16.07.2014

ROBOCOP (2014)

Zugegeben, nötig war eine Neuverfilmung von Verhoevens so gekonnt erzähltem Original aus den 80er Jahren nicht, aber im Zuge der Welle an Superhelden(neu)verfilmungen war ein solches Projekt eigentlich trotzdem längst fällig. Mit der ersten Fortsetzung des Originals hatte man schließlich bewiesen, dass weitere Filme um den Blechmann durchaus interessant ausfallen können, und dank der Mini-Serie „RoboCop - Prime Directives“ wissen wir, dass dies auch im unfreiwillig komischen Trash-Bereich eine Bereicherung sein kann - ganz im Gegenteil zur kanadischen TV-Serie, die etwas zu sehr Familienserie war, um sie ernst nehmen zu können. Schade, der Pilotfilm dazu war eigentlich geglückt.

So ganz Erwachsenenfilm möchte man in der Neuverfilmung, die immerhin in Deutschland die FSK 12 beschert bekommen hat, ebenfalls nicht sein, obwohl das veränderte düstere Design gegenteiliges vermuten lassen könnte, orientiert am düsteren Stil letzterer Filme um Batman. Andererseits: wenn man danach ginge, müsste der Trickfilm „TMNT“ alles andere als ein Kinderfilm sein, und der ist ja nun wirklich keinem anderen Publikum anzutun. Wie auch immer: „RoboCop“ ist ein Actionfilm, der auch für ein Jugendpublikum geeignet ist, aber brav sieht anders aus. Für einen FSK 12-Film gibt es einige harte Szenen zu sichten, und dass die Brutalitäten in den reichlich vorhandenen Actionszenen nicht so gewalttätig wirken wie in manch anderen Stoffen, liegt an der unangenehmen Eigenschaft des Streifens, dass die Schnitte zu schnell gesetzt sind. Oft erkennt man gar nicht was gerade passiert.

Ich persönlich interessiere mich selbst bei Filmen wie diesen eigentlich ohnehin mehr für die Geschichte als für die Acionszenen, und es ist schon interessant zu beobachten was die Story seit der 80er Jahre für Veränderungen erfahren hat. Manches wurde versimpelt, so die Gesellschaftskritik, die nicht mehr so subtil daher kommt, sondern passend zum geringer gewordenen Intellekt des amerikanischen Massenpublikums mit dem Holzhammer präsentiert wird. Dies aber um aktuellere Missstände des eigenen Landes einzuarbeiten und die Methode mit welchen diese in Amerika eingebracht und beibehalten werden zu kritisieren und zu demonstrieren. Mit beiden Gründen inhaltlicher Veränderung leistet „RoboCop“ für einen ollen Popkornfilm hervorragende Aufklärungsarbeit, etwas dass einem als bereits aufgeklärter Europäer eventuell unnötig oder aufgesetzt erscheinen könnte, wenn man sich der Realität in Amerika nicht bewusst ist.

Um näher dran zu sein wurden auch recht stützende Bereiche des Originals verändert, so auch die für mich eigentlich unverzichtbare Idee, dass ein Konzern eigene Bereiche eines Landes kontrolliert und damit regional mehr Macht als die Regierung hat. Ganz so weit in die Zukunft schaut der aktuelle „RoboCop“ nicht, verharmlost im direkten Vergleich also seinen düsteren Zukunftsblick, aber wie bereits erwähnt um Missstände der Gegenwart deutlicher ansprechen zu können, deswegen kann ich es ihm persönlich als Bewunderer der verworfenen Idee durchaus verzeihen.

Ob auch eine Änderung des Kontakts zur hinterbliebenen Familie Murphys nötig war, sei einmal dahin gestellt, bot sie in der Fassung der 80er Jahre doch den Kern der Dramatik des Stoffes, die in der Neuverfilmung u.a. wegen dieser Änderung zu kurz kommt. Der Verhoeven-"RoboCop“ mag brutaler gewesen sein, er war aber auch emotionaler und gab seiner Hauptfigur eine Seele mit auf den Weg. „RoboCop“ im Jahr 2014 geht mit dem Seelenleben so oberflächlich um wie mit dem kompletten Werk, womit er sich selbst austauschbar macht, zugegebener Maßen aber auch nicht völlig uninteressant.

„RoboCop“ ist anspruchslose aber durchschnittlich unterhaltsame, kurzweilige Unterhaltung, die man sich durchaus mal geben kann. Auch mit Kenntniss des 80er Jahre Originals kann er funktionieren. Akzeptiert man einmal die Änderungen in der Geschichte wissen gerade diese durch den Vergleich der Erstverfilmung zu interessieren, sind sie doch nie grundlos eingebracht und bieten sie doch manch andere Sichtweise auf die Geschichte, so z.B. in der neuen Alternative zum gelöschten Gedächtnis aus dem Original. Manches was sich zunächst humaner anfühlt, ist es im späteren Verlauf keineswegs. Und selbst eben erwähnter Kritikpunkt die Familie Murphys betreffend ist für manch anderen Aspekt der Geschichte durchaus interessant, auch wenn ein wichtiger Aspekt der möglichen Wirkung beim Zuschauer damit ausgetauscht wurde gegen einen nicht zwingend nötigen aber durchaus interessanten innerhalb der Storyabfolge.

Wirklich tiefsinnig oder wenigstens in seiner Wirkung auf den Zuschauer überragend ist „RoboCop“ 2014 jedoch keinesfalls ausgefallen. Dafür ist die Geschichte nicht innovativ genug, bietet mit Ausnahme der Veränderungen zum Original keine überraschenden Momente, präsentiert quasi den klassischen 08-15 Storyverlauf solcher Werke, und dies gepaart mit der Holzhammer-Gesellschaftskritik schaut sich mit europäischen Augen nicht wirklich aufregend.

Aber mit heruntergeschraubten Erwartungen weiß „RoboCop“ als kleiner Beitrag der Superhelden-Welle durchaus zu gefallen, zumal zum Glück erkannt wurde, dass das in den 80er Jahren so wirksame klotzige Design nicht mehr zeitgemäß war, und ein Maschinenmensch der Zukunft aus dem Blickwinkel des Heute weniger schwere Mechanik und Panzerung mit sich herumtragen muss. Einzig auf das schwarze Design hätte ich persönlich verzichten können, aber die letzte Szene macht deutlich, dass man in einer möglichen Fortsetzung mit diesem wohl ohnehin nicht mehr rechnen muss.  OFDb

1 Kommentar:

  1. Daß ich den öligen Plastiklook des Originals liebe hatten wir glaub ich auf Facebook debattiert, oder? Optisch hat mich jedenfalls im Vorfeld rein gar nichts am Remake angesprochen und deine Beschreibung bestärkt mich nun noch deutlich mehr, daß ich diesen Film einfach nicht sehen muß/will. Gerade Robocop ist einfach so eine einzigartige Sache der damaligen Zeit... da taugt vermutlich Robo Vampire noch mehr, vermutlich sogar Roboman und Vindicator ja sowiesowieso. :D

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