02.10.2024

ALPHA ALPHA (1972)

Der Lehrer Dahlen gerät ins Visier einer weltweiten Geheimorganisation, die rätselhafte Phänomene zum Schutz der Menschheit untersucht. Er ist für sie der geeignete Kandidat ein Alpha ihrer Vereinigung zu werden, dies ist jener Typ Agent, der sich an die gefährlichsten Jobs wagen muss. Nach einigen Prüfungen ist er aktiv dabei und löst von nun an, unter Mithilfe eines sprechenden Supercomputers, von ihm liebevoll Klapperkasten genannt, mysteriöse Fälle... 

Wahrscheinlichkeit der Vernichtung der Menschheit in Prozentangaben...

Lange bevor Mulder und Scully in "Akte X" unheimliche Fälle des FBI lösten, startete in Deutschland eine TV-Serie, die theoretisch ähnliche Wege geht, aber noch simpler gestrickt ist als das US-Produkt. Zwar beinhaltet sie einige interessante Denkansätze und gibt sich damit nicht vollends der Trivialität hin, wie es zeitgleich die SF-Krimi-Phase der "Doctor Who"-Serie mit dem dritten Doktor tat, dennoch bleibt alles zu oberflächlich angerissen. Das betrifft leider nicht nur die philosophische Reflexion, sondern auch die jeweiligen Abenteuer an sich, besitzt jede der 13 Folgen doch lediglich eine Laufzeit von 25 Minuten, und da immer erst gerätselt werden muss, was los ist, und zudem Platz für das meist humorvolle Schluss-Szenario zwischen Computer und Dahlen stattfinden muss, bleibt dem eigentlichen Schauwert eines jeweiligen Falles wenig Zeit. Das ist aufgrund der abwechslungsreichen Themenwahl bedauerlich, nicht bezüglich der wortwörtlichen Schauwerte, sind die Effekte doch auch für ihre Zeit arg simpel gestrickt und ohnehin kaum vorhanden. 

Aber das Feld der phantastischen Stoffe grast man abwechslungsreich ab. Ob es um Unsterblichkeit, Zeitreise, Gedankenkontrolle, Menschentests von Außerirdischen, oder einer Maschine geht, mit welcher man seine Bewegungen auf "Clockstoppers"-Art derart beschleunigen kann, dass die Zeit stillzustehen scheint, "Alpha Alpha" sorgt von Folge zu Folge stets für Abwechslung. Auf simpler Ebene funktioniert das Konzept ganz gut, so charmant wie hier das 70er Jahre-Feeling durchschimmert. Statt verkrampfter Agenten gibt es einen Helden im Joachim-Fuchsberger-Stil gleicher Dekade, so wie man ihn aus den Wallace-Krimis oder aus "Das Mädchen von Hongkong" kennt (nur ohne die sexuellen Anzüglichkeiten von dort). Unterkühlt wirkt der taffe Mann trotzdem manchmal, was wohl die Natur seiner Verantwortung mit sich bringt, die manchmal auch gegen die Regel der Organisation Anwendung findet. Sein Gekabbel mit der Maschine wirkt nicht halb so sympathisch wie das zwischen Pille und Spock, oder zwischen dem Gummimann und dem Roboter aus "Captain Future", dafür kommt es zu gewollt, unempathisch und stets zu schnell abgefrühstückt daher. Die Dialoge sind oft trockener Natur, die Choreographie von kurzen Kampfsequenzen starr und verkrampft, "Alpha Alpha" strahlt trotz liberalem Vorzeigehelden auch insgesamt eine Unterkühlung auf, provoziert freilich durch die maskierten Köpfe jener Abteilung der weltweiten Organisation, die wir hauptsächlich mitbekommen. 

Was dort bewusst intellektuell unterkühlt präsentiert wird, ebenso wie die Computeranalysen, fällt nur bedingt menschlicher und abenteuerlicher in der eigentlichen, jeweiligen Hauptgeschichte aus, die doch eigentlich Abenteuerflair und Gefahr ausstrahlen soll. Erwartet man nicht zu viel, kann "Alpha Alpha" weit unter seinen Möglichkeiten charmant, aber auch etwas arg banal, unterhalten. Serien wie "Raumpatrouille Orion" oder "Twilight Zone", die vor der hier besprochenen Reihe entstanden, wussten trotz des Zweckes der Unterhaltung mehr Substanz und Reflexion zu bieten. Das schlichte Ergebnis ist somit nicht dem Zustand von TV-Produkten seiner Zeit zuzuschreiben. Umso schöner erscheint ein, eher zufällig in die Schlussepisode gerutschtes, Plädoyer Dahlens über Eigenverantwortung und der Gefahr durch die Führung von Organisationen und Computern. Dort wird zwar letztendlich auch die Macht jener Gruppierung kritisiert, für die der ehemalige Lehrer tätig ist, er wendet ihr aber nicht den Rücken zu, äußert sich dazu aus einem anderen Grund, so dass die Serie dennoch offen endet, ohne einen Schlussstrich zu ziehen, und das Plädoyer somit auch in jeder anderen Folge hätte auftauchen können. Erkennbar bleibt dennoch der häufige Blick direkt in die Kamera währenddessen, so wie später stilistisch auch von Oliver Stone in einem entscheidenden Satz in "JFK" inszeniert.  Wiki

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen