Die Farrelly-Brüder sind bekannt für ihre provokativen mit Geschmacklosigkeiten um sich werfenden Komödien wie „Dumm und dümmer“, „Verrückt nach Mary“ und „Ich, beide und sie“. Als sie mit der Thematik eines Mannes, der seine dicke Freundin per Hypnose für eine Schönheit hält, auf dem Filmmarkt erschienen, dachte jeder er würde ein Produkt sichten bei dem Emanzen und Weltverbesserer auf die Barrikaden gehen würden. Stattdessen überraschte das Brüderpaar mit einer liebevollen Romantikkomödie mit einem Appell zu mehr Tiefgründigkeit.
Dabei ist es nicht so dass die Farrellys nicht auch ab und an ihre Schadenfreude aufblitzen lassen würden und gerade Hals Kumpel auch mal tatsächlich witzige Anti-Dicken-Witze auf den Mund legen würden. Dennoch sind selbst diese absichtlichen Tiefschläge stets von einem weiteren Blickwinkel begleitet, der sich Hals Freund betreffend über dessen Oberflächlichkeit und mangelndem Selbstwertgefühl lustig macht oder peinliche Situationen die mit Rosemarys Fettleibigkeit einhergehen über den Blickwinkel einer graziös erscheinenden Schlanken zum Schenkelklopfer macht.
Die visuellen Tricks mit denen die Farrellys für Letztgenanntes arbeiten sind simpler aber effektiver Natur, meist für einen Lacher gut und nur selten dafür da auch dem Dämlichsten unter den Dummen klar zu machen um was es inhaltlich geht. Vielleicht geht die sehr menschliche Botschaft mit der extremen Fettleibigkeit Rosmarys ein wenig am Thema vorbei, ist ihre Art des Hereinstürzens in ihren körperlichen Zustand doch bereits eine Form der Selbstzerstörung. Und diese Frau unattraktiv zu nennen hat nichts mehr mit Medienmanipulation zu tun, die uns wahre Schönheit nur noch per magere Modells suggeriert. Rosemary ist derart fett, dass selbst natürliche Kurven zerstört sind und nicht mehr an den Instinkt des Mannes appellieren. Aber dem Funktionieren der RomCom tut dies keinen Abbruch. Deren Geschichte bleibt herzlich, menschlich und lustig und bereitet dem Zuschauer viel Vergnügen.
Zum Finale hin gelingt es den Farrellys sogar mittels bissiger schwarzhumoriger Komik die Dramatik Rosemarys derart hochzuschaukeln, dass einem das Lachen im Halse stecken bleibt und die Traurigkeit des gezeigten Extremmomentes einem damit tatsächlich bewusst wird. Auch die Art wie die beiden ihre Geschichte zu einem Happy End führen ist hoch emotional inszeniert und dürfte nur jene Menschen nicht von ganzem Herzen rühren, die schon viel zu abgebrüht für seichte Momente im Medium Film sind.
Wo die Farrellys in anderen Filmen lediglich aufgrund von idealer Pointensetzung und Beobachtungen im Alltag Intelligenz bewiesen haben, da tun sie dies in „Schwer verliebt“ noch zusätzlich im analytischem Bereich, wenn diesen auch nur leicht streifend. Das Spiel mit den verschiedenen Blickwineln auf die Dinge und welche Bedeutung sie für den einzelnen inklusiver Dritter haben können, ist alles andere als geistlos thematisiert und erhält seinen Höhepunkt in einer Debatte zwischen Hal und dessen bestem Freund nach Beendigung der Hypnose. Auch die Charakterveränderung Hals findet nicht einzig durch Klischees und ewig wiederholender Filmgesetze statt, sondern orientiert sich clever an den erlebten Situationen und findet in glaubwürdigen Einzelschritten statt, so lange bis Hal am Ende bewusst ist dass er Rosemary für ihre Persönlichkeit liebt, mag sie auch aussehen wie sie nun einmal aussieht.
Auch wenn, wie weiter oben bereits angesprochen, „Shallow Hal“ (Originaltitel) hierfür etwas arg blauäugig vorgeht, so gehen doch weder Botschaft noch emotionale Wirkung dadurch verloren, sondern bescheren uns trotzdem einen wunderschönen Abschluss eines herzlichen und unglaublich witzig inszenierten Streifens, den man sich alle paar Jahre immer wieder einmal ansehen kann. So gut wie hier agierte Jack Black höchstens noch einmal in „School of Rock“, und Gwyneth Paltrow beweist bereits hier sehr früh dass sie wesentlich mehr kann als nur gut auszusehen. Jason Alexander scheint sich, verglichen mit seinem körperlichen Zustand in „Pretty Woman“, thematisch in den richtigen Film verirrt zu haben und beweist wieder einmal seine humoristische Treffsicherheit und sein Talent über sich selbst lachen zu können. Mit diesem spielfreudigen Trio und einer guten deutschen Synchronisation wird der thematisch interessante und innovative „Schwer verliebt“ zu einem komödiantischen Selbstläufer des gerne unterschätzten Sub-Genres der romantischen Komödie. OFDb
Jepp, den fand ich auch gelungen, weil er sehr gut die Balance sich Humor und Tragik hält und nicht in die Klischeeschiene abdriftet. Das kommt viel zu selten vor in derlei Filmen.
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