Die Komödie des Teenagerverstehers John Hughes kam trotz dessen Erfolge mit „Ferris macht blau“ und „Der Frühstücksclub“ zunächst nicht in die deutschen Kinos. Erst der Erfolg von „Kevin - Allein zu Haus“ sorgte dafür, dass der eigentlich zuerst gedrehte „Allein mit Onkel Buck“ hinterhergeschoben wurde, da hier ebenfalls Macaulay Culkin, wenn auch in einer wesentlich kleineren Rolle, präsent war, was schließlich auch den recht unnötig formulierten deutschen Titel erklärt (der im Vergleich zu „Kevins Cousin allein im Supermarkt“ jedoch noch recht harmlos ausfiel). Dass man zuvor nicht wirklich an einen Erfolg des Filmes in deutschen Lichtspielhäusern glaubte, muss nicht verwundern. Das Drehbuch wirkt unausgegoren, der typische Hughes Teenageraspekt wird durch allerlei Nebenhandlungsstränge verwässert, und die Kernaussagen sind ur-bieder ausgefallen in ihrer arg extremen Pro-Familien-Mentalität.
Wenn man nun noch manche unfein gesetzten, ruckartigen Zwischenpointen sichtet, die den diesbezüglich sonst vorhandenen Feinsinn John Hughes‘ vermissen lassen (oft gut zu vergleichen mit von ihm gedrehten oder produzierten Filmen, die ähnliche Sequenzen enthalten) und im Vergleich zur zuvor getätigten Zusammenarbeit zwischen Hauptdarsteller und Regisseur („Ein Ticket für zwei“) auch auffällt, dass John Candys Chaoskomik nicht so ausgeklügelt eingebracht wird wie dort, dann kann man langsam verstehen, warum man einen Film, dessen vordergründig einziger Inhalt aus dem Parodieren amerikanischer Familienkrankheiten besteht, dem deutschen Publikum nicht gerade im Kino präsentieren wollte.
Betrachtet man aber nur diese eine, recht theoretische Seite von „Allein mit Onkel Buck“ wird man ihm nicht gerecht. Wenn auch nicht Hughes‘ Vorzeigefilm verkörpernd, so hat er doch trotz aller Kritikpunkte das Herz am rechten Fleck. Zudem tauchen einige der geäußerten Kritikpunkte nur aufgrund der Vergleiche anderer Werke des Regisseurs auf der Negativliste auf. So ist John Candy als Zugpferd z.B. immer noch ein Hingucker, auch wenn nicht jedes Chaos, welches er anstiftet, ein humoristischer Treffer ist. Der Mann ist trotzdem noch immer saukomisch und füllt mit Onkel Buck eine Rolle aus, die ihm auf den Leib geschrieben ist.
Und auch wenn die Teenagerthematik sich diesmal nicht so echt anfühlt wie in Hughes großen Erfolgen, auch die konstruiert wirkende Kinovariante des Einfühlens in die Probleme erwachsen werdender Kinder weiß humoristisch wie emotional zu punkten, zumal die provokative Tia mit Jean Louisa Kelly wahrlich gut besetzt ist, erst recht wenn man bedenkt, dass dies ihr allererster Auftritt in einem Film ist. Hughes mixt das sonst im Vordergrund stehende Teenagerelement mit besagter Chaoskomik Candys und verwirrt den Zuschauer ein wenig damit nun extremste Spießereien gemixt mit irren Comicsituationen ebenfalls hinzuzugießen.
Das lässt „Uncle Buck“ (Originaltitel) gelegentlich etwas desorientiert wirken, da Spießerdenken manches Mal radikal der Kampf angesagt wird (Elterngespräch mit Schuldirektorin) und manches Mal der Spießer als Vorzeigemensch präsentiert wird, den es zu immitieren gilt, wohingegen dessen Vorurteile am Ende zur Versöhnung nicht konsequent genug über Bord geworfen werden. Eine Spur ehrlicher hätte die Geschichte in Bezug auf die Beziehung zwischen Bruder/Schwägerin und Onkel Buck ruhig schließen können, auch wenn der Film lediglich ein Feel-Good-Movie sein soll, der analytisch nicht sehr tief geht.
Letztgenanntes ist jedoch auch der Grund dafür, warum man mit „Allein mit Onkel Buck“ nicht all zu streng umgehen sollte, zumal er zu unterhalten weiß und uns gut aufgelegte (Nicht)Stars präsentiert, die fast schon eher episodenartig spaßige Momente versprühen. So braucht es auch nicht verwundern, dass ein Jahr später anders besetzt eine Fernsehserie folgte, das Konzept war letztendlich ideal für eine solche. Im Kino wäre ich sicherlich ein wenig enttäuscht gewesen, da erwartet man von einem Film mehr, zumal „Allein mit Onkel Buck“ mit zu wenig tragischen Elementen ein wenig auf den Pfaden eines „Eine Wahnsinnsfamilie“ wandelt ohne dessen Niveau zu erreichen, bzw. dies überhaupt zu wollen. Buck ist die Komödienvariante dieser Art Film ohne nennenswerten Tiefgang oder tatsächlicher Ursachenergründung. Er ist ein oberflächlicher Spaß mit manchen nicht funktionierenden Pointen und einigen sehr spaßigen. Ich mag ihn, auch wenn mich nach wie vor die unnötig eingebrachte, zu konservativ wirkende Familienmoral stört. OFDb
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