Ich habe „Adel verpflichtet“ zum ersten Mal gesichtet und wusste von ihm nur, dass er Dieter Hallervorden zu seinem „Didi und die Rache der Enterbten“ inspirierte, da Alec Guiness acht Figuren aus ein und der selben Familie mimte und Hallervorden dies ebenfalls tun wollte. Um so überraschter war ich, wie sehr die Familie vergleichsweise in den Hintergrund rückt und wie stark sich die Geschichte auf Louis konzentriert, was mit dieser Reduktion jedoch die Stilsicherheit des Filmes unterstützt, vermeidet man damit doch all zu zotig auszufallen, was wohl auch erklärt warum der weibliche Part, den Guinnes ebenfalls übernahm, ganz besonders kurz ausfällt. Denn man kann sagen was man will: schwarze Komödien mit Würde und Stilempfinden umzusetzen ist ein Talent, welches den Engländern so schnell niemand erfolgreich nachahmt.
So lebt die Komödie nur selten von eingeworfenen Witzchen, sondern setzt auf die unterschwellige Komik, welche die morbide Geschichte und die in ihr enthaltenen Figuren fast schon automatisch mit sich ziehen. Treffsicher werden kurze Momente der Albernheit gekonnt und gut getarnt eingebracht, und gesellschaftliche Witzeleien, wie diverse Ansichten über Alkohol, Adel und die Treue in der Ehe, werden auf solch natürliche und oftmals subtile Art eingestreut, dass sich alles wie aus einem Guss schaut, vorgetragen mit einem gewissen Ernst, wenn auch nur um den Adel und dessen Schrullen zu veralbern, dennoch in beide Richtungen funktionierend.
Allein die Hauptfigur strahlt von ihrem Charakter her eine unglaublich gut funktionierende Komik aus. Louis‘ Denken, welches uns durch seine Off-Kommentare stets vor Augen geführt wird, outet ihn stets als weniger rational, als er es von sich glaubt zu sein. Seine Rechtfertigung zu Morden schiebt er auf seine Mutter, dabei tragen seine Phantasien erst Früchte, wenn ein persönlicheres Motiv aufkommt. Und das Ziel seines Hasses, die Arroganz des Adels, verliert er immer mehr aus den Augen, nicht bemerkend wie sehr er sich selbst immer mehr in das verwandelt was er einst verabscheute.
Der Kampf um den Herzogtitel wird ihm immer wichtiger. Die ursprüngliche Rache bleibt nur noch Ausrede, eine Phrase um der Wahrheit nicht ins Gesicht sehen zu müssen. Und wie es sich für eine gute Geschichte gehört, orientiert sich die Handlung an anderen Schwerpunkten. Louis Wandel und Selbstlügen dienen lediglich der unterschwelligen Belustigung, eben weil „Kind Hearts and Coronets“ (Originaltitel) eine schwarze Komödie ist, und Louis gegen Ende nicht mehr morden müsste, um den Herzogentitel zeitnah zu erhalten. Der Weg zum Ziel und die Überraschung, die alles zum wanken bringt, sind dem Autor vordergründig wichtiger.
Das Drehbuch gönnt sich nach einer längeren Einleitung die Möglichkeit zu Beginn von Louis‘ Taten fast wie ein Episodenfilm zu wirken. Erst nach und nach besinnt sich die Geschichte konsequenter dem durchgehenden roten Faden, der zwar nie verloren ging, nun aber erst die einzelnen Morde in die zentrale Geschichte von Louis Leben mit einspielen lässt. Die Fassade der Würde, die Louis nach außen spielt und an die er mit der Zeit immer mehr selbst glaubt, verleiht dem Film selbige Maske. In stilvoller Inszenierung tobt er sich humoristisch ordentlich aus, verteilt Ohrfeigen in sämtliche gesellschaftlische Nischen, meidet dabei aber jeglichen Klamauk, selbst wenn manche Idee geradezu danach schreit. Ich habe selten einen vor Humor sprühenden Film gesehen, der sich nach Außen so würdevoll tarnt, so dass manch einer, der subtilen Humor nicht gut erkennt, sich sicherlich wundern dürfte was daran nun Komödie sein soll. OFDb
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