Es musste nicht erst zu „Hänsel und Gretel - Hexenjäger“ kommen, um das Düstere des berühmten Grimm-Märchens zu erkennen um es für einen Horrorfilm umzusetzen, ein Märchen das mit seiner morbiden Stimmung geradezu prädestiniert war für Erwachsene umgesetzt zu werden, nachdem der Stoff im Kindesalter einem das Fürchten lehrte. Doch wer nun glaubt bei „Das Hänsel und Gretel Massaker“ einen Horrorfilm über bösartige, kinderfressende Hexen vorgesetzt zu bekommen, der irrt, schwebte dem Regisseur und ungenannten Co-Autor Mike Nichols, den man keinesfalls mit dem gleichnamigen Regisseur von „Wolf“ und „Der Krieg des Charlie Wilson“ verwechseln sollte, doch eher ein Mix aus Backwood-Slasher und einem Horrorfilm über böse Kinder vor, der lediglich leicht mit dem Stoff um Hänsel und Gretel spielt.
Dass der deutsche Titel nicht wörtlich zu nehmen ist, zeigt sich allein dadurch dass der Junge des Psycho-Duos nicht Hänsel heißt. Dass der Titel keine Mogelpackung ist, die im Deutschen nur zur Täuschung einen Bezug herstellt, erkannt man wiederum in der häufigen Erwähnung des Lebkuchenhäuschens, dessen Bedeutung hier ein wenig auf den Kopf gestellt wird. Hier wird Porno als der Zucker der Erwachsenen gesehen. Und man kommt sich mit solchen verdrehten Sichtweisen weitaus cleverer vor als solche Gleichnisse wirklich sind. Aber das ist nicht weiter wild, ist „BreadCrumbs“ (auch der Originaltitel ist ein Verweis auf das berühmte Märchen) doch ohnehin Hirnlos-Horror von der Stange, wenn auch nicht so kostengünstig produziert wie der übliche direkt für den DVD-Markt erscheinende semi-professionelle Müll.
Dass etwas mehr Mühe hinter dem ganzen Projekt steckt, zeigt bereits sehr deutlich der stimmige und einfallsreiche Vorspann und das Talent der Beteiligten, das nun nicht überragend zu nennen ist, aber zumindest grundlegend professionell. Die Regie schafft ein paar atmosphärische Momente, die Kamera fängt passable Bilder ein, und mancher Schauspieler versucht mehr zu leisten als bloßes Textaufsagen. Diesen Rahmenbedingungen hat es „Das Hänsel und Gretel Massaker“ zu verdanken, dass es trotz idiotischster Plot Holes recht erträglich zu gucken ist.
Klar muss man laut auflachen, wenn die Hauptfigur 20 Minuten vor Schluss auf ein Geheimnis stößt, das die ganze Zeit offensichtlich war. Andererseits: Hey, sie war ihr Leben lang Pornostar, hätte sie was mehr im Kopf gehabt hätte sie einen solchen Job ja nun nicht ganz so lange ausüben müssen. Aber wie gesagt: aller Schwächen zum Trotz kann man als hartgesottener Horror-Fan den Streifen durchaus sichten ohne allzu genervt zu werden. Da gibt es schon weitaus schlechteres auf dem Videomarkt zu entdecken.
Leider ist die bislang in Deutschland veröffentliche DVD geschnitten, was den ein oder anderen Fan des Genres sicher wieder abhalten wird einen Blick zu riskieren. Aber wie gesagt: verpassen tut man bei Nichtsichtung ohnehin nichts, außer vielleicht den unfreiwillig komischen psychologisch erbärmlichen Versuch eine Art Kinderwunsch-Trauma der Heldin in die Geschichte zu verarbeiten, was seinen Tiefpunkt erreicht, wenn die unscheinbare Gretel die gute Frau Mama nennt. Von Dramatik verstand man ebenso wenig wie von einer logischen Handlung.
Während ich diesen Text vor mich hin tippe merke ich immer mehr, dass es mich wundert, dass „Das Hänsel und Gretel Massaker“ so passabel durchschnittlich umgesetzt wurde bei all dem Nonsens den es verzapft. Allerdings bin ich auch mit geringsten Erwartungen an einem sehr geduldigen Tag an diesen Film herangegangen. Nichols auf Grimms Märchen lose basierender FSK 18-Horror ist flink vergessener Schnellverzehr für den nimmersatten Dauergast im Genre und am wirkungsvollsten wohl für jenes Publikum, das den Film noch gar nicht gucken darf. Aber das rote Alterssiegel hat uns in meiner Jugend auch nicht abgehalten. OFDb
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