30.08.2020

VERFÜHRUNG EINER NONNE (1975)

Noch früh in ihrem filmischen Schaffen angelangt, aber bereits durch Werke wie "Flotte und heiße Jeans", sowie "Teenager lieben heiß" zum kurzfristigen Star des 70er Jahre Italo-Erotikkinos geworden, ist Gloria Guida in "Verführung einer Nonne" gegen den Strich besetzt. Wo sie sonst ihre Sexualität entdecken darf, ältere Männer verführt und ihre nackten Reize präsentiert, da spielt sie hier das junge Mauerblümchen im Gewandt einer angehenden Nonne und gilt von der Hauptfigur der Geschichte erobert zu werden. Ihr niedliches Gesicht weiß zu wirken umringt vom biederen Outfit, was unter den Klamotten steckt wissen wir bereits aus etlichen anderen Erotik-Beiträgen. Dennoch macht Pier Giorgio Ferretti, für den "La novizia" (Originaltitel) als dritte Regiearbeit seine letzte sein sollte, ein großes Geheimnis um die Nacktheit seiner Heldin. Er baut eine Erwartungshaltung auf, nicht nur für die Figur des Schürzenjägers Vittorios, der darauf hofft die harte Nuss zu knacken, er erwartet selbiges vom Publikum. 

Das möchte sicherlich ebenfalls wieder einen Blick auf die nackte Blonde werfen, der Preis den er dafür zahlt ist jedoch zu hoch. Bis sich Guida im letzten Drittel des Streifens endlich entkleidet, hat man einen qualvoll schlechten Film sichten müssen, der es nicht einmal im Ansatz schafft, einem die Truppe Aufreißer, die im Zentrum steht, auch nur ein klein wenig sympathisch zu präsentieren. Das ewige Balz-Gelaber toller Typen nervt enorm, in der Originalfassung noch mehr als in der diesbezüglich stark gekürzten, ursprünglichen deutschen Fassung, und da es weder Regie, noch Autor, oder die Darsteller schaffen, sich in die erzählten Situationen hinein zu fühlen, bleibt die Motivation der beiden Hauptfiguren für das Publikum zu theoretisch, zu distanziert, als dass man mit irgendwem von beiden mitfiebern könnte. Vittorios sehnt sich nach wahrer Liebe, auch wenn jeder Teil seines Charakters dagegen spricht und obwohl er sich einzig wie ein Jäger verhält, anstatt wie ein verliebter Mensch. Und Maria besitzt keinen Grund diesen Unsympath, dessen Bettgeschichten sie stets angewidert mitbekommt, zu begehren, geschweige denn sich in ihn zu verlieben. 

Hinzu kommt, dass es die mit mangelndem Schauspieltalent gesegneten Protagonisten nicht hinbekommen, ihren Figuren die fehlende Glaubwürdigkeit des Buchs zumindest durch ihre Darstellung zu bescheren. Gerade Guida, deren einziges Talent stets im Zeigen ihres nackten Körpers bestand, macht in dieser Rolle, in der das Spiel der Mimik wichtiger denn je wird, allzu deutlich, was man sonst unaufmerksam übersehen konnte: sie kann nichts außer süß gucken. Und selbst dieser meist bezaubernde Blick will zu den meisten Situationen ihrer Rolle so gar nicht passen. Würde "La Novizia - Verführung einer Nonne" (Alternativtitel) nicht derart übertrieben in einer von sexgeilen Menschen bevölkerten Welt spielen und auch nur ansatzweise glaubwürdig erzählt sein, die Geschichte könnte reizen, eben weil Maria eher auf Zwang, anstatt aus Überzeugung Nonne werden will, und ihr Eroberer lediglich die brave Treue ihren zu strengen Eltern gegenüber beheben müsste, um zu einem gemeinsamen Glück zu finden. 

Unsensibel erzählt, unsympathisch verkörpert und in so ziemlich jedem Punkt unglaubwürdig dargeboten, kann die theoretisch eigentlich sympathische Idee des Streifens nicht fruchten. In dieser sehr plump präsentierten Form lässt sie sich auch kaum erahnen. Und ein reißerischer, pseudo-dramatischer Schluss, der so gar nicht zum Rest-Szenario passen will, unterstreicht diese Makel zum Ausklang des Filmes noch einmal sehr deutlich. Man hätte die Mutter Marias näher und psychologisch treffsicher beleuchten müssen, um aus diesem Aspekt ein tatsächlich emotional schockierendes Ende zu schaffen - zumal es nicht einmal der Moment zuvor schafft, das Liebespaar glaubwürdig als miteinander glücklich zu verkaufen. Wie kann es dies auch, wenn die beiden völlig unnatürlich agierend, unbekleidet miteinander, kichernd umgehen, als befänden sie sich im Kindergarten oder auf der Sonderschule? Zumindest zeigt sich damit ungewollt die geistige Reife, die man vom Publikum erwünscht.  OFDb

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