Die 70er Jahre waren die Zeit des amourösen deutschen Kinos. Hemmungslos wurde Haut gezeigt, alles wollte rammeln, überall lauerten Voyeure, Notgeile und Dank einer recht intoleranten Zeit in Komödien auch extremst tuntige, von Frauenkörpern angewiderte Schwule. Ich kann mit der Filmgattung der deutschen Sexkomödie (leider?) nicht viel anfangen, ist sie doch meist primitivster Natur ohne zuästzlichen Reiz oder Mehrwert. In dieser Zeit entstand auch die Vampir-Komödie „Gebissen wird nur nachts - Happening der Vampire“, und selbstverständlich zweifelte ich daran, dass eine Vampir-Thematik den Bereich der schlüpfrigen Komödien trotz meiner Leidenschaft für das Horror-Genre aufwerten könnte.
Durch den italienischen Film „Schlechte Zeiten für Vampire“, für den die selben Leute verantwortlich waren wie für „Dr. Jekylls unheimlicher Horrortrip“, habe ich bereits in sexualfreiem Klamaukbereich schlechteres gesehen als das hier besprochene Werk, aber selbst an das schlichte Niveau des recht sympathischen „Lady Dracula“ mit Theo Lingen reicht er nicht heran, ist er doch trotz aller Doppeldeutigkeit und in seiner frivolen Art gar nicht so dummen Kritik in den Bereichen Zölibat-Heuchelei, falsche Männlichkeit und dem verspielten Verführen des in Sachen Fleischeslust tatsächlich schwachen Geschlechts relativ plump ausgefallen.
Der Großteil aller Witze besteht aus Wortspielereien, die in doppeldeutigen Varianten sexuelle Anspielungen beinhalten, ein Bereich der mittlerweile als Altherren-Humor bezeichnet wird, und der hier teilweise dem Zuschauer im Sekundentakt um die Ohren gehauen wird. Das kann schon ziemlich nerven. Der Rest besteht aus Erotik und Klamauk, mit dem Genre des Horrorfilms wird lediglich inhaltlich gespielt, stlistisch braucht man da keine Parodie-Ansätze suchen. Und selbst inhaltlich hat sich alles den Sexualzoten unterzuordnen.
Die Möglichkeit zu mehr wäre eigentlich gegeben gewesen, ist Regisseur Freddie Francis doch eigentlich im Horror-Genre zu Hause. In Großbritannien durfte er mit Christopher Lee „Draculas Rückkehr“ drehen, sowie anderweitig Star-besetzte Streifen wie „Nachts, wenn das Skelett erwacht“, „Der Ghul“, „Craze - Dämon des Grauens“, „Frankensteins Ungeheuer“ und vieles mehr. Auch an der sechziger Jahre-Edgar Wallace-Reihe war er durch die deutsch-englische Produktion von „Das Verrätertor“ beteiligt. Möglich dass es seinem Einfluss zu verdanken ist, dass „Gebissen wird nur nachts“ wenigstens in seinen Örtlichkeiten kleine, morbide Highlights zu bieten hat, der erzählten Geschichte sieht man seinen Erfahrungsschatz jedenfalls nicht an.
An solch einem Beispiel sieht man einmal wie wenig Einfluss ein Regisseur haben kann, wenn Autoren und Produzenten ein Projekt in ihrer Hand haben. Die wollten recht früh auf den Zug der deutschen Sexualkomik mit aufspringen, nichts ahnend dass diese noch viel länger anhalten würde als gedacht. Nun ist der Schauspieler der recht zentralen Figur des Butlers aber kein peinlicher Paul Löwinger, sondern jemand, der den guten Mann mit etwas Restwürde spielt. Und die notgeile Gräfin kommt nicht als langweilige Lady der Verführung daher, sondern stattdessen geradezu kindlich verspielt bei dem Gedanken in Gottesmännern die Lust zu wecken. Das sind die Kleinigkeiten, die dafür sorgen, dass „The Vampire Happening“ (Alternativtitel) nicht zum Bodensatz deutscher Unterhaltung verkommt.
Ich, der ja eigentlich gar nicht zum Zielpublikum gehört, kann das durchaus noch distanzieren und auch als Nichtfreund dieser Art Komödie erkennen, dass hier innerhalb eines albernen Genres im direkten Vergleich noch ein gewisses Niveau eingehalten wird. Es wird weder unterirdisch peinlich wie in den bayrischen Alpensex-Klamotten, noch auf jene Art, auf welche die Reihe um die flotten Teens für Fremdschämen sorgte. Von daher kann es sein, dass Filmfreunde, die diese Art Trashfilm gerne schauen, mit „Happening der Vampire" (Alternativtitel) durchaus angenehm unterhalten werden können. Das ist jedoch nur eine Vermutung. OFDb
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