Zwischen seinen spannungsgeladenen Erfolgen "The Fog - Nebel des Grauens" und "Das Ding aus einer anderen Welt" erschuf John Carpenter mit Kurt Russell, seinem Star aus letztgenanntem Film, eine Zukunftsvision der pessimistischen Art, ein politisches Statement zu dem was kommen könne, wenn manche Dinge von einst sich weiterhin in die negative Richtung entwickelt hätten. Doch anstatt eine ernstzunehmende Satire vorzulegen, machte John Carpenter daraus eine Freakshow in ähnlichem Stile wie der im selben Jahr erschienene "Mad Max 2". Carpenter zaubert uns Edel-Trash anstatt einen ernstzunehmenden Film abzuliefern, und ich muss gestehen, dass mich das Ergebnis nicht mehr so in seinen Bann ziehen konnte, wie in frühen Jahren meines Cineastendaseins.
Noch immer ist es schön anzusehen, wie Carpenter auf recht schlichtem Weg ein heruntergekommenes, düsteres New York präsentiert, noch dreckiger als es dies eigentlich ist. Die Hauptstadt, der einstige Stolz, ist nun ein Wohnort allen Übels, von außen nicht gefördert, da innerhalb der Mauern des Gefängnisses jeder auf sich gestellt ist. Seinen beunruhigendsten und tatsächlich düstersten Moment erhält der Film jedoch nicht an diesem Ort, sondern ziemlich zu Beginn, wenn Snake Plissken, ebenso wie andere neu Gefangengenommene, per Durchsage mitgeteilt bekommen, dass sie neben einem autonomen Gefangenemleben unter ihresgleichen in New York sich auch stattdessen zum Ableben melden können. Alles was dieser gruseligen Entscheidung folgt ist zwar ein ziemlich ernst umgesetzter Film (wenn auch nicht ohne Augenzwinkern versehen), aber kein ernstzunehmender.
Carpenter geht es um die Action, um die grelleren Zutaten inmitten dieses Stoffes (Kronleuchter am Auto der Nummer 1 von New York, schrille Punkfrisuren, ...), ihm geht es rein um den Popkorngehalt der Geschichte, und da macht er auch gar kein Geheimnis draus. Allerdings geht es ihm auch um das Spiel des Bösen in der Dunkelheit und um einen funktionierenden Spannungsgehalt, wie ihn seine oben genannten Werke besitzen, und das will inmitten einer etwas zu idiotischen Geschichte nur bedingt funktionieren. Kleine Fehler wie funktionierende Straßenlaternen lassen sich noch übersehen, aber die vielen Zufälle mit denen beispielsweise der Taxifahrer immer im gerade richtigen Moment ins Geschehen kracht, sind schon eher ärgerlich zu nennen.
Auch zu glatt laufende Befreiungsaktionen, das fehlende Gespür für Dramaturgie (z.B. immer dann wenn einer der Weggefährten stirbt) und besonders ärgerlich der nicht gerade stark verminte Weg Richtung Freiheit, der uns zuvor als fast unmöglich passierbar beschrieben wurde, helfen nicht gerade dabei die düstere Atmosphäre, um die Carpenter sichtlich bemüht ist und die er stellenweise, z.B. aufgrund der von ihm komponierten Hintergrundmusik, auch tatsächlich entfacht, in den entscheidenden Momenten auch tatsächlich spürbar zu machen. Da wird innerhalb weniger Minuten das World Trade Center rauf und runter gerannt, jeder auf sich gesetzte Kriminelle wirkt entweder noch kooperativ oder auf harmlose Art geistig entrückt. Die Welt die uns Carpenter hier präsentiert ist einfach nicht düster genug, um inmitten von Trash noch ernsthaft in ihren Bann ziehen zu können.
Umgekehrt ist der Zirkus den er entfacht auf der anderen Seite nicht bunt genug um zum reinen Popkorn-Happening werden zu können. Es ist möglich, dass die Art der Umsetzung von "Flucht aus L.A." aus diesen Gründen betrachtet vielleicht doch keine so schlechte Idee war, wie es immer heißt. Aber um das beurteilen zu können ist meine Sichtung der späten Fortsetzung, die eher einem Remake gleicht, zu lange her. "Die Klapperschlange" weiß zu unterhalten, nicht falsch verstehen, aber das große Werk als das ich ihn einst empfand ist er mit meinen Seherfahrungen nun wirklich nicht geblieben. OFDb
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