„Rabid Grannies“ lässt sich Zeit. Wir lernen die einzelnen Familienmitglieder kennen, danach ihr Miteinander untereinander, und bereits in dieser Phase bissigen Humors gegen verschiedenste Gesellschaftsschichten darf herzhaft gelacht werden. Jeglicher Charakter ist überzeichnet, die Ausgangssituation wie ein Wallace-Film viel zu konstruiert, aber Regisseur Emmanuel Kervyn trifft den richtigen Ton, schafft es manche Bereiche des Unvermögens (meist hinter der Kamera) durch den Charme, den sein Werk versprüht, wieder auszubügeln und hat uns mit „Rabid Grannies“ ein Werk geschenkt, das irgendwo zwischen „House“ und „Braindead“ angesiedelt ist, letztgenanntem vom Unterhaltungswert jedoch haushoch überlegen ist.
Um mit Steve Miners „House“ mithalten zu können, hätte er eine Spur professioneller umgesetzt sein müssen. In seiner manchmal etwas unbeholfenen Art schrammt er hin und wieder fast am Niveau zum Amateurfilm vorbei. Das bedeutet jedoch nicht, dass Kervyn inhaltlich nicht wüsste was er will. Nach eben erwähnter längerer Einführung, in welcher gekonnt Albernheiten mit ungern gehörten Wahrheiten verknüpft werden, darf die Gore-Party abgehen, bei der zwar nicht jeder Effekt echt wirkt, die Comic-Haltung des Streifens sich aber ohnehin jeder Realitätsnähe verweigert, so dass ein solches „Makel“ eigentlich nur den Charme des Streifens steigert.
Sicher ist diese Horror-Komödie im gewissen Sinne dem Trash-Bereich zuzuordnen, andererseits geschieht hier nichts ungewollt, von manch schlechter Beleuchtung vielleicht einmal abgesehen. Die lässt sich bei der schlechten Bildqualität jedoch schwer beurteilen, existiert doch weltweit keine Fassung des Streifens, die gutes Bild bietet. Aufgrund seines Partyfaktors lasse ich mich als alter VHS-Veteran, der sich schon durch viel schlechtere Qualitäten gekämpft hat, trotzdem gerne auf den Film ein, bietet er doch genau jene Art lockere Horrorunterhaltung, welche den lustig gemeinten Beiträgen der heutigen Zeit meistens fehlt.
Interessant ist, dass die Synchronisation eher mittelmäßiger Natur ist, die Stimmen der Omas jedoch einen guten Anteil daran leisten, dass es für den Zuschauer so viel zu lachen gibt. Mögen die Sprüche auch gelungen sein, die Königsübung sprudelnden Humors sind sie nicht gerade. Erst durch die herrlichen Rentnerstimmen entfalten sie sich zum wahren Kult innerhalb eines Streifens, der längst Kultfilm hätte werden müssen, es aus irgendwelchen Gründen jedoch nicht ist. Mangelnder Bekanntheitsgrad? Bei der Vielzahl an OFDb-Kritiken kaum zu glauben! Keine Ahnung warum der Streifen nur eingefleischten Genre-Fans etwas sagt.
Also, wer es gerne schwarzhumorig, blutig, unverkrampft, charmant und stilistisch überholt mag, ist herzlich eingeladen sich dem Treiben mordgieriger Oma-Dämonen hinzugeben. Auf DVD existieren drei verschiedene Fassungen. Ich habe mich trotz schlechterer Bildqualität für die Klassikfassung entschieden, aus welcher manche Dialogszenen gekürzt wurden. Vielleicht ist das auch gar nicht so schlecht gewesen, denn in der von mir gesichteten Version stimmt die Gewichtung aus lustigen Dialogen und derben Goreszenen. Zwei Elemente die ich ebenso wenig missen möchte, wie die gelungene Figurenzeichnung, der Mut zu Albernheiten und das trotz dieser Umstände unaufdringliche Vorhandensein von Tiefsinn durch treffsicherer Gesellschaftskritik. OFDb
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