Drei Freunde beschwatzen den
Verantwortlichen eines Sesselliftes im Skiurlaub sie kurz vor der
Schließung doch noch schnell den Berg hochfahren zu lassen. Durch einen
unverhofften Mitarbeiterwechsel werden die drei dort oben in der Luft
vergessen. Der Lift wird angehalten, die Lichter ausgeschaltet, und da
Sonntag ist wird es fünf Tage dauern bis der Lift wieder in Gang gesetzt
wird. Nach der ersten Panik versuchen die drei sich auf eigene Faust zu
helfen...
Neben den Urängsten vor wilden Tieren, der Dunkelheit u.ä. gab es im Bereich des Thrillers und des Horrorfilms schon immer alternativ den Bereich der modernen Ängste. Benötigte man seinerzeit zur Verarbeitung eines solchen Themas noch eine ausgeklügelte Geschichte, beispielsweise mit einem sabotierenden Erpresser in "Achterbahn" um das im Titel genannte Gefährt schweißtreibend einsetzen zu können, so ist es mittlerweile meist der Minimalismus der in cineastischen Werken für das treffsichere Unwohlsein sorgen darf.
Sicher, da gab es Mitte der 80er Jahre mal "Abwärts" mit Götz George, der mehrere Leute in einem Fahrstuhl stecken ließ, aber trotz Spielbergs frühem Beweis in den 70er Jahren mit "Duell" sollte es noch bis "Open Water" dauern, inspiriert durch "The Blair Witch Project", bis wirklich Fahrt in die Massenproduktion solcher Werke kam. Ob nun auf dem Baum sitzend wie in "Black Water", lebendig begraben wie in "Buried" oder auf dem offenen Meer treibend wie im gerade erwähnten "Open Water" und "Open Water 2", durch den Versuch den Zuschauer in eine Situation zu locken, die realistisch genug ist damit er sich mit ihr identifizieren kann, ist ein Spannungspotential möglich das eine konstruierte Geschichte oftmals nicht erreichen kann.
Moderne Luxus-Ängste wie die Panik vor der Achterbahn oder des im hier besprochenen Film thematisierten Sesselliftes bieten sich für die minimalistische Erzählweise geradezu an. Realitätsnähe und Authentizität sind wichtig, und da darf man sich schon Sorgen machen, wenn gerade Adam Green Regisseur eines solchen Filmes ist, jener Mann der mit den Spaß-Splattern "Hatchet" und "Hatchet 2" die Schlachtplatte eröffnete und dort nicht gerade mit einer sensiblen Ader trumpfte. Warum auch? Musste er ja nicht!
So wie in den beiden beliebten Teilen der "Hatchet"-Reihe übernahm Green sowohl Buch als auch Regie. Und wenn man einmal bedenkt wie konstruiert die Grundidee ist nachts allein auf dem Sessellift zu hocken und ausgerechnet Teenager als Protagonisten zu wählen, kann man im groben erst einmal entwarnen und sagen: "Frozen" ist recht gelungen ausgefallen.
Sicherlich wäre es angenehmer gewesen Erwachsene das hier beschriebene Schicksal erleben zu lassen, aber mit Teenagern im Gepäck ist die Story zumindest etwas glaubwürdiger, auch wenn man ihre Gefühle und Rettungsversuche nicht ganz so ernst nehmen kann, wie die von Personen mit charakterlicher Reife.
Glücklicherweise zeigt uns Green bereits in der Anfangsphase, lange bevor die Drei überhaupt in Gefahr geraten, dass er den üblichen Teenager-Mumpitz wie er im Kino Alltag ist nicht abarbeiten möchte. Es wird auf pubertäre Komik verzichtet und die Klischees werden auf ein Minimum heruntergefahren, ganz simpel mit dem Trick in der Vorphase gar nicht erst zu viele Gleichaltrige auf die Story los zu lassen.
Stecken die Studenten erst einmal mitten im Schlamassel, ist es wiederum geradezu konsequent sie dieses Erlebnis auch mit Teenageraugen durchleben zu lassen. Liebesschwüre, der Konflikt bester Freund und feste Freundin, unüberlegte Handlungen, das schaut sich mit jungen Darstellern einfach glaubhafter als wenn mitten im Leben stehende Erwachsene sich zum Affen machen würden. Da mag in Punkto Psychologie und Physiologie nicht immer alles glaubhaft sein, aber zumindest das Handeln der Figuren bleibt nachvollziehbar.
Egal ob da nun Fehlentscheidungen getroffen werden oder nicht, und ganz egal ob man sich mit den Handlungen identifizieren kann, bezogen auf die agierenden Personen bleiben die wichtigsten Taten glaubhaft. Gerade jene Ideen, die fatal enden, gehören glücklicher Weise zu den nachvollziehbaren Momenten. Umso gnadenloser lässt Green die jeweils Betroffenen leiden und liebt es dabei den Zuschauer mit immer neuen Grausamkeiten zu quälen. Manche Bösartigkeit wirkt nachhaltig, andere Momente, wie eine fest gefrorene Hand, sind nur für den kurzen Show-Moment wirksam.
Psychologisch stimmig ist "Frozen" nicht wirklich, grobe Ausrutscher leistet er sich in diesem Bereich glücklicher Weise jedoch trotzdem nicht. Zumindest bietet er einen hohen Spannungsgehalt, der einen über einen Mangel dieses Bereiches großzügig hinwegsehen lässt. Zumal die Dialoge der Protagonisten nie so nervig ausfallen wie jene der Betroffenen aus "Open Water". Dadurch ist auch eine treffsichere Dramaturgie möglich als dort, zumal in Greens Werk auch gern vergessene Themenbereiche wie die Notdurft angesprochen werden. Andere mit der Geschichte einhergehende Selbstverständlichkeiten wie das Hungergefühl und die Müdigkeit beim erfrieren fallen leider unter den Teppich.
Zum großen Kino-Ereignis fehlen neben der Psychologie der Mut in eine völlig unerwartete Richtung zu erzählen und die authentische Nähe zu den Hauptfiguren. Mit denen wird ein Amerikaner sich sicherlich besser identifizieren können als ein Deutscher, mag also sein dass "Frozen" sich im Heimatland etwas besser guckt. Dank eines hohen Spannungspotentials, einer durch streunender Wölfe kleinen Dosis Tier-Horror und jeder Menge kleiner, fieser inhaltlicher Gimmicks ist Greens Ausflug in eine andere Art Horrorfilm durchaus als gelungen zu bezeichnen, sofern man mit den im Text erwähnten Abstrichen leben kann. Etwas talentiertere Mimen hätte man jedoch durchaus casten können. Ein Glück dass sie zumindest nicht zum unteren Durchschnitt gehören. OFDb
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