11.12.2013

KILLER BARBYS VS. DRACULA (2002)

Ich tu mich mit Schmuddelfilmchen ja nun wirklich nicht schwer. Wieso nerven mich dann die bisher von mir gesichteten Werke Jess Francos eigentlich lediglich, anstatt mich zu unterhalten? Immer wieder heißt es im Netz, der gute Mann habe auch sympathische Werke fertiggestellt. Ich bekam auch schon von Blogger-Kollegen spezielle Titel was ich mir ansehen sollte genannt, allerdings habe ich aufgrund meiner bisherigen Erfahrung von Franco immer nur das gekauft, was mir zufällig über den Weg lief, und so wird es auch bleiben. Trotz aller Tiefschläge bleibe ich tapfer und neugierig, erst recht nachdem Joe D‘Amato, den ich für ebenso untalentiert hielt, mich erst kürzlich mit „Man-Eater“ so positiv zu überraschen wusste.

„Killer Barbys vs. Dracula“ ist eigentlich ein Film, den ich mögen möchte, treffen sich doch einfach mal ein paar schauspielerische Laien zum fröhlichen Happening, um zu sehen ob sie nicht in der kurzen Zeit, die sie vor sich haben, einen Film auf die Beine gestellt bekommen. Anders macht es Helge Schneider auch nicht, der zuletzt mit „Null Null Schneider 2“ bewiesen hat, dass er es noch immer drauf hat. Der bietet in seinen Filmen aber auch ein Hochmaß an gelungenen Gags und skurrilen Figuren und Situationen.

Ebenso auf dem ersten Blick vergleichbar ist der hier besprochene Jess Franco-Film mit den cineastischen Werken Christoph Schlingensiefs, der nicht nur zufälliger weise viel mit Helge Schneider kooperiert hat. Schlingensiefs Filme waren eher ernster Natur, wenn auch meist als Groteske ausgelegt, so dass  trotzdem immer ein gewisser Humorgehalt vorhanden war. Doch auch seine Werke gucken sich in der Regel besser als „Killer Barbys vs. Dracula“, würde Schlingensief doch nie den analytischen Hintergrund seiner Erzählung vergessen und seinen Laien-Werken somit immer Hintergrund bescheren (Helge übrigens auch).

All das fehlt dem hier vorliegenden Film, und was übrig bleibt bekommt ihm nicht wirklich gut, was nicht hätte sein müssen, benötigt man zur Fertigstellung eines kurzweiligen Laien-Produktes doch keineswegs zwingend die analytischen und humoristischen Trümpfe eines Helge Schneider oder Christoph Schlingensief, sondern lediglich ein paar Ideen, die solch ein Filmprojekt legitimieren. Ideen schien aber kaum wer vom Team zu haben. Das Äußerste an kreativer Idee, das ich erkennen konnte, ist der Aufenthalt eines Mannes, der immer behauptet hat der echte Dracula zu sein, und der relativ kurz nach der Ankunft des leibhaftigen Grafen mit seinem Leben für diesen Lug und Trug zu bezahlen hat.

Der wahre Dracula ist ohnehin der einzig halbwegs funktionierende Pluspunkt des Filmes, spielt Enrique Sarasola doch derart albern und übertrieben, dass es schon wieder Spaß macht ihm dabei zuzusehen. Optisch erinnert er mehr an Kurt Raab aus „Die Zärtlichkeit der Wölfe“ als an Max Schreck aus „Nosferatu“, was sicherlich eher gewollt war als Erstgenanntes. Egal ist beides, spielt Sasrasola doch derart sympathisch würdelos und so gar nicht edel, dass jegliches Dracula-Klischee schnell über Bord geworfen wird. Dementsprechend lustig kommt auch ein Dialog daher, in dem es heißt dass die Namen Dracula und Lugosi keinen Unterschied machen würde, das würde doch ohnehin das selbe bedeuten.

Ja, in solchen Momenten wird hemmungslos herumgeblödelt und Franco schafft es trotzdem eine relativ ernste Grundstimmung zu bewahren, sprich das muntere Treiben nicht zum überblödelten Kasperle-Theater ausufern zu lassen. Funktionieren will der Film trotzdem nicht. Denn so sehr dieses halbwegs befriedigende Herumalbern auch seinen Unterhaltungswert besitzt, es kommt zu selten vor, konzentrierte man sich doch viel lieber auf die Promotion der Band Killer Barbies (ja, sie werden wie die Puppe Barbie geschrieben, der Film aus rechtlichen Gründen selbst jedoch nicht), die manchmal ganze Lieder am Stück spielen, ohne dass mehr passiert als dass man ihnen auf der Bühne beim singen und schraddeln zusehen darf. Hin und wieder gibt es kurze Schnitte, in denen man Dracula herumhuschen sehen darf, aber dann wird wieder schnell innerhalb des Liedes die Band gezeigt.

An anderer Stelle wird der Film mit stummen Szenen gestreckt, die man dafür nutzte Ärzte-Lieder im Hintergrund abspielen zu können, ist doch auch Bela B mit an Bord dieser kleinen C-Produktion, doch auch der kann dem munteren Treiben keinen zusätzlichen Reiz bescheren, dabei ist er mit Blick auf „Terkel in Trouble“ nun nicht einzig im Musikgeschäft talentiert. Kurzum: „Killer Barbys vs. Dracula“ ist ein reiner Musikfilm, dem zwischen den Auftritten der Band Killer Barbies und manchem Auftritt mit Gaststar Bela B eine Dracula-Story drum herum gebastelt wurde, so dass maximal Fans der Band auf ihre Kosten kommen, aber keiner der einen Film sehen wollte, wird doch kaum Film geboten.

Da wird man am Set sicherlich Spaß gehabt haben, aber selbst dieses Feeling springt kaum auf den Zuschauer über, der sich vor Langeweile für das zusammenhanglose Treiben überhaupt nicht mehr interessiert bekommt. Selbst „Dracula in Pakistan“ guckt sich da reizvoller, und selbst bei dem stößt man als Trash-Fan an seine Grenzen. Also, schaut entweder den, oder wer Laien-Filme gerne mit künstlerischem Gehalt angereichert sehen will kann auch bei den Werken von Helge Schneider und/oder Christoph Schlingensief zugreifen. Von Letztgenanntem ist meiner Meinung nach am ehesten „Mutters Maske“ zu empfehlen.  OFDb

1 Kommentar:

  1. Also, da hast Du Dir aber auch einen der allerallerschlechtesten Francos ausgesucht. Ich verehre den Mann wirklich, aber das Machwerk hier stammt aus der übelsten Grotte - auch wenn es mir weh tut, das zu schreiben. Probier mal lieber den ersten "Killer Barbys"-Film von ihm. Der ist auch noch auf Film gedreht und hatte mehr als nur 'ne Mark Füffzig gekostet.

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