20.04.2014

DAS GEISTERSCHIFF DER REITENDEN LEICHEN (1974)

Nachdem Amando de Ossorio innerhalb von drei Jahren zwei Mal seine reitenden Leichen auf das Kinopublikum los ließ, suchte er für den dritten Film um die untoten Templer ein etwas anderes Szenario. Immerhin war „Die Rückkehr der reitenden Leichen“ eher ein flotteres Remake des gemütlichen Vorgängers „Die Nacht der reitenden Leichen“. Ich las einmal de Ossorio war begeistert von der Idee Untote auf dem Meeresboden wandeln zu lassen, musste aber aus Kostengründen von dieser wieder ablassen. Der Fan des Genres musste, abgesehen von einer kurzen Szene in „Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies“, bis „Fluch der Karibik“ warten, um ein solches Szenario erleben zu dürfen. Trotz des Humorschwerpunktes besagten Streifens, war genau diese Szene jedoch sehr stimmig umgesetzt, so dass man de Ossorio zugestehen darf eine gute Idee gehabt zu haben.

Eine solche ist im fertigen dritten Film um die Templer jedoch nicht zu finden. Trumpften schon die ersten beiden Teile nicht gerade mit Ideenreichtum, mit der Ausnahme dass Ossorio mit den Untoten einen Mix aus Romeros „Die Nacht der lebenden Toten“-Zombies und dem klassischen Vampir erschuf, so stellt sich die Idee die vom Schundfilm-Fan ins Herz geschlossenen Schauerwesen auf einem Geisterschiff herumwüten zu lassen als Sackgasse heraus.

Im Gegensatz zum deutschen Titel und dem Alternativtitel „Das Geisterschiff der schwimmenden Leichen“ darf hier weder geritten noch geschwommen werden, und wo in den Vorgängern ein schaurig hallender Untoten-Ritt die Ohren des Zuschauers verwöhnte, während die Zeitlupenaufnahmen des Todesritts auf schlichte Art zu faszinieren wussten, da schlurfen im dritten Teil die Untoten lahm daher, so lahm sogar, dass sie jeden klassischen Zombiefilm der schlurfenden Untoten-Generation unterbieten und selbst Jason aus den „Freitag der 13.“-Fortsetzungen, der dafür bekannt war trotz Schritt-Tempo die schnell laufenden Opfer unlogischer Weise immer wieder einzufangen, einen Dauerlauf auf Spaziergang-Niveau locker gegen de Ossorios Leichen gewinnen würde.

Was in einer gut inszenierten Vorgeschichte als unheilvolles Zeichen und Gruselelement hätte punkten können, erweist sich spätestens in der Hauptphase des Films als ein Ort, in welchem sowohl die menschlichen als auch die spukenden Figuren in ihrem Tun stark eingeengt werden. Die Menschen schlafen meist auf dem Geisterschiff, anscheinend wegen der ungewohnt tropischen Temperaturen an Bord. Tun sie es nicht gehen sie in sehr langsamen Tempo an Bord spazieren auf der Suche nach anderen Anwesenden. Die Templer erstehen meist gefühlte drei Stunden auf, schleichen noch lahmer umher als besagte Lebende und meucheln, wie in den Vorgängern, die sich niemals wehrenden Opfer. Lediglich einer nimmt den Kampf auf, und das geschieht auf höchst klassische Art mit einem Kreuz als Waffe. Nie war de Ossorio in seinen Templerfilmen der Vampirthematik so nah wie in jener Szene.

Dass sich ausgerechnet ein Wissenschaftler der Esoterik und dem Okkulten widmet, wohingegen stumpfe Geschäftsmänner sich an der durch Wissenschaft zu messenden Realität festhalten, ist schon ein skurriler Verdreher für sich. Dass aber ausgerechnet ein dummes Model-Blödchen den logischsten Monolog des kompletten Film halten darf, erweitert diese Ungewöhnlichkeit um ein weiteres. Andererseits erweisen sich die Frauen auch als taffer als die etwas ängstlichen Männer. Und obwohl dies alles pfiffig verdreht klingt um dem Einheitsbrei anderen Wind in die Segel zu pusten als es die Konkurrenzprodukte taten, so hat man doch den Eindruck, dass dies Billigfilmer Amando de Ossorio wahrscheinlich gar nicht aufgefallen bzw. bewusst war, so stumpf wie er der üblichen Handlungsabfolge treu blieb und so dumm, wie sein kompletter Film daher kommt.

Sein Untalent zeigt sich bereits in einer an den Haaren herbeigezogenen Einleitung der Geschichte, die ihn neben seiner Regietätigkeit zusätzlich als schlechten Autor entlarvt, was sich angekommen auf dem Geisterschiff des weiteren zeigt, wenn de Ossorio teilweise etwas arg penetrant das Szenario des ersten Opfers aus „Die Nacht der reitenden Leichen“ wiederkäuert. Sein mangelndes Können setzt sich weiter fort wenn er mit Unvermögen das Geisterschiff allein schon deshalb nicht stimmig in Szene gesetzt bekommt, weil er gar nicht erst versucht das Teil nicht wie ein in der Badewanne treibendes Miniaturschiff wirken zu lassen (Ed Wood lässt herzlich grüßen), und zeigt sich zudem im fehlenden Gespür dafür, wenn schon nicht das Schiff, dann doch bitte den Nebel als wirksames Gruselelement einzusetzen, etwas das Jahre später John Carpenter zu einem seiner größten Hits mit „The Fog - Nebel des Grauens“ führen sollte.

Jegliches Talent wäre aber ohnehin Perlen vor die Säue, und so tut es gut zu sehen, dass auch niemand mit an Bord war, der ein solches besessen hätte. Die Darsteller sind übel. Sie spielen nicht nur im Klischee badende Figuren, sie sind auch geradezu klischeehaft besetzt, wenn es um die Vorurteile schauspielerischen Könnens in europäischen Billigproduktionen zu dieser Zeit geht. Einzig der Soundtrack weiß mal wieder zu gefallen, aber der ist ja nun auch von den Vorgängern übernommen. Neu variiert wird da nichts - glücklicher Weise. Aber er ist halt kein Element neuen Könnens, das man gegen das restliche Untalent halten könnte.

Aufgrund seiner Unsinnigkeit und dem Unvermögen der kompletten Film-Crew macht es trotzdem unglaublich Spaß dem monotonen Treiben der Templer und der idiotischen Menschen zuzugucken. Die Reihe um die reitenden Leichen war schon immer Trash, der tief in der unfreiwilligen Komik badete, aber so weit unten die Filme in ihrem Niveau auch angesiedelt waren, immer wehte ein kleiner Wind Atmosphäre, Individualität und naiver Charme mit einher. „Das Geisterschiff der reitenden Leichen“ ist als dritter Film der erste Beitrag der Reihe, der einzig auf den Bonus der unfreiwilligen Komik setzt ohne etwas auf der Haben-Seite zu besitzen.

Das lässt ihn, auch aus Trash-Sicht, schwächer gucken als seine Vorgänger, aber wie erwähnt trotzdem lustig genug um dran zu bleiben. Viel länger hätte der dritte Templer-Film jedoch nicht laufen dürfen, weil der monotone Ablauf der Geschichte auf dem dauerhaft knarrendem Schiff (welch putziges naives Gruselelement) bereits bei 85 Minuten anfängt an den Nerven und der Aufmerksamkeit des Zuschauers zu kratzen. Das ging gerade noch mal gut... bzw. schlecht... ach, was auch immer!  OFDb

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