08.09.2019

HÖHENKOLLER (1977)

Auch wenn sie sich technisch gesehen zunächst einmal ähneln, weiß man bei einer Mel Brooks-Komödie nie was einen erwartet. Mal kommt der gute Mann mit einem geistreich parodistischen "Frankenstein Junior" daher, mit einem herrlich albernen "Spaceballs" oder einem überraschend sanftmütigen "Das Leben stinkt", dann wird es derart albern, dass es gerade eben noch gut geht, wie in "Dracula - Tot aber glücklich" und "Der wilde wilde Westen". Oft wird es aber auch mal zu dröge, als dass man sich gut unterhalten fühlen würde, so wie in "Die verrückte Geschichte der Welt" geschehen. In Ausnahmefällen ist das Ergebnis gar richtig schlecht zu nennen, wie beispielsweise "Robin Hood - Helden in Strumpfhosen" zeigt. Dass auch "Höhenkoller" zu letztgenannter Kategorie zählt, hätte ich im Vorfeld nie gedacht, wahrscheinlich weil er zu Brooks Hochzeit seines Schaffens entstanden ist, vielleicht auch weil ich dachte, dass Hitchcock als Vorlage ihm genügend Ehrfurcht bescheren würde. Zwar hatte ich den Film in meiner Jugend bereits gesehen und nicht gerade für toll befunden, aber mein Filmgeschmack in diesem Alter entspricht nicht ansatzweise dem von heute, und damals kannte ich auch nicht genügend Hitchcock-Filme, um mich an deren Parodieszenen zumindest aufgrund des Wiedererkennungswertes zu erfreuen. Einen Grund sich auf mein damaliges Empfinden zu verlassen, gab es somit nicht.

Nun mit Blick auf einige, wenn auch längst nicht alle, Hitchcock-Werke mehr, war meine größte Überraschung beim Sichten des Streifens jene, dass Brooks keineswegs, wie sonst so gerne, sehr direkt Originale verulkt, sondern lediglich immer wieder ein paar Szenen einstreut, welche Hitchcocks Werke zitieren. Dass man bei Brooks mit einem albernen Grundton rechnen muss, weiß man im Vorfeld. Und der Einstieg in "Höhenkoller", wenn Dr. Thorndyke am Flughafen von einem Fremden angesprochen wird, gefiel mir in dieser typisch überdrehten Brooks-Art auch richtig gut. Danach ging es meiner Meinung nach aber mit "High Anxiety" (Originaltitel) bergab, obwohl die schwule Anmache nicht die einzig brauchbare Idee des Streifens bleiben sollte. So gefällt beispielsweise auch die Idee der furchteinflößenden Krankenschwester, welche die Ärzte dominiert und somit unter Kontrolle hat. Sie wurde ähnlich schräg besetzt wie die Haushälterin und der Diener aus "Frankenstein Junior", im Gegensatz zu ihnen will sie jedoch eher theoretisch wirken. Zwar funktioniert sie optisch mit ihrem grotesken Aussehen, aber ihre Szenen laufen nicht so rund wie jene ihrer Vergleichsfiguren. Auch das Mysterium um die Nervenheilanstalt weiß zunächst zu gefallen, bietet sie doch eine wunderbare Möglichkeit auf der einen Seite neugierig für den Hauptplot zu machen und gleichzeitig Grundlage zu bieten, um auf ihr losgelöst Albernheiten stattfinden zu lassen. Leider sind die Albernheiten diesmal kaum treffsicher eingefangen.

Selbstverständlich ist solch eine Beurteilung immer arg subjektiver Natur, da mag es manch einem ganz anders ergehen, gerade auch mit Blick auf die von mir eingangs aufgezählte Staffelung Brooks Gelingen betreffend. Aus meinem Blickwinkel heraus sind die Albernheiten jedoch diesmal zu zotig ausgefallen, so dass oft auch brauchbare Ideen zu stark verwässert wurden, wie jene Szene beispielsweise zeigt, in welcher die Mitarbeiter der Anstalt dem neuen Direktor einen falschen Patienten vorführen, um ihr Geheimnis zu wahren. Oft präsentiert Brooks uns aber auch Klamauk, der bereits selbst von der Idee her so gar nicht zu gefallen weiß, und einen solchen setzt er dann derart penetrant mit Lacherwartung in den Mittelpunkt, dass die Szene, in der er sich befindet, keine Chance mehr bekommt anderweitig zu trumpfen. Wenn der Regisseur, Autor und Hauptdarsteller dann auch noch in einer bemühten Frank Sinatra-Parodie anfängt zu singen, treffen Ärgernis und Langeweile endgültig aufeinander. Nein, eine solche Ehrerbietung hat Hitchcock ebenso wenig verdient, wie seine schreckliche filmische Biographie "Hitchcock". Zu seinem Meisterwerk "Die Vögel" fiel Brooks nichts besseres ein, als uns kackende Vögel zu zeigen, vor denen Thorndyke flüchtet, sich in eine Hütte begibt, in der Hoffnung dort Schutz zu finden, um schließlich festzustellen, dass die Hütte kein Dach besitzt. Und dieses simple Stück Komik, welches man durchaus pointensicher hätte umsetzen können, ist noch eine der besseren Passagen eines Streifens, den ich schnellstmöglich wieder vergessen möchte.  OFDb

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