Witches in the Woods (2019)
Eine brauchbare Schneekulisse, ein Mythos ominöser Hexenprozesse als aufregendes Urlaubsziel, das Ganze ruhig abgefilmt ohne Found Footage anzuwenden, das klingt doch soweit nach einem brauchbaren Horrorfilm. Aber wer schon die Keifereien der Protagonisten in "The Blair Witch Project" nervig fand, der bekommt hier die Königsübung dieser unangenehmen Unart serviert. Egoistische Menschen streiten miteinander, wirken vorher nicht als glaubwürdige Clique samt Außenseiter, und die selbstgefällige Heldin, deren Ansichten und Handlungen am fragwürdigsten sind, bekommt mit ihrer Art vom Drehbuch auch noch Recht und Verständnis zugeschrieben, so dass eine Identifikation mit ihr unmöglich wird. Ein ewiges Hinhalten bis tatsächlich mal etwas passiert in Kontrast mit heftigsten Streitereien, selbst dann noch wenn es endlich soweit ist, lassen den kanadischen Horrorbeitrag spätestens zur zweiten Hälfte hin unerträglich schauen. OFDb
Slave Dolls (2023)
Ach, was gibt man im Booklet für tolle Hintergrundinformationen über Cyberkriminalität, Menschenhandel im Darknet u.ä., so als ob den Machern des dazugehörigen Films eine Aufklärung wichtig wäre und das Drama der Betroffenen empathisch nachvollziehbar. Frei von Moral erzählt, das mag ein guter Ansatz sein, um ein derartiges Thema ernst zu nehmen, aber wie scheinbar schon verpflichtend für den Bereich des Undergroundfilms, geht es in "Slave Dolls" außerdem nur um ein dreckiges Flair, das Zeigen von Quälereien und dies alles in möglichst entfremdeter, fast unverdaulicher Optik. Zur Provokation noch viele detailreiche Bilder der Vagina einer misshandelten Frau in Großaufnahme gezeigt, und fertig ist für Minderbemittelte das Gefühl gerade Kunst zu schauen. Freilich ist das in seiner voyeuristischen, unreflektierten und rein der Provokation wegen abgelichteten Art stattdessen lediglich Schund. Schade um die wirklich schöne Mediabook-Aufmachung! OFDb
Vertraute Fremde (2010)
Man stelle sich "Peggy Sue hat geheiratet" als Arthouse-Drama mit leichter Dosis Humor vor, dann hat man zur selben Idee einen völlig andersartigen, meiner Meinung nach noch besseren Film. In die Heimat nach etlichen Jahren zurückkehren, das was im Kopf vergangen ist nun in der Gegenwart zu erleben, allein dieser Einstieg wird nur wenigen Menschen keinen Zugang gewähren. Wenn dann noch im Bewusstsein des Erwachsenen entscheidend tragische Tage der Kindheit wiederholt werden, ist der Film in seiner unaufgeregten Art unbezahlbar. Sich seines Alters bewusst um keine Teenie-Romanze mit einer 15jährigen bemüht, die man einst aus der Ferne bewunderte, sein Wissen der Zukunft nicht ausnutzend: der Protagonist bleibt persönlich, geht keiner fixen Kino-Idee nach, erlebt die Dinge im Kleinen, die einem als Kind nicht bewusst waren oder durch die vielen Jahre vergessen und verdrängt wurden. Und so gnadenlos und verletzend die Methode der finalen Entscheidung des Vaters auch sein mag, am Ende geht es um das Verstehen fremder Entscheidungen und Empfindungen, und darum dass jeder Erwachsene seinen eigenen Weg geht. Der Weg zu diesem Bewusstsein ist äußerst berührend und empathischer, wie sachlicher Natur. Ein großartiges, sich authentisch anfühlendes Werk! OFDb
Timer (2009)
Man versucht gar nicht erst einen sachlichen Bezug herzustellen, wie das Messen des Idealpartners funktionieren soll. Zwar bleibt die im Mittelpunkt der Geschichte stehende Erfindung damit unglaubwürdig, für einen naiven Romantikfilm ist es aber wahrscheinlich besser, dass man darauf verzichtete, um sich voll und ganz jenem seichten Stoff hinzugeben, nach dem das Stammpublikum derartiger Thematik lechzt. Und da gab es schon plumpere und banalere Ergebnisse. "Timer" guckt sich eigentlich recht nett mit den beiden unterschiedlichen Frauenrollen und ihren tatsächlichen Gefühlswirrungen, zumal er gegen Ende erwachsenere Wege als erwartet geht. Dass das Tabuthema um einen jüngeren Freund einer Frau nie aufgesetzt oder moralisch als übertrieben korrekt eingebaut wird, sondern stattdessen als Selbstverständlichkeit, tut dem trivialen Werk zusätzlich gut. OFDb
Ausnahmezustand (1998)
Die muslemische Gemeinschaft interessiert in den USA und ihren Filmen kaum wen, da leistete "Ausnahmezustand" bereits drei Jahre vor dem Anschlag auf das World Trade Center fast schon Pioniersarbeit. Umso schöner ist es, dass der Respekt dieser unbeachteten Bevölkerung in Form von Popkornkino stattfindet, anstatt in einem schwermütig verkopften Drama. Der Titel bezieht sich lediglich auf die letzte halbe Stunde der Handlung. Eigentlich geht es jedoch um Terrorbekämpfung, den Wandel von Terror, und was es bedeuten würde, wenn die Angst das Handeln bestimmt und man schwer erkämpfte Freiheiten opfert um angebliche Freiheit zu erhalten. Wenige Jahre darauf zeigte die Wirklichkeit dass es dafür keines Militärs bedarf, sondern einer Regierung, die den Patriot Act durchwinkt. So oder so ist "The Siege" (Originaltitel) ein engagierter Action-Thriller, der im Gesamtergebnis allerdings doch "nur" unterhaltsam, anstatt bedeutend ausfällt. Wiki
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