"Das Haus der Verfluchten" legt die üblichen Fährten, wie es sie in derlei Stoffen seit Anbeginn des Thrillers zu erleben gibt. Das Opfer eines ehemaligen Verbrechens wird von der Vergangenheit heimgesucht, scheinbar will wer aus der Gegenwart auf diese Art der Heldin ans Leder, neu klingt das, was der "Miami Golem"-Regisseur in seinem zweitletzten Film vorweist, nicht gerade. Da wirkt der Kniff des Drehbuchs nach dem ersten Drittel plötzlich sehr interessant, das wir wesentlich früher in die Täteraufdeckung eingeweiht werden, als es allgemein im Genre üblich ist. Damit wächst im stimmig inszenierten Film die Erwartungshaltung, möchte man doch wissen warum der Autor diesen Weg wählt. Am Ende des Streifens ist er uns diese Antwort jedoch noch immer schuldig, holt er doch wenig aus dem Perspektivwechsel heraus, so dass sich "Formula for a Murder" (Alternativtitel) ähnlich schaut, wie ein Thriller ähnlicher Thematik beim zweiten Sichten. Nicht falsch verstehen, trotz Überraschungsarmut und halbwegs vorhersehbarem Plot ist "7, Hyden Park: la casa maledetta" (Originaltitel) ein unterhaltsamer Horrorbeitrag geworden, er schöpft nur eben nicht aus den Vollen seiner Möglichkeiten.
Interessant ist seine Positionierung innerhalb der Genres, in denen er sich bewegt. Mitte der 80er Jahre entstanden, ist er für einen Giallo weit nach der Haltbarkeitszeit dieses Genres auf der Bildfläche erschienen. Von diesem beeinflusst entstand Anfang der 80er Jahre in Amerika die Slasherwelle, deren erweiterte Eigenschaften nun auch in "Das Haus der Verfluchten" Zuflucht finden. Somit ist De Martinos Werk Teil beider Filmgattungen, und das beschert ihm einen recht interessanten Touch. Die Morde, die bereits im Giallo zelebriert wurden, werden typisch Slasher weit lauter präsentiert, die klassische Leichenanhäufung am Ende, wie wir sie seit "Halloween - Die Nacht des Grauens" und "Freitag der 13." kennen, wird ebenso klassisch eingebracht, freilich indem die Heldin auf sie stößt. Gleichzeitig bleibt der Grundton im ehemaligen Genre stecken, deutlich inspiriert durch die Werke Bavas und Argentos, durch die an die 70er Jahre erinnernde, stimmige Hintergrundmusik und dem Produktionsland Italien unschwer zu erkennen. Die künstlerische Raffinesse der großen Vorbilder fehlt ihm, aber auch "Das Haus der Verfluchten" hat optische Ausnahmeszenen zu bieten, beispielsweise beim Ableben der Geliebten des Täters, deren weit aufgerissenen Augen uns noch innerhalb der durchsichtigen Folie anstarren, mit welcher sie in einem Auto entsorgt wird. Auch die Größe des Hauses und die Düsternis weiß sich De Martino zunutze zu machen, um dem Horror-Thriller trotz fehlender Individualität und Überraschungen das nötige Flair zu bescheren.
Besagte Größe des Hauses, sowie ein kurzer Ausflug in die Großstadt New York, der sich innerhalb des Gesamtplots ein wenig unnötig anfühlt, ist ein psychologischer Bestandteil, den De Martino zu nutzen weiß, um das Gefangensein der Querschnittsgelähmten in ihrem Rollstuhl unterbewusst noch einmal zu verdeutlichen. Was der Blindenbehinderung ihr "Warte bis es dunkel ist" ist, ist der Querschnittslähmung, noch vor der zweiten Verfilmung "Das Fenster zum Hof", De Martinos "Das Haus der Verfluchten", der gekonnt das Handicap der Heldin einzufangen vermag, und sie aus sich heraus wachsen lässt, wenn sie deutlich unterlegen im Finale dem Aggressor direkt begegnen muss, um sich ihm als ernstzunehmenden Gegner, innerhalb der Weiten des großen Hauses, zu beweisen. Gleichzeitig nutzt der Regisseur dieses Nerven kitzelnde Szenario, um den üblichen Schluss derartiger Horrorfilme grotesk zu überzeichnen. Er legt quasi die Wiederauferstehung des klassischen nicht tot zu kriegenden Slasher-Killers im Realismus an, und zeigt uns den stets mehr verwundeten Täter immer leidender und kraftloser, aufgrund des hervorragenden Überacting seines Darstellers jedoch nicht minder erschreckend dargeboten. Hier bekommt "Formula for a Muder" fast ein comicartiges Flair beschert, während der Grundton gleichzeitig ernst genug bleibt, um das Szenario nicht zur Witznummer verkommen zu lassen. Mag De Martino auch nicht der große Wurf gelungen sein (was einzig am zu durchschnittlichen Drehbuch liegt), einige gute Gründe sich "Das Haus der Verfluchten" dennoch zu Gemüte zu führen sind somit trotzdem definitiv vorhanden. Und für einen Plot, in welchen der Zuschauer arg schnell eingeweiht wird, ist es dem Regisseur überraschend gut gelungen mittels lauter Methoden effektiv Aufregung und Spannung in die Routine einzubinden. Hut ab! OFDb
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