Dieser Film beweist mal wieder, dass es keiner großen Story bedarf um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Zunächst einmal haben wir hier hervorragende Schauspieler, die zeigen was in ihnen steckt. Klar hatte DeNiro schon schwierigere Rollen zu meistern, aber auch in diesem kleinen Film zeigt er wie man einem Charakter mehr Tiefe verleihen kann als es für ein Werk mit solcher Handlung eigentlich nötig wäre. Dieser Mann hat sich seinen Charakter soweit zu Ende gedacht, dass es unmöglich sein kann dass er nur das was im Drehbuch steht nachgespielt hat. Dafür ist seine Rolle viel zu perfekt ausgearbeitet, insbesondere in den Feinheiten erkennbar die jeder selbst entdecken muss.
Zu Edward Norton muß man eigentlich genau so wenig sagen wie zu DeNiro. Neben DiCaprio zählt er von seinem Talent her zu den wenigen die DeNiro schauspielerisch das Wasser reichen können. Und das darf er in „The Score“ auch direkt unter Beweis stellen. Mag er als Behinderter zunächst etwas aufgesetzt wirken, so wird man im weiteren Verlauf der Geschichte doch eines besseren belehrt, so dass man nicht zu frühzeitig maulen sollte.
Die Freundin der DeNiro-Hauptrolle hüpft nur einige Male durchs Bild, sorgt weder für ein echtes Fortschreiten der Geschichte noch für ernsthafte dramatische Tiefe und theoretisch ließe sich der Film auch ohne sie erzählen. Aber genau das ist es was mir an dieser Rolle so gefällt. Man versuchte nicht krampfhaft eine Frau in die Geschichte zu integrieren, machte auf der anderen Seite aber auch nicht den Fehler diese Figur komplett zu streichen. Nein, man beschränkte sie auf das was sie ist: das geringe Privatleben des Profidiebes.
Trotz hervorhebenswerter Mimen gibt es auch eine Schwachstelle unter den Stars zu vermelden. Das Spiel des ehemaligen Paten Marlon Brando kann man maximal als mittelmäßig bezeichnen. Er darf zwar eine interessante Rolle verkörpern, spielt diese aber so mau, dass man auch einem No-Name-Darsteller eine Chance hätte geben können. Das hätte dem Film sicher nicht geschadet - ganz im Gegenteil. Dass es ausgerechnet Brando gewesen sein soll, der die Dreharbeiten immer wieder behinderte, ist ein Witz bei dieser mangelhaften Leistung. Glücklicher Weise ist sein Part recht klein ausgefallen und sorgt immerhin für eine der Wahrscheinlichkeiten, was am Überfall falsch laufen könnte, so dass die Figur zumindest von Nutzen ist.
Der Spannungsbogen des Streifens entsteht erfreulicher Weise nicht durch eine bahnbrechende aufwendige Geschichte, die penetrant auf Schauwerte zusteuert, sondern durch die ruhige Erzählweise des langsamen Fortschreitens eines Coups, der zwar immer schwieriger zu bewältigen wird, aber stehts scheint gemeistert werden zu können. Somit ist der Zuschauer immer wieder in der Situation zu rätseln was wohl schief gehen könnte. Dass etwas schief gehen wird ist sicher, die Story ist schließlich genau darauf ausgelegt.
Dass der Auslöser des Schieflaufens keine Überraschung ist, ist nicht schlimm, immerhin gibt man uns drei Wahrscheinlichkeiten vor die eintreten könnten. Das sorgt bereits für einen gewissen Spannungsbogen. Vom eigentlichen Einbruch selbst erzählt die Geschichte erst recht spät. Aber da man nicht weiß woran der Coup scheitern wird, zittert man bereits vorher schon an anderer Stelle, so z.B. an der Frage ob es die Rolle des Norton schafft dauerhaft als Behinderter durchzugehen. Nicht nur dass er einen Fehler in dem was er tut oder redet begehen könnte, er könnte ja auch mal außerhalb seiner Rolle als Normalbürger von einen Kollegen gesichtet werden. Der Spannungsbogen steht somit aus unterschiedlichsten Gründen fast immer im Zentrum und wird nur für wenige Szenen unterbrochen.
Das Ende darf man wohl als pfiffige Idee bezeichnen, zumindest wenn man leise Töne mag. Zu einem Showdown zwischen Norton und DeNiro kommt es gegen aller Erwartungen nicht. Die Psychologie die der Film nebenbei unauffällig aufbaut wird zur finalen Raffinesse, so dass sich „The Score" auch hier von seinem Niveau her von anderen Produktionen dieser Art unterscheidet. Ob die wunderbare Idee, die einer von beiden Charakteren Recht gibt, auch beim Massenpublikum ankommt weiß ich nicht. Man darf es aufgrund des üblicher Weise nach Schauwerten lechzenden Standardprogramms in den Kinos zumindest anzweifeln. Der Cineast hingegen darf sich freuen. Mit dem Ende des Films beginnt die Phantasie des Zuschauers. Es macht Spaß sich die einzelnen Möglichkeiten auszudenken, wie es für den jüngeren von beiden nun weiter gehen könnte.
Dass Filme wie "Verlockende Falle" einen mehr an den Überfallsvorbereitungen teilhaben lassen als "The Score", kann ich nicht abstreiten. Der Thriller von Frank Oz, eigentlich Profi komödiantischer Stoffe, lässt uns lange im Glauben einer trivialen Geschichte, um heimlich die Karten zu mischen, die zu einem ähnlich guten Ergebnis führen wie die Alternative anderer Thriller kniffelige Vorbereitung für einen komplizierten Raubzug aufzuzeigen. Aber das ist einfach das schöne an Kino. Da gibt es Filme wie „Matrix 2“ und „Matrix 3“, die scheinbar viel erzählen und am Ende doch nur ein recht simples Szenario aufpuschten, und dann gibt es auf der anderen Seite Werke wie "The Score", die nichts aufregendes zu erzählen scheinen, die hinter dieser banalen Fassade aber um so tiefer gehen. Nicht falsch verstehen! "The Score" ist keine große Filmkunst, die uns philosophische oder psychologische Neuanstöße zum eigenen Nachdenken beschert. Aber für einen reinen Unterhaltungsfilm ist er doch recht gewitzt ausgefallen. OFDb
Ich mochte den Film auch sehr. Eine schöne Atmosphäre und klasse Schauspieler. Die Handlung ist zwar wirklich nichts Besonderes, aber der Film nimmt sich Zeit für die – und das ist schon einmal viel wert!
AntwortenLöschen