22.10.2024

VAMPIRO (1957)

Eine junge Frau reist in ihren Heimatort, um ihre kranke Tante zu besuchen. Als sie ankommt, ist diese bereits tot. Der Aberglaube über Vampire hat den Ort zu einem fast komplett verlassenen gemacht, entsprechend heruntergekommen ist das Anwesen. Dieses hat die junge Frau nun mit zwei anderen Hinterbliebenen geerbt. Es soll verkauft werden, und sie ahnt nicht, dass der Interessent ein Vampir ist, der auch für das Schicksal besagter Tante verantwortlich ist...

Geisteskranke hilft sich selbst...

Der in Mexiko äußerst erfolgreich laufende "Vampiro" hat seine Momente, die ihn erwähnenswert machen. Wirklich herausragen tut er aufgrund seiner arg routinierten Art inmitten vieler ähnlicher Werke dieser Zeit jedoch nicht, zumal er überholt erscheint, wenn er dem 30er Jahre "Dracula" ähnlicher ist, als dem kurz darauf folgenden "Dracula" aus der Hammer-Schmiede. Der Autor des Beiheftes der deutschen DVD-Veröffentlichung, welches sich eher wie ein Werbetext, anstatt wie ein Infoheft liest, schiebt das unbekannte Schattenleben dieses Werkes in Deutschland auf die späte Veröffentlichung in deutschen Lichtspielhäusern, die dafür sorgte dass Christopher Lee dort vor Germán Robles in Hälse beißen durfte. Die Wirkung des prominent besetzten Blutsaugers ist aber auch um einiges charismatischer und schauspielerisch professioneller ausgefallen, als im mexikanischen Beitrag dieser Thematik. Mir wirkte Robles stets zu soft, anstatt mächtig und mystisch, im Finale gar ängstlich, anstatt kämpferisch und von sich selbst überzeugt. Fast schon hielt ich seine Art der Besetzung für den Teil einer homosexuellen Metapher, wenn zu Beginn das Erwecken seines Bruders im Zentrum steht, um in Zukunft endlich gemeinsam herrschen zu können. Aber der ganze Trubel um eine Erbschaft, einer wieder auftauchenden Toten und die eher tolpatschig anmutenden Methoden der Vampire der simplen Lage Herr zu werden, rücken immer mehr ins Zentrum, so dass die Brudererweckung, und mit ihr die Möglichkeit besagte Metapher-Theorie bestätigt zu sehen, eher in den Hintergrund rückt und nur die Grundlage anderer Schwerpunkte bildet.

"El Vampiro" (Originaltitel) ist etwas arg naiv ausgefallen. Klar ist es seiner Zeit geschult, dass hier noch jegliche Vampirgrundlage brav abgefrühstückt wird, von der Wirkung eines jeden Kreuzes, bis hin zum Sonnenlicht. Aber auch zu dieser Zeit macht es wenig Sinn, dass einer der Vampire final erwürgt werden kann, der Obervampir ohne jede Gegenwehr im Sarg gepfählt wird, obwohl die Dame, die dies emanzipiert erledigen darf, enorme Probleme mit dem schweren Sargdeckel hat (vielleicht war der Vampir doch eine Spur suizid). Auch nutzt man die Möglichkeit der Gestaltwandlung nie in entscheidenden Selbsterhaltungsmomenten als eine Art letzte Möglichkeit vor der Niederlage bzw. dem Tod. Aber diese Naivität passt zu den simplen Tricks, die mit Wände wackelnden Bauten weniger offensichtlich auffällt, als in den herrlich in den Vordergrund gerückten "Verwandlungs"-Sequenzen vom Vampir zur Fledermaus und wieder zurück. Neben fast ausschließlich klassischer Dialoge passend zum kompletten Vampir-Klischee-Szenario, finden sich auch so wundervolle Ausnahmen wieder, wie jener Dialog darüber, dass der angereiste Arzt die ihn zufällig begleitende Dame äußerst attraktiv findet, er in 100 Jahren, wenn sie ein Skelett wäre, jedoch verschreckt vor ihr weglaufen würde. Dieses Beispiel zum Thema über verschiedener Blickwinkel einer Sache, nimmt die weibliche Hauptfigur der Geschichte glücklicherweise humoristisch auf. Diesbezüglich kommt "The Vampire" (Alternativtitel) so wenig versteift und konservativ daher, wie in besagtem emanzipatorischen Moment, oder in der finalen Liebeserklärung, die von den Geräuschen des anfahrenden Zuges, augenzwinkernd absichtlich so umgesetzt, komplett übertönt wird, aber dennoch zu einem Happy End-Kuss führen darf.

Man liest es heraus, dass sich "Vampiro" durch solche Momente durchaus hin und wieder individuell guckt, aber das grundlegende Szenario, die Figurenzeichnungen und ihre Besetzungen und auch die eingefangene Optik bleiben meist zu blass, als dass der Streifen deswegen zu einer kleinen Empfehlung werden würde. Sein Retro-Charme ist ein Gewinn, Vielgucker in diesem Bereich werden zufrieden sein, und der häufige Einsatz von Spinnweben an Spielorten, die eher nach Baustelle, anstatt nach alten Gemäuern aussehen, verbreiten ebenfalls Sympathie. Aber das gewisse Flair flammt immer nur kurz auf, zu routiniert ist dieses Werk insgesamt ausgefallen, für dessen etwas zerfahrenes, simples Szenario man sich erst so richtig im letzten Viertel der insgesamt 80minütigen Laufzeit interessiert bekommt. Eine Fortsetzung namens "Der Sarg des Vampiro" folgte bei gleicher Besetzung und selber Regie ein Jahr drauf, lief in Deutschland bislang aber nur im Kino.  OFDb

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