1993 war die Zeit kurz vor dem Abschwappen der kurzfristig erfolgreichen Kevin-Welle, in welcher allerhand neunmalkluge Kinder Erwachsenen in Komödien das Leben schwer machen durften. Der auf lockerleichte Komödien spezialisierte Michael J. Fox passte mit seiner charmanten Art den zwielichtigen, wie gleichzeitig liebenswerten Chaoten zu mimen recht gut ins Konzept sich von einem kleinen Mädchen erziehen zu lassen und gleichzeitig das Gefühl für Verantwortung zu entwickeln. Und kombiniert mit einem netten, wenn auch nicht gerade innovationsreichen, Drehbuch ist eine sympathische, kleine Alternative zum eher mittelmäßigen „Curley Sue - Ein Lockenkopf sorgt für Wirbel“ entstanden. Große Wellen verursachte „Hilfe, jeder ist der Größte“ so wenig wie die meisten Nachzügler dieser Zeit, völlig in Vergessenheit geraten sollte dieser Streifen jedoch nicht, lebt er doch gerade von Fox‘ augenzwinkerndem Spiel selbst als Teenager das Hoch seiner populären Zeit erlebt zu haben - eine Parallele zur Hauptfigur Michael, die Fox anbiederungsfrei, locker, leicht zu meistern weiß.
Für Christina Vidal war die Rolle der Angie ihre erste, und für eine Premiere kann man wahrlich nicht meckern, auch wenn ihr das Starpotential eines Macaulay Culkin oder Brian Bonsall fehlen mag. Man sympathisiert mit ihr und hasst sie, genau das was das Drehbuch will, und zusammen mit Michael geht sie als Angie eine zunächst ungesunde Partnerschaft ein, die beiden hilft sich zu passablen Mitgliedern der Gesellschaft zu entwickeln. Zwar wagt man sich nicht an die ernsteren Themen heran, die man mit dieser Erzählung automatisch hätte streifen können, das ist aber auch gut so, da man sich bewusst darüber war, dass man ein entspanntes, leichtes Stück Unterhaltung abliefern wollte, ohne nennenswerten Tiefgang. Und dieser Unterhaltung steht auf der Gegenseite auch zumindest keine zu dick aufgetragene Moral im Weg, trotz dem Ziel der Geschichte die Hauptfiguren zu läutern. Auch der zwingend mit einhergehende dramatische Aspekt der Geschichte, wird so klein gehalten wie nötig, so dass Figuren die nötige Tiefe beschert werden kann, die federleichte Komik jedoch nie dominiert wird.
Gerne orientiert sich der Humor am gekünstelten, dick aufgetragenen Stil, mit welchem so manches Kind hier vorspricht um ein Star zu werden. „Life With Mikey“ (Originaltitel) guckt sich eigentlich immer am schönsten, wenn Michael böse Kommentare in die peinlichen Vorsprechen untalentierter Kinder hineinspricht, oder wenn wir solche Auftritte ohne Zwischenkommentare erleben dürfen. Dies findet jedoch leicht schwarzhumorig im zwischenmenschlichen Stile statt und kritisiert gekonnt den blinden, unerklärlichen Drang mancher zum Starruhm. „Hilfe, jeder ist der Größte" verkommt dabei nicht zu einer rein peinlichen Voyeursnummer, wie man sie in der Anfangsphase einer jeden „Deutschland sucht den Superstar“-Staffel vorfindet, sondern weiß sein schlichtes, zahmes Niveau auch hier zu halten.
Meist lebt der Film von seinen Charakteren, die alle ihre liebenswerten Schrullen besitzen und je nach Kombination, wie wer mit wem aufeinander knallt, verschieden humoristische Ergebnisse zu erzielen wissen. Der Corneflakes-fressende Fiesling, der einzige Star von Chapman und Chapman, ist ebenso gekonnt pointiert eingesetzt, wie das Ekel von Kekskonzernchef, das Untalent von Sekretärin (gespielt von Cindi Lauper), oder das viel zu ernste Kind, welches am liebsten hochdramatische Texte vorspricht. „Give Me a Break“ (Alternativtitel) lebt hauptsächlich von dem Zusammenspiel seiner Figuren, insbesondere freilich jenem zwischen dem prinzipienfreien Michael und der selbstständigen Angie, und liefert basierend auf der gut funktionierenden Idee zum Thema Kindercasting ein routiniert angenehmes Stück leichte Komikkost mit einem Hauch Sozialkitsch ab, innerhalb eines Feel Good-Movies, welches freilich ein bis drei Happy Ends beschert bekommt. Mit der Realität hat das alles wenig zu tun. „Hilfe, jeder ist der Größte“ ist ein Stück Kino - kein bedeutendes, aber ein auf schlichte Weise angenehmes. OFDb
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