Ich hatte Franz Josef Gottliebs „Der schwarze Abt“ als sehr schwachen Beitrag der Rialto-Wallace-Reihe in Erinnerung und muss gestehen, nun bei meiner erneuten Sichtung recht gut unterhalten worden zu sein. In dem Plot, der kaum einer ist, werden Irrungen, Wirrungen, Irrglaube, Irrsinn, Geheimnisse und Wendungen so extrem aneinandergereiht, dass allein dies fast reicht eine Geschichte zu ersetzen. Wie Schurken sich gegenseitig, meist durch Erpressung, das Leben zur Hölle machen, wie die Autoren (u.a. Gottlieb selbst) es trotzdem schaffen noch ein Familiengeheimnis zum Thema Geisteskrankheit mit in die Geschichte zu integrieren, das hat schon meinen Respekt erlangt.
Da stört es auch gar nicht weiter, dass der schwarze Abt eher Gast im eigenen Film ist, gar nicht so wichtig ist wie der Titel vermuten lässt, so dass der Film sich am Ende sogar selbst einen Spaß daraus macht damit zu spielen, dass wir es mit mehr als einer Person bei der titelgebenden Figur zu tun zu haben. Ohnehin wird die Identität des eigentlichen, echten schwarzen Abtes relativ früh gelüftet, während die Fälschung bereits 25 Minuten vor Schluss das Zeitliche segnet. Spätestens ab dann ist der Kuttenträger endgültig uninteressant für die weiteren Vorkommnisse und wird nur noch am Rande erwähnt, damit die Person, die den Originalen mimte, erfährt, dass die Polizei längst wusste wer er war.
Viel aufregender ist aber ohnehin die zentrale Geschichte um eine Erpressung ausgefallen, in welcher Werner Peters es wieder einmal schafft den hinterlistigen Schurkentypen perfekt zu verkörpern, inklusive eines minimalistischen Gehaltes Unsicherheit. „Der schwarze Abt“ lebt viel von seiner Figur, auch wenn die zweite Filmhälfte ihm weit weniger Beachtung schenkt als die erste. Schwerpunktmäßig wechselt die Bedeutung einzelner Personen ohnehin immer wieder. Die Frauen werden trotz zentraler Eckpfeiler der Geschichte niemals wichtig, Charles Regnier, der den Kommissar treffsicher mimt und in seiner Darstellung ein Unikum innerhalb der Wallace-Kommissare darstellt, darf aufgrund nicht gezeigter Ermittlungen in London auch mal für längere Zeit pausieren, während die zwielichtige, aber doch recht sympathisch gestaltete Rolle Joachim Fuchsbergers immer mit kurzen Unterbrechungen versehen wichtig für das Komplettgeschehen ist.
Das Finale wiederum kümmert sich neben der Ermittler hauptsächlich um Lord Chelford, dessen Szenen die Geduld des Zuschauers einen Hauch zu sehr auf die Probe stellen. In der Schlussphase habe ich mir dann doch gewünscht, dass das Treiben endlich ein Ende findet. Aber bis es soweit ist wird man solide unterhalten. Die Schloss-Location wirkt, der Pseudo-Handlungs-Mix aus Schatzsuche, Erpressung und Geisteskrankheit weiß zu gefallen, und Kinski und Arent dürfen ihre Stärken erneut in Nebenrollen beweisen und werden damit zu wirksamen Randerscheinungen des Filmes (bis auf einige wenige Arent-Ausrutscher, die dann doch zu viel des Guten sind).
Das führt alles nicht zu einem großen Ergebnis, aber definitiv zu einem unterhaltsamen Beitrag der Reihe, vorausgesetzt man kann sich mit Irrungen und Wirrungen begnügen und auf eine tatsächliche Handlung verzichten. Meiner Meinung nach funktioniert dies aufgrund der interessanten Figurenkonstellation recht gut, so dass die gelungenen Charaktere den Film bis zum Schluss stemmen können, ohne dass es zu einer uninteressanten Phase käme. Ob man am Ende noch durchblickt, hängt von der Konzentration des Zuschauers ab. Wer nur mit halber Backe hin geschaut hat, hat trotzdem seinen Spaß, geht es doch nicht wirklich um einen Sinn, sondern lediglich um einen abenteuerlichen Kriminalfall - oder um zwei, oder drei. OFDb
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