dies zu tun, ihre Seele an die Medien verkaufen. Die Ereignisse um Veronica und Jason Dean setzen eine Welle an Selbstmordversuchen frei, welche nie all zu große Bedenken bei Eltern und Lehrern auslösen. Zu sehr sind sie medial beeinflusst, um noch menschlich nachempfinden zu können. Zu sehr bleibt das Einfühlen ins Seelenleben eines Jugendlichen Theorie für sie. Dies zeigt sich ganz deutlich in einer sehr geglückten Szene, in welcher die sich verkaufende 68er-Generation ihr Fett weg kriegt, wenn eine Pädagogin äußert, die Entscheidung Selbstmord zu begehen oder nicht wäre eine der wichtigsten die ein Teenager heutzutage treffen müsste.

"Fatal Game" (Alternativtitel) lebt von dieser treffsicheren Bissigkeit und hat auch genügend solcher Momente zu bieten. Es ist jedoch schade, dass die Seele Veronicas nicht ähnlich treffsicher ergründet wurde. Ihr Antrieb bleibt oberflächlich, ihr Mangel zu wahrhaft empathischen Gefühlen macht ihren Wandel nicht glaubwürdig. Das funktioniert trotzdem insofern, als dass der Autor der Figur treu bleibt und es somit nicht zu Widersprüchen oder charakterlichen Unglaubwürdigkeiten kommt. Allerdings macht der Film selbst den Eindruck keinen Deu besser zu sein als seine Heldin, und damit wirkt der Umgang mit dieser Thematik doch wieder unehrlich und zu gewollt. Ebenso geht man nicht in der aufkommenden Liebe der beiden Rebellen auf, oder fühlt sonst irgendetwas beim Zuschauen der abscheulichen Taten mit, eben weil "Westerberg High" (Alternativtitel) stets nur kühle Satire bleibt. Was im schwarzen Humor trumpft und den Film immerhin unterhaltsam zu tragen weiß, schadet der Möglichkeit zu mehr Tiefe, was bei den vorhandenen Möglichkeiten sehr schade sind. Andererseits ist der Film, ebenso wie im modischen Erscheinen seiner Protagonisten, zu sehr darin bemüht cool zu wirken, was gerade gegen Ende immer stärker auffällt und den Figuren somit die Möglichkeit zu mehr Tiefgang verweigert, also schien man es auch gar nicht anders zu wollen.

Da sich der stilische Touch trotzdem ziemlich gut schaut, vielleicht vergleichbar mit jenem aus "Eiskalte Engel", kann man mit zurückgeschraubten Erwartungen diesen einstigen Kultfilm durchaus gourmieren. In Ausnahmeszenen, wie der Beerdigung der beiden Sportler, schafft es Lehmann auch mal den Zuschauer emotional zu berühren. Hier blitzt auf, was insgesamt möglich gewesen wäre, wohingegen eine Beerdigungstraumsequenz in ihrer herrlich grotesken Art zeigt, zu was der unterkühlte Satire-Stil in seinen besten Momenten in der Lage ist. Dort wird das Wort Eskimo zu einem lauten Lacher, ohne an mahnendem Wert der grundlegenden Thematik zu verlieren. Hin und wieder hatte ich jedoch Mitleid mit den asozialen Opfern und fühlte mich allein gelassen von dem Film, der seiner Heldin zwar Schuldgefühle beschert und den Drang derartiges nicht wiederholen zu wollen, aber dennoch der Ansicht ist, dass die Toten es nicht anders verdient hätten. Unterschwellig bleibt dieses Denken auch am Schluss bestehen, wo Veronica ihrem Ex-Lover bei dessen finaler Tat eiskalt zusieht, anstatt einzugreifen. Der Film selbst distanziert sich nicht von seiner Heldin. Er suggeriert eine Richtigkeit im Handeln der Identifikationsfigur, und das wird zur entscheidenden Schwäche eines an sich sympathischen Filmes.  OFDb

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