Nachdem der Vorgänger „Die sechs Thatchers“ sehr zurückhaltend in der Dosierung seines Soap-Gehaltes war, sprudelt dieser im zweiten Film der vierten Staffel nun regelrecht über. Wut, Frust, Trauer, Ignoranz schwebt über der Beziehung zwischen Holmes und Watson, und dass das weder stört noch die Geschichte hemmt liegt daran, dass die Geschehnisse der Episode 11 nichts anderes zugelassen haben. Die Figuren der Serie müssen nun erst einmal verarbeiten was dort passiert ist, und da ist die Situation mit einmal kurz drüber schlafen nicht gelöst.
Vielleicht hätte der eigentliche Hauptfall deswegen nicht derart an den Rand gedrängt werden müssen. Endlich hat es Sherlock einmal mit einem klassischen Psycho-Serienkiller zu tun, und über diesen hätten wir charakterlich sicher alle gerne mehr erfahren, als uns „Der lügende Detektiv“ bereit ist zu bieten. Dieses Zukurzkommen liegt aber auch an der umständlichen Erzählform, mit welcher die Geschehnisse von Episode 12 ins Rollen gebracht werden. Diese wiederum ist nötig, um das übliche Zuschauertäuschungsspiel, an welchem die Autoren so viel Freude besitzen, aufrecht zu erhalten.
So hegt man zwar keinerlei Zweifel an der Schuld des Psychokillers, auch trotz des verunsichern wollenden Beititels, aber andere Fragen die im Raum stehen, und natürlich der soziale Aspekt zwischen Holmes und Watson, und der Gedanke, dass Holmes eigentlich einen Auftrag im Namen von Watsons Gattin zu erfüllen hat, sorgen für anderweitige Rätsel, welche man als Zuschauer inmitten eines absichtlich wirr erzählten Plotes zu lösen versucht. Ist Sherlock aus emotionalen Gründen, die er scheinbar nie hat, Richtung Drogen gerutscht? Oder gehört diese Selbstzerstörung zu seinem Weg seinen für ihn fast unmöglich auszuführenden Auftrag zu erfüllen?
Das mag für Außenstehende lahm klingen, und wer sich ausgerechnet mit dieser Folge erstmals in die Serie einklinkt, wird wohl kaum angesteckt werden, aber es macht einen ungeheuren Spaß dem manchmal etwas zu gewollten Treiben in „Der lügende Detektiv“ zu folgen, zumal Drama, Thrill und Komik wie gewohnt harmonieren, einander zuspielen, in ihrer jeweiligen Gewichtung die Emotionen des Zuschauers hin und her zu wirbeln wissen. Gerade Watsons Dialoge mit einer imaginären Person berühren mehr, als man es der Serie zugetraut hätte.
Weitaus ernster als lustig schließt die Episode, die nun den Übergang zum längst fälligen Spiel Moriartys bereit stellt. Sicherlich ist der hier besprochene Film in vielerlei Hinsicht nur das Übergangswerk zwischen Episode 11 und 13, eben weil es so viele Dinge zuvor zu klären gab, den Verantwortlichen der Serie ist jedoch ein wirklich gelungener Teil geglückt, der trotz des ein wenig zu kurz kommenden Serienkillers locker mit den besseren Teilen der Reihe mithalten kann. Es ist schade, dass ausgerechnet die lang ersehnte Moriarty-Folge, die der hier besprochenen Episode folgen sollte, das bisherige Niveau der vierten Staffel nicht ebenfalls zu erfüllen wusste. OFDb
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