Allein die versteckte politische Verarbeitung, wenn die Masse nach "Gehirn! Gehirn" ruft und Randgruppen der Gesellschaft (ob nun Punks oder Menschen aus abseitigen Berufen) die Wahrheit kennen und versuchen etwas dagegen zu unternehmen, zeigt dass der Film auch hintergründig in zweiter Reihe funktioniert. Ob Punks oder Army, sie alle kommen nicht ohne satirische Seitenhiebe weg, ebenso wie das Zombie-Genre und vieles mehr. Abgesehen vom Verweis auf Romeros Original in Schwarz-Weiß arbeitet man hierfür jedoch nicht mit Metaebenen wie "Scream" und liefert zusammen mit diesem und mit "Tanz der Teufel 2" etwas ab, was nur den wenigsten Filmschaffenden, die es versuchten, gelang: den perfekten Mix aus Horror und Komödie. "Verdammt, die Zombies kommen" (Alternativtitel) ist schwarzhumorig und pointenstark und schafft es gleichzeitig die Bedrohung spürbar aufrecht zu erhalten. Im einen Moment erleben wir das Grauen stimmig umgesetzt nachts auf dem Friedhof, im nächsten Moment entsteigen die Leichen den Gräbern zu einem Lied mit der Botschaft "It's Partytime!" Die Verwandlung zu den Toten ist für die Vergifteten, die mit im Zentrum der Erlebnisse stehen, eine schmerzhafte und dramatische Prozedur, während ihr Gejammer oder die Feststellung, dass sie Zimmertemperatur haben, den humoristischen Part bedienen.
"Die Rückkehr der lebenden Toten" (Alternativtitel, den auch ein französischer Horrorfilm von 1987 trägt, also nicht verwechseln) weiß in seinen düstersten Momenten zu gruseln und zu verstören. Das geht auf wunderbare, wie erwähnt seltene, Weise Hand in Hand mit dem Humor, der aber auch nie zu aufdringlich wird und dem Horror stets den Vorrang lässt. Der individuelle Clou, der dafür sorgt dass die Lage so hoffnungslos ist, ist die Tatsache, dass die Zombies sich nicht wie bei Romero mit einem zerstörten Gehirn aufhalten lassen und sich selbst dann noch bewegen und sich als Bedrohung erweisen, wenn sie zerstückelt wurden. Wie schwer es ist ihnen Herr zu werden, beweist bereits der Beginn, der sich mit nur einem Toten beschäftigt, bevor wir es mit einer ganzen Horde Wiedererweckter auf dem Friedhof zu tun bekommen, sowie mit einem herrlich anzuschauenden Original, das einst von der Army eingefangen wurde und wie seine Artgenossen in ein Fass zur Verwahrung gesteckt wurde. Erst das Verbrennen des Körpers hält einen Zombie endgültig auf, doch hat diese Prozedur Nachwirkungen, eben weil alles auf einer chemische Vergiftung fußt, die sich mit Verbrennen weiter ausbreiten kann, wenn der Dampf in die Wolken steigt, als ätzender Regen nieder prasselt und im Erdreich damit weitere Tote erweckt.
Somit wird nicht nur die Frage zum Problem, wie man so viele Zombies verbrannt bekommt, sondern auch wie es ein Ende ohne den Untergang der menschlichen Zivilisation geben kann. Dementsprechend bitter fällt der Schluss aus, den O'Bannon aber ebenfalls nutzt, um die sture, dümmliche Haltung des Militärs zu persiflieren, was ein weiterer Beweis ist wie düstere Ernsthaftigkeit und Humor in diesem Werk Hand in Hand gehen. Geniale Randideen, wie das Verhör mit einer halbierten Toten, skurrile Charakterzeichnungen inmitten von Stereotypen, wie der Einbalsamierer Ernst Kaltenbrunner (der nicht zufällig nach einem berüchtigten Nazi benannt wurde, dessen Vergangenheit aber immer nur unterschwellig aufgegriffen wird) und kleine Spielereien am Rande, wie die Tatsache, dass die beiden entscheidenden Erwachsenen im Hauptplot Ernie und Bert heißen, oder dass ein Lesetestplakat für Augenärzte im Hintergrund eine versteckte Botschaft bereit hält, zeigen wie verspielt und mit wie viel Energie man an das fast perfekt umgesetzte Projekt heranging.
Kurze Widersprüche im Verhalten der manchmal überraschend intelligenten Zombies, sowie das etwas unsensible Einbringen der Randfigur des Verantwortlichen vom Militär sind Schwächen, die man gut verzeihen kann, zumal sie zum Laufzeitstrecken so stiefmütterlich behandelt wurden wie geschehen, damit dem Plot nie die Puste ausgeht. Doch auch diesbezüglich erweist sich der Regisseur als begnadeter Geschichtenerzähler, wirkt "The Return of the Living Dead" doch nie gehetzt, gepuscht oder künstlich flott vorwärts getrieben. Die Geschichte gleicht einem Dominoeffekt und entwickelt sich nach der Ausgangslage konsequent weiter gedacht wie von selbst. Die Geschichte gönnt sich für das maximale Auskosten seiner Möglichkeiten zudem auch im größten Stress immer wieder Momente der Ruhe. Außerdem gönnt sie sich einen langsamen, ausschweifenden Einstieg ins Geschehen. Es dauert allein 8 - 10 Minuten bis überhaupt der Vorspann loslegen darf.
Ob als Partyfilm oder als ernstzunehmender Zombiebeitrag, ob als Grusler oder als Komödie, "The Return of the Living Dead" funktioniert auf mehreren Ebenen, und das schafft er, weil er auch handwerklich auf verschiedenen arbeitet. Qualitäten und Quantitäten geben sich die Hand. Schauwerte wie die modrigen Untoten oder der Teenagerstrip auf einem Friedhof sind ebenso am Gelingen eines der besten Zombiefilme überhaupt beteiligt, wie das intelligent reflektierte Drehbuch und die atemberaubende Umsetzung die den Zuschauer stets auf Trab hält. Der darf lachen, mitleiden, sich fürchten und bekommt allmählich die bittere Gewissheit, dass alles ein böses Ende nehmen wird. OFDb
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