Für mich ist „Rio Bravo“ „Der weiße Hai“ des Western-Genres, dürfte Spielberg sich für seinen Tier-Horror von Howard Hawks Werk doch gut inspiriert haben lassen. Da sitzen sie im Gefängnis, vier unterschiedliche männliche Gestalten, tapfer Wache haltend bis der Gefangene von einem höheren Gesetzeshüter abgeholt wird, um ihn in ein richtiges Gefängnis zu überführen. Zwischen den unterschiedlichen Leuten entsteht eine Freundschaft. Irgendwann singen sie sogar zusammen. Die Gefahr wird kurz bevor sie sich auf ihrem Höhepunkt befindet ausgeblendet. Inmitten der Aufregung zählt kurz das Prinzip der Männerfreundschaft, wer der Chef des Hauses ist bleibt jedem trotzdem stets bewusst.
Wir befinden uns mit dieser Szene kurz vor dem Finale, Chef des Hauses ist freilich der Sheriff, gespielt von einem nie das Gewehr ablegenden John Wayne. Mag in besagter Szene die Bedrohung auch ausgeblendet werden, so richtig im Mittelpunkt stand sie nie. Die Interaktion zwischen den Männern, die sich irgendwann im Gefängnis endgültig zusammenfinden und zu einem funktionierenden Team zusammengeschweißt sind, sind das Hauptaugenmerk der Geschichte, umrandet von Chances Prinzipien des Lebens, er, der Ur-Typ der Gattung Mann, selbstbewusst, mutig, pflichtbewusst, die Frauen nicht verstehend, ob am Whiskyglas oder in der Schießerei jedoch stets ein ganzer Mann und von der Bevölkerung respektiert und verehrt.
Der Besitzer des Hotels der Stadt respektiert ihn dann auch gleich eine Spur zu viel, ist ein ewig Befehle befolgender unterwürfiger Mexikaner und die einzige Figur des Streifens die nervt. Der Rest ist jedoch, in Stereotype badend hin oder her, sympathisch und interessant charakterisiert, was übel wäre wenn nicht, so wichtig die Figuren für die Geschichte durch ihre Art und Weise im Zentrum stehen. Ab und an müssen sie agieren, das Gesetz vertreten, Schurken erschießen oder ihnen zumindest auf die Füße treten. Dann wird der Zuschauer daran erinnert um was es prinzipiell eigentlich geht. Das tut gut, das gibt dem Streifen Schwung.
Aber mit anzusehen wie ein vor kurzem mit dem Trinken aufhörender Alkoholiker Selbstwertgefühl zurückgewinnt, wieder verliert und wieder zurückgewinnt, mitzuerleben wie ein harter Kerl an die Hand genommen wird um das schwache Geschlecht zu verstehen, zu erleben wie ein wilder junger Mann die Tugend der Ruhe erlernt und zuzuschauen wie sich ein alter Recke den Respekt der „jungen“ Leute zurück erobert, das sind die eigentlichen Erlebnisse an „Rio Bravo“.
Und so sehr sie auch in der Traumwelt hochkonservativer Männer feststecken, so sehr wissen sie auf verträumt cineastische Art, in welcher der Wilde Westen historisch manipuliert tatsächlich der Kino-Westen war, zu funktionieren. Hawks schafft es aus einer phallokratischen Klischee-Soße bewegendes Kino zu schaffen. Und bei solch positivem Ergebnis gibt man sich dem nur all zu gerne hin. OFDb
High Noon. John Wayne steht vor dem Saloon und sagt: "We're gonna need a bigger horse!" Verstehe. :D
AntwortenLöschenIch liebe Howard Hawks Western. Punkt! :)
AntwortenLöschenWas schreibe ich eigentlich so viele Worte, wenn man es mit diesem Satz auf den Punkt bringen kann? *g
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