24.04.2014

IST SIE NICHT WUNDERBAR? (1987)

Howard Deutch hatte gerade erst vor einem Jahr den völlig unterkühlten und unsentimentalen „Pretty In Pink“ für Produzent John Hughes fertiggestellt, da lieferte er ihm bereits die nächste Romantikkomödie mit Teenagern im Zentrum ab. „Ist sie nicht wunderbar?“ schaut sich auch schon wesentlich mehr wie ein John Hughes-Film, als es im Vorgänger, trotz Stammbesetzung mit Molly Ringwald, der Fall war. Ja, Hughes eigene Regiearbeiten im Teenie-Bereich mit „Das darf man nur als Erwachsener“, „Der Frühstücksclub“ und „Ferris macht blau“ boten nie den romantischen Aspekt im Zentrum, aber auch sie könnten bereits untereinander kaum unterschiedlicher vom Stil her sein, ein Vergleich ist also durchaus trotzdem angebracht. Und mag „Ist sie nicht wunderbar?“ im Vergleich zu diesen Werken auch besonders brav und ernst ausgefallen sein, der Humor des Produzenten funkelt trotzdem immer wieder durch.

Ob das die frechen Kindersprüche jüngerer Geschwister sind, die eher in späteren Produktionen wie „Kevin - Allein zu Haus“ und „Allein mit Onkel Buck“ dominanter zelebriert werden sollten, oder ob es das Spiel mit comichaften Mimiken in Großaufnahmen ist (im hier vorliegenden Falle z.B. zu entdecken in jener Szene, in welcher der Herr Papa vor der Klassentür von Keiths jüngerer Schwester steht), der Humor schwimmt in einem Strom mit besagten Teeniefilmen mit, aber auch im Strom von Hughes einzigem Film, in welchem er Erwachsene zu seinen Hauptdarstellern machte. Die Rede ist von „Ein Ticket für zwei“.

Es spielt keine Rolle dass Hughes in „Ist sie nicht wunderbar?“ offiziell nur Produzent war. Seine Handschrift schimmert so dominant durch, dass Deutch wohl kaum viel Freiraum genossen haben dürfte. Scheiß drauf! Denn falsch kann dieses Vorgehen nicht sein, wenn es ein Ergebnis wie im hier vorliegenden Fall hervorbringt, einen Film der in seiner Geschichte theoretisch genauso wenig originell ist wie das arg Klischee-hafte Herumreiten auf dem Arm/Reich-Konflikt von dem er erzählt, ein Thema welches Hughes aber scheinbar stark beschäftige, so später auch in „Der Giftzwerg“ oder zuvor im bereits erwähnten „Pretty In Pink“.

Das gute Ergebnis ist in der Besetzung, der sympathischen Charakterzeichnung, der Maske und dem zeitlosen Soundtrack zu suchen. Eric Stoltz, einige Jahre zuvor aus der Produktion „Zurück in die Zukunft“ gefeuert und durch Michael J. Fox ersetzt, spielt den Naivling sehr gelungen, auch wenn sein Charakter manchmal etwas arg wenig von dem versteht was um ihn herum passiert. Lea Thompson weiß schauspielerisch zu überzeugen, ist aber nicht halb so niedlich wie die mit kurzen Haaren agierende Mary Stuart Masterson, die seinerzeit zu den talentiertesten Jungmimen Amerikas gehörte und später durch „Benny und Joon“ und „Grüne Tomaten“ auch der Masse mit ihrem Können auffallen sollte.

Eigentlich soll Amandas Schönheit über der Ausstrahlung Watts stehen. Doch das funktioniert so gar nicht, und auch wenn es vom Drehbuch anders gewollt ist: es ist gut so, fiebert man doch damit umso mehr dem vorhersehbaren Happy End entgegen, während man zuvor mit Watts und ihrem Liebeskummer mitleiden darf. Keith steht im Zentrum, aber die Gefühle hängen an Watts, gehen sie doch wesentlich tiefer als Keiths Konflikt mit dem Papa, oder dem Wunsch von Amanda akzeptiert zu werden. Ja, sie gehen sogar tiefer als Keiths finaler Plan, der in der letzten halben Stunde zelebriert wird und dem Film damit wenigstens einen Hauch Handlung beschert.

Liest sich alles sehr negativ? Ist es aber keineswegs. Denn die Chemie stimmt, ob es nun Zufall ist oder nicht. Sich mit Witzen zurückhaltend, wenn diese einsetzend, dann aber auch gerne überzogen eingebracht, erzählt der Film seine Klischee-hafte, dünne Geschichte mit sehr viel Empathie, mit dem nötigen Gefühl für ansteckende Romantik und einem Soundtrack, der wie der komplette Film zwar mitten in den 80er Jahren badet, trotzdem aber recht zeitlos in seiner Wirkung ist. Das schönste Beispiel für das perfekte Zusammenspiel aller drei Faktoren ist jene kribbelnde Szene, in welcher Watts mit Keith das Küssen übt. Für Momente wie diese liebt man diesen Streifen.

Unvergessen bleibt auch die allerletzte Szene, die jedes Herz erweichen lässt und mit einem süßen humoristischen Spruch endet, um daraufhin auf ein Abspannlied überzublenden, welches zu den wenigen Songs gehört, die ich auch beim x-ten Gucken des Films den kompletten Abspann lang zu Ende höre. Auch wenn der Song in seinem schönsten Moment aufgrund des Endes des Vorspanns ausgeblendet wird (es wird also empfohlen sich das Lied „Can‘t Help Falling In Love" der Band Lick The Tins zu Hause mal komplett anzuhören), so schließt der Film mit ihm doch perfekt.

Es gibt einige Dialoge, die sich im Deutschen wunderlich übersetzt anhören, ansonsten gibt es aber auch über die Synchronisation nichts zu meckern, die gerade mit ihrer idealen Stimmauswahl bis in die kleinsten Rollen hinein zu überzeugen weiß. Auch wenn ich Mastersons Schauspielkunst sehr zu schätzen weiß, dieser Film hat mich seit meiner Jugend derart intensiv geprägt, dass sie in meinem Kopf eigentlich Watts ist und einfach an die Seite von Keith gehört. Dass mir Eric Stoltz nie wieder positiv auffiel, war zusätzlich hilfreich um diesen Zustand in meinem Schädel aufrecht zu erhalten.  OFDb

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