22.02.2025

DOCTOR WHO - STAFFEL 12 (2020)

Der Master ist zurück und hinterlässt ein zerstörtes Gallifrey. Bevor der Doktor ihn in ein Exil verbannt, aus dem es nur schwer ein Entkommen gibt, gibt der Zerstörer der einstigen Heimat der beiden dem Time Lord zu verstehen, dass alles bisherige Wissen auf einer Lüge aufbaut. Doch der Doktor muss selbst entdecken, was der Master vor ihm erkannte, und der Weg führt über eine weitere Schlacht gegen die Cybermen...

Selbsternannte Götter, Auserwählte und Vernichter...

Ein Größenwahn durchzieht die Episoden in Staffel 12. Stets stößt der Doktor auf Irrsinn, Selbstverliebtheit und der Gier nach Macht. Weit düsterer als die Vorgängerstaffel fällt die 12. Season aus, und dieser Zustand zusammen mit meiner Entdeckung, dass sich die oberflächlichen vier Hauptfiguren dieser Dekade im Originalton weit besser gucken/anhören, macht das zweite Jahr des weiblichen Doktors nicht nur erträglicher, sondern auch richtig unterhaltsam, phasenweise gar wieder richtig gut. Die unerträgliche Moral pausiert nun öfters, und wenn sie auftaucht, wird sie selbstgefällig und möchte von oben herab das Publikum in sozialem Verhalten belehren, manchmal auch in historischen Hintergründen. Das mutet bitter an, zumal Autoren, die es nicht schaffen ihren Figuren eine Individualität einzuhauchen, die sie zu atmenden Figuren machen, wohl die letzten sind, die durch ihren Mangel an Empathie sozial zu erziehen haben, so engstirnig wie lediglich einem plump gestrickten Ideal nachgegangen wird. Aber wie erwähnt ist dies stark reduziert, und nette bis gute Geschichten lassen einen auch die charakterlichen Oberflächlichkeiten gütigst übersehen, manchmal vernimmt man gar einen Hauch Charakterzeichnung, es besteht also weiterhin Hoffnung für die einst so gelungene Serie. 

Mit der Doppelepisode zu Beginn, die aus jeweils 60 Minuten besteht, bekommt man einen starken Einstieg in das neue Serienjahr geliefert, dass mit ihrem Einfallsreichtum an alter Stärke zurückgewinnt. Was dem folgt ist eine Staffel, in der es keine missglückte Folgen gibt, sehr wohl aber schlichte Laufzeitenstrecker, zu denen leider auch die vorletzte Episode zählt, die letztendlich nur das verzögert, worauf wir sehnlichst warten: Antworten auf ein neu geschaffenes Mysterium. Auf den Weg dorthin begegnen wir ehemaligen Figuren ebenso wie einer uns erneut unbekannten Doktor-Inkarnation (so wie beim Kriegsdoktor damals, so zählt man die Doktoren trotzdem weiterhin lediglich nach jenen, die Hauptfigur waren). Warum dies so ist, und dass dies nur der erste Schritt völlig neuer Erkenntnisse ist, macht Staffel 12 zu einem recht mutigen Projekt. Auf der einen Seite entmystifiziert es zwar die Historie der Time Lords, es erschafft aber eine nicht minder interessante neue Idee, voll von Möglichkeiten, auf die man sich hier noch gar nicht konzentriert, eben weil erst die Geheimnisse Gallifreys gelüftet werden müssen. So episch, wie sich das Finale gern gucken würde, fällt es leider nicht aus, so geschwätzig wie es umgesetzt ist, und so wenig es nachvollziehbar ist, dass der Doktor in so vieles eingeweiht wird, was er selbst nicht entdeckt, obwohl dies nicht von Vorteil für den Gegner ist. 

Ohnehin gehört dies zur Drehbuchschwäche vieler Episoden dieses Jahres. Zu geschwätzige Gegner verraten ohne wahre Motivation zu viel. Warum sollten Unsterbliche sich dem Doktor gegenüber erklären? Warum sollte eine minderwertige Spezies seinerzeit einen Weg gefunden haben diese aufzuhalten? Und warum erzählt man auch dies dem Doktor? Erkenntnissprünge zum Weiterkommen der Geschichten, oder zum Erreichen eines Zieles, werden oft auf diese plumpe Art erreicht, zum Laufzeitstrecken an der falschen Stelle. Temporeich erzählte und düstere Geschichten, sowie der ernsthaftere Umgang des Doktors mit seinen Begleitern, trotz herzlicherer Art, entschädigen für derartige Schwachstellen, mit denen man allein deshalb schon leben kann, weil dem voraus eine weit schwächere Staffel ging. Jodie Whittaker bleibt für mich nach wie vor der schwächste der mir bislang 10 bekannten Hauptrollen-Doktoren. Doch auch sie schafft es im Originalton auf simplerer Ebene genügend zu überzeugen, um Spaß mit ihren Abenteuern zu haben, sie ernst genug im Angesicht des Feindes zu nehmen (im Gegensatz zur Deutschvertonung) und mit der man sich genügend identifiziert bekommt, wenn neue Erkenntnisse das Serienuniversum geradezu neu ausrichten. 

Umso schöner ist es, dass man sich nach so viel Neuorientierung und veränderter Blickwinkel einen klassisch entspannten, augenzwinkernden Cliffhanger ausgedacht hat, der auch zu jedem anderen Zeitpunkt hätte stattfinden können. Er atmet jene Leichtigkeit und sanften Humor, der nun des öfteren wieder über den Dingen schwebt und die sehr pseudo-erwachsen gewordene Serie wieder ansatzweise das alte Flair atmen lässt. Besonders gefreut habe ich mich über diesen zurück entdeckten, humoristischen Ton im Umgang mit historischen Berühmtheiten.  Wiki

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