22.02.2022

DER LETZTE ANGESTELLTE (2010)

Nüchtern und intellektuell erzählt, wie für den deutschen Film üblich, aber ohne rein zum Kunstfilm ohne Unterhaltungsanspruch zu verkommen, kommt "Der letzte Angestellte" als stimmungsvoller Mix aus Drama und Horror, sowie aus Kopfkino und Genrefilm daher. Das passt zur mentalen Orientierung, die ihr Unwohlsein sowohl mittels Grusel-Feeling, als auch per Arbeitsplatzkritik a la "Die Ausbildung" auf den Zuschauer überträgt, was zum klassischen Verwirrspiel zwischen Wahn und Wirklichkeit führt, so dass auf symbolischer und anderweitig analytisch gekonnter Ebene mit dem Publikum bezüglich möglicher Wahrheiten gespielt wird. Wie geradezu für den deutschen Autorenfilm untypisch, bekommt man am Schluss eine klare Antwort, die zwar dennoch genügend Freiraum der eigenen Interpretation zulässt, aber zumindest die Frage zwischen Spuk und Wahn klar beantwortet. 

Dass das inhaltlich und methodisch nicht alles neu ist, schadet nur bedingt. "The Last Employee" (Alternativtitel) beeindruckt eher handwerklich anstatt inhaltlich, aber er ist stimmig umgesetzt, psychologisch durchdacht und funktioniert nicht nur in der Theorie. Er ist hervorragend besetzt und kann beim aufgeschlossenen Teil des Horrorstammpublikums ebenso punkten, wie bei einem dem Horror-Genre eher selten heimsuchenden Cineasten. Letztendlich nutzt er aber lediglich deutlicher das Stalking-Motiv des Spukelements typischer Geistergeschichten als üblich. Zwar erntet Regisseur und Autor Alexander Adolph manch unheimliche Momente, insgesamt hätte der Streifen für meinen Geschmack aber etwas gruseliger ausfallen dürfen, eben weil er sich stärker dem Unterhaltungswert zuwendet, als es beispielsweise ein "Wolfzeit" oder "Hotel" tut. Dementsprechend bremst die meist sympathisch genutzte nüchterne Umsetzung "Der letzte Angestellte" manches mal ein wenig aus, so dass er zwar ein engagiertes und gekonntes Stück modernes Horror-Drama bleibt, den Unterhaltungswert per Gruselstimmung aber nicht vollends genug ausfüllt, um ihn gleichermaßen zu nutzen wie den treffend durchdachten intellektuellen Part. Ich denke es liegt an der Spukthematik, dass ich ihm das nicht ebenso positiv ankreide, wie ich es bei Hanekes "Caché" bei vergleichbarer Gewichtung beider Elemente tat.  OFDb

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