„Ghost Rider“ ist ein Film für das eher jüngere Publikum. Er ist nicht immer logisch, er ist manchmal unfreiwillig komisch, aber er ist flott erzählt, gut besetzt und damit einfach kurzweilig und auch für mich eine gern gesehene Freude.
Zunächst einmal überrascht es, dass Nicolas Cage für die Hauptrolle wirklich eine gute Wahl war (was Kenner der Comics vielleicht anders sehen mögen). Ich war bei dieser Rollenbesetzung zunächst einmal skeptisch. Nicht weil ich zu jenen Filmfreunden gehöre, die gerne auf den guten Mann schimpfen, im Gegenteil, trotz seines Drangs zum ständigen Überagieren sehe ich ihn sehr gern - vielleicht sogar deshalb. Ich war viel mehr am rätseln ob eine Comicverfilmung einer streng gesagt kindischen Idee wirklich sein Ding ist. Aber Überraschung: er passt prima in die Rolle, sieht dank dunkel gefärbter Haare und gealtertem Gesicht auch stark aus, und er darf wieder in vielen Szenen seine Augen extremst aufreißen wie er es scheinbar gerne macht.
Interessanter Weise wirkt Cage als unverwandelter Ghost Rider wesentlich mehr, anstatt als Ghost Rider selbst. Der brennende Totenschädel auf feurigem Motorrad erinnert einen dunkel an das was man als Jugendlicher cool gefunden hätte, hat in gewisser Hinsicht auch im Film noch eine Wirkung, rutscht aber doch zu sehr ins Lächerliche ab um nicht bei seinem Anblick ein wenig schmunzeln zu müssen. Das merkten die Verantwortlichen scheinbar auch, und so begegnet uns zum Glück an der ein oder anderen Ecke des Films ein Hauch Ironie, sowohl vom Drehbuch aus, als auch im Spiel Cages selbst.
Weniger verzeihlich sind die dämlichen Sprüche, die der Ghost Rider ablässt. Man muss Einzeiler im Stile von Schwarzenegger oder Horrorfilm-Killern über sich ergehen lassen, die nicht einmal an das niedrige, aber wirksame Niveau besagter Vergleiche herankommen. Es war eine Erleichterung zu merken, dass solch ein Spruch nicht nach jeder Seele aufgesagt wird und es im Gesamtwerk nur zwei bis drei dieser Art gibt. Aber das reicht bereits um unnötig zu nerven.
Der Vorspann ist nett gestaltet, und die Geschichte unterhaltsam erzählt, wenn auch ohne große Überraschungen versehen. Die Vorgeschichte lässt sich Zeit, aber das war noch nie ein Fehler in Comicverfilmungen. Die von einigen Cineasten nicht gemochte integrierte Liebesgeschichte fand ich trotz der eher enttäuschenden Besetzung des Frauenparts eigentlich okay eingebracht, und bezogen darauf dass jeder gute Comicheld seine verletzbare Seite benötigt auch wichtig. Man kann sich gut identifizieren mit dem dauerhaften Schmerz des Verzichtens. Das kommt hier zwar eher theoretisch rüber und nicht so intensiv wie in Raimis „Spider-Man“ oder Verhoevens „RoboCop“, wäre aber als Vorbereitung für kommende Teile ohnehin wichtiger gewesen als für Teil 1. Wer die vergurkte Fortsetzung kennt, wird jedoch wissen dass man sich dieses Vorteils nicht bedient hat.
Zumindest überrascht es Nichtkenner der Comics, dass besagte Love Interrest sehr früh in die Warheit eingeweiht wird, womit der Streifen diesbezüglich in eine andere Richtung lenkt als die eben erwähnten Vergleichsfilme. Auch die offensichtliche Konfrontation mit der Polizei und das laute Auftreten in der Öffentlichkeit, welches das extremen Gegenteil der Geheimnistuerei üblicher Comic-Helden ist, weiß als Dauergast solcher Werke zu überraschen und gibt der ansonsten recht vorhersehbaren Geschichte zusätzlichen Schwung.
Am Erzählstil selbst gibt es ohnehin nur an einem Punkt etwas ernsthaft auszusetzen. Es gibt immer wieder unnötige Rückblicke von Szenen, denen man bereits beigewohnt hat, so als ob das Publikum aus Alzheimer-kranken Rentnern bestehen würde, eine merkwürdige Annahme in einem kunterbunten Comicfilm der arg penetrant auf Coolness setzt. So blöde und vergesslich dürften selbst die ureigenst von Hollywood herangezüchteten Leute, die seit Jahrzehnten lediglich Blockbuster konsumieren, nicht sein. Glücklicher Weise gibt es zumindest in der zweiten Hälfte solche Szenen nicht mehr.
Die Computereffekte sind großteils gelungen. Die Gegner sind sympathisch zurechtgemacht, besonders der Wassergehilfe von Satans Sohn. Der Ghost Rider selbst ist wie erwähnt eher mau und etwas gewöhnungsbedürftig umgesetzt und hat freilich mit Cages cooler Wirkung außerhalb der Verwandlung als Konkurrenz zu kämpfen. Und da kann der olle brennende Totenkopf nur gegen abstinken. Die erste Verwandlung zum Ghost Rider ist ein Augenschmauß geworden. Leider überspringt man dort im Gegensatz zu späteren Verwandlungen aber noch jenen Moment in welchem das Gesicht endgültig zum Totenkopf wird. Diesem Moment darf man erst in späteren Verwandlungen beiwohnen, was leider nicht für das Fehlen bei der ersten entschädigt, da nur diese logischer Weise ausführlich zelebriert wird.
Mögen die Motorradfahrten des titelgebenden Helden auch an die unfreiwillige Komik eines „Driven" erinnern, hier in einer Comicverfilmung für Junggebliebene kann eine solche Übertreibung nicht so stark schaden wie in Stallones pseudo-dramatischem Rennfahrer-Film. Aber der Unlogiken gibt es auch im „Ghost Rider“ viele, meiner Meinung nach kann man über diese aber schmunzelnd hinweg sehen, schließlich ist der Film lediglich Trivialkost.
Manche gar nicht so überraschende auf Überraschung getrimmte Wendung lässt den Ghost Rider wie einen Spätzünder wirken, auch so etwas weiß zu belustigen, letztendlich wird die Hauptfigur aber nicht komplett zur reinen unfreiwillig komischen Witzfigur degradiert, so dass man als nicht zu pingeliger Zuschauer mit solchen Randkrankheiten seine Freude haben kann. Solche Holprigkeiten gehören meiner Meinung nach zu einem Popkorn-Film mit eher schundiger Thematik aber ohnehin dazu. Werke mit solchen Eigenarten gucke ich lieber als die glattpolierten Marvel-Produktionen, die wir heutzutage vor die Augen gesetzt bekommen. OFDb
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