21.01.2018

DEAD OF NIGHT (1974)

Mit „Dead of Night“ ist Regisseur Bob Clark eine stimmige Horrorsatire auf den Vietnamkrieg geglückt, deren Symbolik so schlicht daher kommen mag wie die Geschichte an sich, treffsicherer jedoch kaum sein könnte. Clark versieht seinen Genrebeitrag mit einem Hauch grotesker Komik, inszeniert aber ansonsten trocken und düster. Stets liegt die Bedrohung in der Luft, und Andy, dem man optisch das ehemalige Muttersöhnchen ebenso abkauft wie das Monster, das der Tod aus ihm gemacht hat, wirkt auch als schmächtiges Kerlchen unheimlich, lange bevor sich die Verantwortlichen der Maske im Finale an ihm austoben können, wenn aus dem Soldaten auch optisch ein Toter werden darf.

„Deathdream“ (Alternativtitel) ist ein politischer Film. Der Krieg hat aus einem fröhlichen Menschen eine traumatisierte Hülle gemacht. Ein für die eigentliche Geschichte unnötiger Randfakt, dass sich Andy das Blut seiner Opfer spritzt, verweist auf die hohe Quote Drogenabhängiger unter den Kriegsheimkehrern, die ihre schrecklichen Erlebnisse nicht anders verarbeitet bekommen. Der Film schlägt psychologisch aber noch viel weiter aus. Andy fordert die Schuld seiner Opfer ein, von Menschen einer Gesellschaft, die es gut heißen andere in den Tod zu schicken, um selbst ein luxoriöses, sicheres Leben leben zu können. Andy sieht es als gerecht an, dass auch sie nun ihr Leben lassen. Und symbolgeladen wie der Film nun einmal ausgefallen ist, darf in einer entscheidenden Verfolgungsjagd auch gleich das Statussymbol schlechthin, das typische Zeichen für Wohlstand, welches in einer verwöhnten Gesellschaft zur Selbstverständlichkeit geworden ist, brennen: das Auto mit welchem junge Erwachsene kurz zuvor noch zum Vergnügen ins Autokino gefahren sind.

„The Night Andy Came Home“ (Alternativtitel) nutzt solche Psychologie nicht nur, er besteht fast einzig aus dieser, nutzt sie nicht als Zusatzelement sondern als Grundlage für alles. Der komplette Film ist eine zu Fleisch gewordene Metapher. Auch das Familienbild, dem wir beiwohnen, ist nicht zufällig ausgefallen wie geschehen. Die überbehütende Mutter, der zu strenge Vater, und nicht gerade nebensächlich die fast entmündigte, nicht ernst genommene Tochter, die gegen Ende aufgrund dessen dass sie nie selbstständig werden durfte und nie als erwachsener Mensch gesehen wurde, die Katastrophe nicht verhindern kann, obwohl sie in dieser Situation die einzige Chance für ihren Freund ist lebend aus der Situation herauszukommen. Auch im Familienbild greift alles perfekt ineinander, ohne den Eindruck billiger Küchenpsychologie zu erwecken.

So symbolisch „Night Walk“ (Alternativtitel) auch ausgefallen sein mag, im Finale wird er deutlicher denn je, da darf sich der Tote endlich, wie er es verdient hat, in sein Grab legen, in das er längst gehört hätte, nun auch mit Mutters Segen, die für die Erkenntnis ihren Sohn loslassen zu müssen alles verloren hat - alles bis auf ihre Tochter, die ihr nie wichtig war. Auch hier blitzt die stets vorhandene schwarze Komik immer wieder auf, die das Werk jedoch zu keinem Zeitpunkt zur Komödie werden lässt. „The Veteran“ (Alternativtitel) ist ohnehin schwer zu greifen. Er ist ganz klar ein Horrorfilm, aber er ist kein typischer Zombiefilm, keine Satire im Komödiensinne, kein Drama, obwohl er sich sämtlicher Zutaten und Bezüge aus diesem Bereich bedient, er ist nicht einmal wirklich Thrill, so verspielt wie er die Ahnungslosen am introvertierten Andy verzweifeln lässt. Und doch ist der Streifen düster, nüchtern und spannungsgeladen ausgefallen, immer den richtigen Ton treffend, so dass man ihn zu jederzeit ernst nimmt. Bob Clark ist nach seinem missglückten Debut „Children Shouldn‘t Play With Dead Things“ ein großartiger Genrebeitrag geglückt, faszinierender Weise im selben Jahr seines ebenfalls großartigen „Jessy - Die Treppe in den Tod“. „Whispers“ (Alternativtitel) sollte man als Liebhaber intelligenter Film-Klassiker mit leichtem Schundtouch gesehen haben.  OFDb

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