24.02.2020

THE CROW - DIE KRÄHE (1994)

Es ist eine Kunstform für sich einen Film derart gut zu inszenieren, der von seinem pubertärem Infantilismus her eigentlich hochgradig peinlich ausfallen müsste. Doch Werke wie "Crank" und "Sin City" schaffen es fast einzig durch den Inszenierungsstil und der harten Gangart, die sie frönen, derartige Schwächen zu Stärken der Geschichte zu machen. Und Alex Proyas schafft dies mit seinem "The Crow" (Originaltitel) ebenso. Ein Gothic-geschminkter unverwundbarer Rächer, zwischen Moralist und Edelmut pendelnd, kehrt der Liebe wegen zu Rachezwecken zurück. Und damit er auch endgültig das Kind im Manne weckt, darf er nicht nur stärker und weiser als seine ehemaligen Peiniger sein, die gar keine Chance gegen ihn und seine magischen Kräfte besitzen, er darf zudem noch melancholisch E-Gitarre spielen, um auch das letzte Klischee jener Mentalität zu bedienen, in welcher er hoch naiv erzählt badet. Wenn das alles in seiner Gesamtheit nicht peinlich klingt, geradezu nach der möchtegern-harten Mentalität der Metaller und ähnlich orientierten subkulturellen Szenen schreit, dann weiß ich es auch nicht. Das kleine Wunder ist, dass "The Crow - Die Krähe" trotz allem gelungen ist.

Er ist keiner dieser Filme, die es ganz knapp geschafft haben, ihr Scheitern zu umgehen. Proyas Comicverfilmung, der sein ebenso gelungener, in ähnlichem Look badender "Dark City" folgen sollte, hat es aufgrund der düsteren Optik, in welcher der Film getränkt ist, und dem Zelebrieren des Minimalismus der Geschichte geschafft, ein kraftvolles Werk zu werden. "The Crow" badet in einer morbiden Romantik, wälzt sich in Melancholie und Pessimismus, zeigt eine dreckige Stadt, meist nachts, meist nur im Regen. Er orientiert sich an dem leichten Hoffnungsschimmer der Menschen die hier leben, deren Alltag sich zwar nach den Taten Erics verbessern wird, sich aber nie wirklich ins Positive wandeln wird. Dafür steckt die Stadt zu tief im Sumpf der Kriminalität und des Anarchismus. Irgendwer anders wird die Herrschaft des Verbrechens übernehmen, die Stadt darf nur für einen kurzen Moment aus ihrem Koma erwachen, bevor sie ihren trüben, lebensfeindlichen Zustand zurück erlangt. Deswegen fühlt sich das Happy End auch nicht wie ein solches an. Es darf weiter gelitten werden. Mag Mord auch als Genugtuung gelten, wie für Geschichten rund um Selbstjustiz üblich, wirklich glücklich und befreit wirkt Eric nicht, auch wenn seine Verlobte am Ende als weiß gekleideter Engel zu ihm zurückkehrt.

Die Symbolik mag plump sein, die Dramaturgie kitschig und die Geschichte trotz ihres Minimalismus mit dem Holzhammer präsentiert und unnötig immer wieder erklärt. Das alles stört ebenso wenig wie die mangelnde Logik, die selbst im innereigenen Bereich des Streifens versagt, so widersprüchlich, wie selbst die Gesetzmäßigkeiten innerhalb des parallelen Kosmos daher kommen, von welchem "The Crow" erzählt. Letztendlich ist Proyas Streifen ein Film der Sinne geworden, ein Märchen für Erwachsene, eine Art düsterer Romantik-Traum. Und als solcher funktioniert er gut. Vielleicht auch weil er die Mentalität des Rächers nie zelebriert. Er ist als Racheengel nur noch ein Schatten seiner selbst, ein Phantom, die Subkultur die er lebte zeigt sich nur noch in seinem Äußeren. Er gibt sich nicht hart, stattdessen in nicht melancholischen Momenten eher verspielt, z.B. wenn er einem Opfer, welches er in den Tod fahren lässt, hinterher winkt, ohne dass dieser es sehen könnte. Sanftmütig kümmert er sich um das verlorene Mädchen und ihren Polizistenfreund. Es geht um Liebe und Freundschaft, um Rache und Gerechtigkeit, um Comicästhetik, die in reale und laufende Bilder umgewandelt beeindrucken soll. Es geht um das Kind im Manne, um eine verträumte Wahrnehmung fern des Realismus. Es geht um genügend anderes als einzig um Coolness, die in zu starkem Maße das Gelingen des Streifens verhindert hätte. Der Look mag cool sein, die Theatralik des Streifens ist es glücklicher Weise nicht geworden. Die ist Edelkitsch in künstlerisch wertvollem Gewandt für Freunde beeindruckender oberflächlicher Trivialitäten. Peinlich wird es erst, wenn man mehr darin sehen will.  OFDb

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