11.01.2015

KOKOWÄÄH 2 (2013)

Es ist schon ein Leid mit Til Schweiger. Gerne wird auf der Seite von Filmfreunden gegen ihn gehetzt, da er sich eher der Massenware verschrieben hat. Dabei hat er ein Händchen für Projekte, die aufgrund ihrer Sympathie erfolgreich sind und nicht allein aufgrund ihrer Berechenbarkeit. Leider belässt es Til nach einem Erfolg nicht dabei. Hat er schon seinen sehr süß erzählten „Keinohrhasen“ die völlig unnötige Fortsetzung „Zweiohrküken“ beschert, die einfach nichts zu erzählen hatte, so hat er Gleiches nun dem besseren Werk „Kokowääh“ angetan.

Die Geschichte von „Kokowääh“ wäre interessant fortzsetzen gewesen, ganz im Gegensatz zu „Keinohrhasen“. Was hätte man da alles erzählen können! Und für was entscheidet sich Til? Für eine Fortsetzung die alles und nichts erzählt, keine interessanten Schwerpunkte setzt, mit liebgewonnenen Charakteren lustlos jongliert und sie nach Lust und Laune verändert, so wie man sie gerade für die nächste Situation benötigt. Das könnte man vielleicht noch bei einer Vorabend-Serie gut heißen, nicht aber bei einem Kinofilm, von dem klar war dass er aufgrund des Erfolges von Teil 1 viele Zuschauer in die Lichtspielhäuser locken würde.

Sicherlich hat „Kokowääh 2“ auch seine angenehmen Momente, allein dass Schweigers Tochter nun noch natürlicher wirkt als in Teil 1 ist schon das Zuschauen wert, wobei ich das Gefühl hatte dass es gar nicht so viele Magdalena-Szenen gab die eine Nennung zur zweiten Hauptrolle rechtfertigen könnte. Vielleicht täuscht das aber auch nur aufgrund der vielen unnötigen Sub-Plots, die nirgendwohin führen. Vieles wirkt zu aufgesetzt. Allein was mit der Rolle des Tristan angestellt wurde, die ihn nur noch zum würdelosen Volltrottel degradiert, ist eine Schande. Eine selbstverliebte Nebenhandlung mit Matthias Schweighöfer, die krampfhaft versucht darzustellen wie sehr der beliebte Schauspieler über sich selber lachen kann, geht gewaltig auf die Nerven und mag es noch so ehrlich gemeint sein, wovon ich ausgehe.

Umgekehrt sind es bei all den aufgesetzten Momenten die eigentlich kitschigen, die zu gefallen wissen. Das muss ich eingestehen. So ist der Schluss z.B. sehr süß erzählt, auch wenn es sicherlich nicht der Traum einer 9jährigen ist eine romantische Hochzeit mit einem Jungen ihres Alters zu spielen. Aber was soll man klagen, wenn es auf der Leinwand doch zu wirken weiß?

Vielleicht hätte „Kokowääh 2“ als leichte, nichts zu erzählende Fortsetzung noch hingehauen, wenn Schweiger wenigstens ein bisschen an dramatischen Zutaten gespart hätte. Spätestens der Beischlaf zwischen zwei liebgewonnenen Figuren wirkt völlig fehl am Platz und hemmt die Leichtigkeit, die sonst, Probleme hin oder her, über dem Projekt schwebte.

Mir persönlich wäre es lieber gewesen erzählt zu bekommen wie sich beide Väter nun in einer zur Alltag gewordenen Situation miteinander arrangiert bekommen. Da bot der Schluss von Teil 1 doch schon einige anregende Ideen. Es wäre vielleicht auch interessant gewesen erzählt zu bekommen, ob Magdalena vielleicht Probleme mit dem Mann bekommt, der gar nicht ihr Vater ist. Eine lebensnahe Geschichte wäre wünschenswert gewesen, gerade nach Teil 1 der, Happy End und Massengeschmack hin oder her, sich doch recht natürlich angefühlt hat. Er wirkte wie ein Herzensprojekt von Til Schweiger. Das Zusammenspiel zwischen ihm und seiner Tochter wusste zu wirken, teilweise die Dimension der Leinwand sprengend, da man als Zuschauer ja wusste, dass das Verwandschaftsverhältnis der beiden Hauptrollen der Wirklichkeit entsprach.

Sicherlich ist eine Fortsetzung immer eine rein rechnerische Sache. Sie soll Geld für interessantere Filmprojekte einspielen. Vielleicht ist es gut, dass Emma Schweiger dies zu Beginn ihrer Karriere vom Vater früh lernt um die Materie im Gesamten zu begreifen. Ich verstehe nur nicht, wie man „Kokowääh 2“ so extrem lieblos dahinschludern konnte, wo doch so viel mehr möglich gewesen wäre, vielleicht noch ein paar Jahre wartend um von der etwa 12 jährigen Magdalena zu erzählen. Leider hat diese Fortsetzung eines wunderschönen Filmes so gar nichts zu erzählen, bzw. sie will nichts erzählen. Sie täuscht Erzählung vor, indem sie uns bekannte Figuren etwas anderes erleben lässt, so banal es auch sei.

Ich kann das noch bei einer Fortsetzung wie „Zweiohrküken“ verstehen, auch wenn ich bereits dort enttäuscht von der Penetranz war, wie plump man Erfolge weitererzählen kann, ohne echte Ambitionen. Aber wieso musste „Kokowääh“ ein solch uninspirierter Schnellschuss von Sequel beschert werden? Anhand der Ausgangsposition von Teil 1 hätte es doch so viel natürliches zu erzählen gegeben, ohne die ganzen Figuren um 180 Grad zu drehen. Bei solch einfallslosen Fortsetzungen braucht es nicht wundern, dass so viele ignorante Kinogänger irrtümlich glauben Til Schweiger könne es nicht besser.  OFDb

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