Es hätte so schön werden können, wenn Ridley Scott seine Vision von „Prometheus“ hätte fortsetzen können. Zugegeben, dort existierten kleine Unsinnigkeiten, und das Alien als perfekt überlebensfähige Spezies wurde entmystifiziert. Trotzdem war der Film mit seinem Ansatz das Alien beiseite zu lassen und sich auf den Entdeckergeist beim Vorstoß in den Weltenraum zu konzentrieren die meiner Meinung nach bislang beste Fortsetzung des Originals, so dämlich, wenn auch unterhaltsam, Camerons Actionorgie daher kam, so langweilig, wenn auch intelligent, Finchers Version auf dem Gefängnisplaneten war und so gar nicht zur Reihe passend das quietschbunte, unterhaltsame Treiben John-Pierre Jeunets war - von den müden Ablegern der Begegnung mit den Predatoren ganz zu schweigen. „Prometheus“ weckte die Faszination beim Zuschauer auf den möglichen Schöpfer der Menschheit zu stoßen und schloss mit dem Aufbruch in Richtung deren Planeten geradezu abenteuerlich und faszinierend.
Und dann kam es, das Gemaule der „Alien"-Fans, die Verrisse in den Medien und damit die Panik der Produzenten, die das Projekt nun wieder mehr Richtung tatsächliche „Alien"-Reihe schoben, damit alle guten Ansätze des Vorgängers über Bord warfen und einen verwässerten Kompromiss mit Scotts Vision verursachten, der den maulenden Fans zumindest das bot, was sie verdienten: noch mehr Entmystifizierung der geliebten Kreatur und einen dümmlichen Plot, wie es ihn seit den beiden Ablegern „Alien vs. Predator" und „Aliens vs. Predator 2“ nicht mehr gegeben hatte. Zwar hat das Raumschiff aus „Prometheus“ den Planeten der Schöpfer tatsächlich erreicht, womit der Vorgänger aufgrund seiner Vorgeschichte zum hier besprochenen Film zu einem tatsächlichen „Alien 5“ wird, aber alles geschieht anders als erwartet und sicher auch als ursprünglich geplant.
Die Ausgangslage der Geschichte ist eigentlich gar nicht von schlechten Eltern und hätte in einem eigenständigen Science Fiction-Film eine fruchtbare Grundlage für ein tolles Kinoerlebnis werden können. Denn der Reiz eines attraktiveren und zeitersparenden Planeten kann jeder sicherlich nachempfinden, wäre dort wie hier aber freilich nur eine Überlegung wert, wenn es von dort kein Signal menschlicher Herkunft gäbe, die es dort vor Ort nicht geben dürfte und damit jeden gesunden Geist warnen würde den Ort nicht zu betreten. Das machen unsere Amis im All in „Alien - Covenant“ trotzdem, aber die haben es ohnehin nicht so mit Intelligenz und Vorsicht, was man schon daran sieht dass sie ohne Überprüfung des Lebensumfeldes auf einem fremden Planeten durch die Walachei stampfen, Wasser trinken und als erstes nach Lokalisieren des Standortes dem Signal folgen, anstatt zunächst die Botanik, die Luft und die (Kleinst)Lebewesen zu erforschen. Eine Forschungsstation, wie wir sie aus „Phase 4“ kennen, wäre sinnvoll gewesen. Stattdessen wandern die hirnlosen Pioniere in ihr Verderben - was wohl auch besser ist, da sie bereits 10 Minuten nach ihrer Ankunft mit dem Planeten so umgehen, wie es der moderne Mensch heute mit der Erde tut.
Freilich folgt diesem dümmlichen Verhalten so einiges mehr, so dass nach einem ordentlichen Geschichts- und Stimmungsaufbau in der ersten halben Stunde nur noch Dummfug auf den Zuschauer einregnet, der sich nun nicht mehr mit irgendwem aus der Mannschaft identifizieren kann - nicht einmal mit dem Androiden Walter, der selbst dann von keiner Gefahr Davids ausgeht, wenn dieser sich optisch seinem Androidenbruder angleicht, um später dessen Position einzunehmen - eine Tatsache die mancher Zuschauer erst in der Schlussszene begreift, wenn auch die hohle Heldin versteht was Sache ist, und dies obwohl sie zuvor noch gegen ein Alien kämpfen musste, welches nur über den Androiden an Bord gelangen konnte. Herr wirf Hirn vom Himmel!
Nicht nur, dass nun auch die Androiden dumm geworden sind, ihre dominante Präsenz überfrachtet den Film zu sehr. Fassbender war der Trumpf des Vorgängers, dessen waren sich auch die enttäuschten Stimmen des Streifens einig. Also bauten ihn die panisch gewordenen Produzenten nun noch dominanter ins Geschehen ein, versehen mit einer Doppelrolle und zur wichtigsten Figur werdend, wenn es um den Ursprung der Aliens geht. Wer sich hier nur über die Entmystifizierung ärgert, aber nicht über all die Dummheiten und zudem noch über diverse Widersprüche zum Originalfilm (so wüsste ich gerne mal, wie das Raumschiff der Schöpfer auf den Planeten gekommen ist, auf welchem „Alien“ spielt), dem kann man nicht mehr helfen, dem wird jedoch „Alien 6“ noch mit am besten gefallen können - abgesehen von jenen kritiklosen Zuschauern, denen auch die Entmystifizierung egal ist.
Wer frei von jeglichem Denken ist, der wird aufgrund der Schauwerte, des Tempos und des durchaus vorhandenen Unterhaltungsgrades einen neuen, tollen Blockbuster für sich entdeckt haben. Wer es wagt auch nur ansatzweise mitzudenken wird trotz einer Verbesserung auf dem amerikanischen Markt filmischer Großproduktionen wieder in seinen Vorurteilen über Blockbuster bestätigt werden und kann sich wieder schmollend einzig Nischenprodukten zuwenden. Ich muss „Alien 6“ zumindest eingestehen mich nicht gelangweilt zu haben, in der ersten halben Stunde gar richtig gut unterhalten zu haben und danach zumindest bei hohem Tempo geistlose Routine abgeliefert zu haben. Das ist zwar kein tolles Ergebnis, aber trotz aller Fehler noch kein Rohrkrepierer. OFDb
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