Langs Rückkehr zurück nach Deutschland bescherte uns u.a. den dritten und letzten Teil seiner Mabuse-Trilogie, der, so unterhaltsam er auch sein mag, nicht mehr an die Klasse der beiden vorangegangenen Filme "Dr. Mabuse, der Spieler" und "Das Testament des Dr. Mabuse" heran reicht. Bargen die beiden Vorgänger hinter all der künstlerisch wertvollen Herangehensweise bereits den Bereich des Trivialfilms, so bricht er nun in Zeiten der harten Kinowelle Deutschlands unübersehbar hervor. Ob es eine im Kitsch endende Liebelei zwischen zwei wichtigen Figuren ist, die so dargeboten wird, dass sie nur in der Popkornkino-Realität zu überzeugen weiß, oder ob plump choreographierte Prügeleien stattfinden, selbst die Auflösungen am Schluss, die allerlei Wahrheiten über die Figuren freilegt, wirken derart übertrieben, dass man nicht mehr wirklich von einem bodenständigen Werk reden kann. Selbiger niveauloserer Umgang trifft auf den Namen Mabuse zu, der nun frei von einem Nachfolger benutzt werden kann, dessen einzige Legitimation darin besteht das Verwenden alter Pläne des Verbrecher-Genies zu nutzen. Er mag sich so gut tarnen und verwandeln können, wie das Original, er mag über eine Verbrecherorganisation verfügen, der wichtigste Punkt des echten Mabuse, fehlt ihm jedoch komplett: dessen überragende Intelligenz.
Da wir erst am Schluss erfahren wer er ist und erst dann auch auf seine Defizite stoßen, ist dieser Aspekt nicht so schlimm ausgefallen, schließlich konzentriert sich "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" hauptsächlich auf das Rätselraten wer denn nun Mabuse ist. Das interessierte mich persönlich nur halbwegs, da man auf der einen Seite schnell die richtige Vermutung hat, auf der anderen Seite einem das geglückte Drehbuch anderweitig stets an der Nase herum führt. Die Geschichte ist interessant verstrickt und verwoben erzählt, trumpft mit ebenso interessanten Figuren, so dass eine Dynamik ins Laufen gebracht wird, welche der Regisseur in der entspannt dargebotenen, sich rein dem Unterhaltungsfilm verpflichtenden Art, bis zum Schluss des Streifens aufrecht erhält. Hintersinnig in Bezug auf die Symbolik der vorangegangenen Teile fällt lediglich auf, dass der Täter nicht nur persönlich das Erbe Mabuses antritt, auch die Räumlichkeiten und Maschinerien die er nutzt sind ein Erbe. Sie sind das Erbe der Nazis, welche in Teil 1 gesät und in Teil 2 geerntet wurden, womit die versteckte Symbolik im letzten Teil der Trilogie nun ihr Ende findet. Sie hat keine tief gehende Bedeutung mehr, analytisch ist da wenig heraus zu holen, dennoch ist es schön mit anzusehen, dass innerhalb eines reinen Trivialfilms ein solcher Gedanke zu Ende gedacht wird.
Mag "The Shadow vs. the Thousand Eyes of Dr. Mabuse" (Alternativtitel) auch nicht mehr die Klasse der beiden Vorgänger besitzen, er ist dennoch ein sympathischer Abschluss, der unter der Regie anderer jedoch zum Startschuss einer trivialen Dr. Mabuse-Reihe wurde, welche der zeitgleich laufenden Rialto-Wallace-Reihe versuchte Konkurrenz zu machen. Kompatibel zu den Vorgängern erscheint im hier besprochenen Film die Besetzung des Kommissar Krass mit Gert Fröbe, der von der Statur und von seiner Art her wie ein Spiegelbild von Otto Wernicke erscheint, der in "Das Testament des Dr. Mabuse" Kommissar Lohmann spielte. Dementsprechend erfreut es, dass in der gleichnamigen Neuverfilmung von 1962 erneut Gert Fröbe für die Rolle des Gesetzeshüters engagiert wurde, freilich diesmal als Lohmann anstatt als Krass agierend. Da "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" sehr leichtfüßig inszeniert ist, weiß die zusätzliche Besetzung mit Peter van Eyck, Werner Peters, Dawn Addams und Wolfgang Preiss so sympathisch zu wirken, die sich alle kein Bein ausreißen müssen, um zu überzeugen, sondern rein von ihrem Charisma her wirken dürfen, auch wenn einige von ihnen mehr auf dem Kasten haben, als hier von ihnen gefordert wird. Wer nicht auf einen Abschluss gleicher Qualität hofft, der kann mit Langs Finale dieser Thematik gut unterhalten werden, ist die rätselhafte Geschichte doch flott und sympathisch umgesetzt, und badet der Film doch noch nicht in solch plumpen Gefilden, wie es die letzten Mabuse-Filme der 60er Jahre taten. OFDb
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