Wenn es um „Ferris macht blau“ und „Der Frühstücksclub“ geht, wird man bei Nichtsichtung geradezu schräg angeguckt, so populär und beliebt sind beide Streifen. Wenn es jedoch um John Hughes erste Regiearbeit geht, die ebenfalls aus den Bereich der Teenie-Komödie stammt, dann beginnen alle zu rätseln. „L.I.S.A. - Der helle Wahnsinn“, der ist unter Umständen noch als bekannt in den Hinterköpfen gespeichert, aber „Das darf man nur als Erwachsener“ ist in Deutschland, im Gegensatz zu Amerika, völlig unbekannt, auch unter seinem Original- und DVD-Titel „16 Candles“.
Im direkten Vergleich zu den zwei berühmten Hughes-Filmen fällt „16 Candles“ auch ein wenig ab, aber er ist zu gut um ihn zu ignorieren, obwohl ich durchaus verstehen kann, dass er es ein wenig schwer hatte sich durchzusetzen. Hughes Regie-Debut ist ein merkwürdiger Mix aus Familien-Komödie, Teenie-Romanze und Partyfilm. Es tummeln sich jede Menge mal mehr mal weniger schräge Charaktere um Hauptaugenmerk Samantha, aber selbst die darf im Mittelteil des Streifens pausieren, wenn andere Blickwinkel wichtiger werden.
Eine Geschichte erzählt „16 Candles“ durchaus, allerdings wird sie dominiert von den vielen liebenswerten Figuren, die alle ihre besonderen Momente erleben und von denen man keinen missen mag, egal ob es nun Samanthas Großeltern sind, die große Schwester, der kleine Bruder, oder Kultgestalten wie Long Duk Dong oder der Geek, eine Art König der Schul-Loser und verkörpert von Anthony Michael Hall, der den Streber im „Frühstücksclub“ gab und auch die männliche Hauptrolle in „L.I.S.A. - Der helle Wahnsinn“ spielte. Hughes hielt scheinbar viel von ihm, zu einer Berühmtheit wurde Hall jedoch nie.
Ganz anders Molly Ringwald, die später das Prinzesschen im „Frühstücksclub“ spielen sollte und in der Hughes-Produktion „Pretty In Pink“ eine arme Teenagerin verkörperte, die sich in einen reichen Jugendlichen verliebt. Hughes versammelt hier also das ein oder andere Gesicht, mit dem er später die gemeinsame Arbeit vertiefen sollte. Dass er bei all der Schar talentierter Jungmimen ausgerechnet John Cusack in den Hintergrund schob und scheinbar unterschätzte (immerhin tauchte der nie wieder in einem Hughes-Film auf), ist schade, aber seine nerdigen Szenen machen trotzdem viel Spaß.
John Hughes schafft es den Film in seinen jeweiligen Phasen jeweils hervorragend wirken zu lassen. Da trifft die Sehnsucht nach der großen Liebe emotional ins Schwarze, obwohl Momente vorher und hinterher herzhaft gelacht werden darf, wenn wieder irgend etwas (nicht selten skurriles) passiert. Hughes lässt nicht nur Teenager trotz völliger Übertreibungen lebensecht erscheinen, er weiß auch Klischees der Großfamilie liebevoll zu veralbern und den Zuschauer trotz comichaftem Ausdehnen der Situationen des öfteren über etwas schmunzeln zu lassen, was dieser aus eigener Erfahrung kennt.
Dass inmitten von Charme und Irrsinn auch der Romantikaspekt zu wirken weiß, wenn dieser endlich einmal in die Gänge kommt, ist ebenso wichtig wie großartig. Überraschen tut der Streifen jedoch gegen Ende, wenn in einer Substory zwei Randfiguren der Geschichte ebenfalls nicht völlig unromantisch zueinander finden. „Das darf man nur als Erwachsener“ ist ein toller Teen-Film für die ganze Familie und bekam nur deshalb einen solch amurös klingenden Titel, weil er in der Zeit der Teen-Sex-Komödien a la „Eis am Stiel“ und „Ich glaub‘ ich steh‘ im Wald“ entstanden ist. Kein Wunder dass er mit diesem Fake im Namen in Deutschland scheitern musste.
Dass ausgerechnet der Love Interest von Samatha, Jake, am unauffälligsten agiert und eher langweilig besetzt ist, stört interessanter Weise recht wenig, passiert um ihn herum doch immer etwas, das von seiner 08/15-Besetzung ablenkt und ist er mit der eher langweiligen Charakterzeichnung doch der ideale Fels in der Brandung, den die sich nach Normalität sehnende Samantha inmitten der chaotischen Menschen um sie herum benötigt.
Schmunzeln, mitfühlen und herzhaft lachen, „16 Candles“ schafft alles auf einmal in einer holprigen Geschichte, bei der man nie weiß was als nächstes passiert und was von den drei Aspekten sie als nächstes ansteuert. Das macht den Streifen unberechenbarer als Hughes Erfolgsfilme „Der Frühstücksclub“ und „Ferris macht blau“. Man sollte meiner Meinung nach alle drei völlig unterschiedlichen Filme einmal gesehen haben, wenn man Spaß mit Teen-Filmen der 80er Jahre hat. OFDb
Ist halt nicht der auffälligste Hughes Film, aber geht trotzdem ganz gut. Absolutes 80er Pflichtprogramm. :)
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