25.02.2024

DER LEUCHTTURM (2019)

Was ist da nur passiert? "Der Leuchtturm" ist ein mutiges Filmprojekt, so wenig wie er sich trotz prominenter Besetzung dem Massenpublikum anbiedert und so künstlerisch wertvoll wie er ausgefallen ist. Das beginnt mit den sehr hübsch in Schwarz/Weiß eingefangenen Fotografien, dem Aspekt einem Kammerspiel beizuwohnen und der sehr lobenswerten Idee die beiden Protagonisten aus einer uns fremden Zeit meist so reden zu lassen, wie damals üblich. Und da achtete man nicht nur auf die Zeit, auch auf Herkunft und Position. Das komplette Miteinander orientiert sich an besagten Umständen, dementsprechend angenehm befremdlich wirken bereits die alltäglichen Interaktionen der beiden im Zentrum stehenden Figuren. Dass nicht alles Alltag ist und bleibt, wird über ein ungutes Gefühl, das über Allem schwebt, recht gut eingefangen. Dies einzufangen schafft man ohne zusätzliche Schauwerte. Diese findet man stattdessen in den Fantasien, in welche der einfache Arbeiter sich an diesem isolierten Ort flüchtet, und die entpuppen sich nicht nur durch das wunderhübsche Aussehen der dort agierenden Schauspielerin als äußerst sehenswert. 

Das könnte an sich auch der komplette Film sein, doch so angenehm reflektiert er Minimalismus, Kunst und Authentizität in seinem "Shining" auf dem Leuchtturm auch angeht, er verliert einige dieser Stärken, wenn es um den Wahnsinn geht, in welche mindestens eine der beiden Figuren immer mehr abrutscht. Zwar gibt es keine Regeln für Wahnsinn, deswegen nennt man es ja auch Wahnsinn, aber was das Drehbuch uns im letzten Drittel an weit weniger subtilem Geschehen zumutet, als erfreulicher Weise zuvor präsentiert, ist dann doch zu dick aufgetragen, um glaubwürdig zu erscheinen, das bisher gelebte Niveau fortzusetzen und weiterhin so gut zu unterhalten wie bisher. Was dem nun leider, trotz erkennbarer Inspiration durch namhafte Künstler diverser Epochen, zu schwach werdenden Film nur noch hilft, ist seine wunderhübsche Fotografie, die auch in gewaltsamen Bildern, bei zwischenmenschlichen, sich hoch kochenden Unruhen so künstlerisch feinsinnig eingefangen bleiben, wie es in der ruhigeren Phase bereits bei Unwetter erfreute, also bei einer anderen Art Unruhe. 

Das Buch von "The Lighthouse" (Originaltitel) setzt im irren letzten Drittel zu sehr auf extreme Ausraster, einem zu plötzlichen kompletten Abdriften in den Wahn, auf das leicht angedeutete Hintertürchen eines dennoch möglichen übernatürlichen Elements, so wie auf eine diskutable Wahrnehmungsverzerrung, so dass es bis zu einem gewissen Grad Interpretation bleibt wer eigentlich der Wahnsinnige von beiden zentralen Figuren ist, und ob die uns präsentierte Person lediglich durch den Wahn des anderen die auf uns irrational scheinenden Taten begeht. Subtiler ausgerastet und ein wahres Konzept der Auflösung im Hinterkopf gehabt, hätte diese Idee sogar positiv aufgehen können. Aber das Buch setzt zu sehr auf Verwirrung und der Versuchung auf ein mit hinein interpretierenden Publikums zu setzen, um sich selbst auf den offenen Alternativlösungen, dessen was geschah, ausruhen zu können. Schade, aber all diese Entscheidungen lassen "Der Leuchtturm" gegen Ende stärker schwächeln, als man es dem zuvor starken Film in seiner guten Phase jemals zugetraut hätte. Damit bleibt Robert Eggers Werk leider nur ein inhaltlich theoretisch gelungenes, wenn im künstlerischen Sinne auch bis zum Schluss, zumindest im optischen und schauspielerischen Bereich, beeindruckend umgesetzt.  Wiki

1 Kommentar:

  1. Kann ich gut nachvollziehen. Narrativ hat mich der Film auch nicht besonders gecatcht. Aber Eggers kann visuell echt großartige Sachen, weshalb sich selbst solch ein Film gut anschauen lässt.

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