21.05.2015

FAMILIEN-BANDE! (1984)

Wenn es neben dem Kevin-artigen Horrorfilm „Deadly Games“ noch einen Film gibt den ich mir sehnlichst als DVD-Veröffentlichung wünsche, dann ist es die schwarze Komödie „Familien-Bande!“ aus Holland, dessen stilles Dasein nach einer Kinoausstrahlung und zwei VHS-Auflagen in Vergessenheit geraten ist. Aufgrund des Genres ist es wohl hoffnungslos ernsthaft auf eine deutsche DVD-Veröffentlichung zu hoffen, was sehr schade ist, weiß die Filmindustrie doch nicht welch wunderbare Satire sie dem Zuschauer vorenthält, die trotz aller Übertreibungen zunächst sehr realitäts-orientiert bleibt, ehe sie zur cartoonesk übertriebenen Groteske umschlägt.

Das Drehbuch leistet dabei hervorragende Arbeit, ist die Psychologie doch stimmig, da Zusammenhänge glaubwürdig eingearbeitet sind und der Übergang zur Groteske fein herausgearbeitet ist. Unterstützt wird das Ganze von einer Besetzung an der es nichts zu meckern gibt. Selbst die Kleinsten sind glaubwürdig in Szene gesetzt. Der Familienvater hätte genau so gut in „Michel aus Lönneberga“ brillieren können, steht er dem Vater dort doch in nichts nach, und die beiden Jugendlichen beweisen sich als perfekt auf ihre Rolle besetzt. Dass die weibliche von beiden einen hübschen Körper besitzt, wird in einem recht freizügigen holländischen Film freilich auch zum Vorteil, übertreiben tut es Regisseur Ruud van Hemert mit amourösen Szenen jedoch glücklicher Weise nicht, hat sich doch alles was geschieht der Geschichte unterzuordnen.

Und die ist nicht von schlechten Eltern... oder eben doch... die Gisberts bekommen was sie verdienen, und Kinder sind nun einmal Kinder, die bekommen erst mit dem Generationenwechsel was sie verdienen. Sympathisch sind sie freilich auch nicht, geht ihr Treiben doch weit über das hinaus, was man als natürliche Reaktion auf ihr Umfeld bezeichnen könnte. Das Wort Rebellion klingt bereits zu harmlos, und alles eskaliert ab dem Zeitpunkt an dem der Vater konsequente Gegenwehr seinerseits verspricht.

Je weniger man über die Geschichte weiß, desto überrumpelter ist der Zuschauer, bietet „Schatjes!“ (Originaltitel) doch einiges an Überraschungen, und dies selbst im humoristischen Bereich, beispielsweise wenn nach etwa 70 MInuten klassischem Spielfilms urplötzlich eine Musical-Szene eingebaut wird, die in rosarot gehalten gekonnt Liebesfilme aufs Korn nimmt. Glücklicher Weise erweist sich die ohnehin geglückte Synchronisation gerade hier als besonders gut, ist doch auch das Gesangstalent, bzw. die Stimmlage des Sängers augenzwinkernd gemeint und Teil des grotesken Humors dieser Szene.

Gegen Ende wandelt sich „Darlings!“ (Alternativtitel) fast zum Horrorfilm, da darf es dann sogar spannend werden, glücklicher Weise ohne den Pfad der Satire zu verlassen, so dass eine ähnliche Symbiose zwischen Thrill und Humor besteht wie beispielsweise in „The Return of the Living Dead“. Den wahren Schritt Richtung Horror geht „Army Brats“ (Alternativtitel) nicht, also bloß nichts Falsches erwarten, aber dieser Wandel gegen Ende in eine düstere Richtung zeigt die Vielfältigkeit des Streifens, der trotz diverser stilistischer Richtungswechsel jedoch nie orientierungslos oder überladen wirkt. Ganz im Gegenteil, diese Vielschichtigkeit ermöglicht es van Hemert konsequent den roten Faden der Geschichte zu folgen. Und das düstere Finale ist zudem die perfekte Vorbereitung auf eine schwarzhumorige Pointe der geglückten Art.

„Familien-Bande!“ begleitet mich nun schon seit meiner Kindheit durchs Cineastenleben. Als Jugendlicher habe ich ihn in einer Dauerschleife gemeinsam mit einem guten Freund konsumiert, später habe ich ihn alle paar Jahre wieder ausgepackt, und jedes Mal bin ich wieder überrascht wie gut er funktioniert. Es freut mich mit jeder Sichtung zu entdecken, dass „Familien-Bande!“ mehr als eine nostalgische Kinheitserinnerung ist, sondern tatsächlich der glückliche Zufall in jungen Jahren auf einen Geheim-Tipp gestoßen zu sein, der mich bereits früh auf das europäische Kino aufmerksam gemacht hat. Denn so wie ausgefallen, hätte man eine derartige Geschichte nicht in Amerika gedreht.

Ob die Fortsetzung „Mama ist böse“, die van Hemert zwei Jahre später auf den Zuschauer losließ, ebenfalls etwas taugt, ist mir nicht bekannt. Da sie lediglich ein alternatives Szenario präsentiert bin ich auch nur halb an ihr interessiert. Bislang ist sie mir nicht untergekommen, und da ich mittlerweile keine alten VHS-Kassetten mehr kaufe, werde ich wohl mit diesem Unwissen sterben. Meine intensiven Erfahrungen mit dem Original kann mir wenigstens keiner mehr nehmen. Und es macht mir Freude dem Werk zumindest in meinem kleinen privaten Kreis einen höheren Bekanntheitsgrad zu bescheren. Bislang hat er noch jedem gefallen.  OFDb

2 Kommentare:

  1. Den Film suche ich auch seit Jahren. Leider nirgendwo zu finden, weder zu kaufen noch illegal. Schade :'(

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    1. Wenn es Dir was nutzt: es gibt eine holländische DVD-Veröffentlichung unter dem Originaltitel "Schatjes". Aber da gibt es weder deutschen Ton noch deutsche Untertitel.

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