Mancher Orts ist im Internet die Rede davon die berüchtigten Troma-Studios hätten "Überfall im Wandschrank" lediglich aufgekauft anstatt ihn selbst zu produzieren, im Vorspann ist Troma-Chef Lloyd Kaufman jedoch als Produzent erwähnt. Wurde dies erst nachträglich mit neuem Vorspann beigefügt? Ich weiß es nicht, aber was auch immer von beiden Möglichkeiten die Wahrheit ist, zur Entstehungszeit von "Monster in the Closet" (Originaltitel), dem selben Jahr in dem Troma mit "Class of Nuke 'em High" seinen zweiten Hit zwei Jahre nach "Atomic Hero" landete, war es noch möglich Horrorkomödien in den Händen besagten Studios entstehen zu lassen, in denen nicht jeder Gag mindestens drei Provokationen beinhalten musste und nicht auf Extremart jede Konvention Hollywoods verdreht und mit sexuellen und sadistischen Perversionen persifliert werden musste. Oft schießt man bei Komödien dieser Produktionsfirma übers Ziel hinaus, kleine Perlen wie "Terror Firmer" sind selten, nervige Events wie "Poultrygeist - Night of the Chicken Dead" sind der häufigere Fall, der mit großer Beliebtheit von der Fan-Anhängerschaft dieser Studios gefeiert wird.
Der unter dem Titel "Monster!" auf DVD erschienene Beitrag kommt wesentlich schlichter daher, geht mit seiner Thematik erfreulich albern um, überspannt jedoch niemals den Bogen. Stilistisch erinnert er ein wenig an eine Art humorreduzierten "Schlock - Das Bananenmonster" und "Angriff der Killertomaten", weit unaufgeregter erzählt als diese, aber doch immer angenehm semi-professionell wirkend mit leichtem Hang zum Amateurfilm-Touch. Der Anarcho-Stil dieser vergangenen 70er Jahre-Werke blitzt hier noch gelegentlich auf, auch weil sich "Überfall im Wandschrank" nie zu konzipiert und damit in irgendeiner Art kommerziell schaut. Letztendlich ist er ein Liebhaberstück für Freunde gepflegtem Nonsens, eine freiwillig komische Monstershow, die in etlichen Klischees badet, welche das Thema Monster zu bieten hat.
Freilich beginnt dies mit dem Auftauchen des Monsters in Wandschränken, eine von vielen klassischen Ängsten von Kindern während des Einschlafens. Aus Kinosicht sind augenzwinkernde Verweise auf "Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt" und "Psycho" ebenso zu entdecken, wie aus diversen anderen Horrorklassikern. Der agierende Reporter darf in Anlehnung an "Superman" nicht nur Clark heißen, wenn auch mit Nach- anstatt mit Vornamen, er wirkt auch ebenso wie sein Superheldenvorbild ohne Brille weit mehr auf die Frauenwelt als mit Brille, hinterlässt gar eine hypnotische Wirkung bei der Love Interesst, und einem herrlich abgedrehten Zusatzwitz Richtung Finale sei Dank auch noch bei der zu bekämpfenden Kreatur selbst, die homosexuell geartet den Helden in seinen Händen tragend verschleppt, so wie wir es aus zig Klassikern mit Frauen in den Armen der Monster kennen, seine Eroberung nach San Francisco schleppend, der amerikanischen Schwulenhochburg.
Allein dieses Beispiel beweist den Hang gelegentlich auch grenzwertigen Humor einzubringen, findet mit Verzicht auf Provokation jedoch nicht so dick aufgetragen und weit stilvoller und subtiler statt, als bei Troma üblich. Fans der Studios werden mit "Überfall im Wandschrank" ohnehin nur etwas anzufangen wissen, wenn sie sich auch auf eine andere Art Horror-Komödie einstellen können. Zu lachen gibt es wahrlich genug, allein schon aufgrund der unaufdringlichen Seitenhiebe auf Klischees des Genres und dem ruhigen Umgang mit völlig meschuggenen Ideen. In der deutschen Synchronfassung setzt man gern noch den ein oder anderen Gag drauf, z.B. bei der Namensgebung des wie Albert Einstein aussehenden Doktors Pennyworth, der in der Deutschvertonung herrlich plump tatsächlich Einstein heißen darf.
Gespielt wird er vom Klopeks-Darsteller Henry Gibson, und dieser ist nicht der einzig Semi-Prominente der mit an Bord ist. Im charmant ausgefallenem Monsterkostüm steckt der viel zu früh verstorbene Kevin Peter Hall, der auch im Kostüm des Predators in den ersten beiden Filmen steckte und in jenem von Harry aus "Bigfoot und die Hendersons". In einer Gastrolle als aggressiver Blinder ist zudem noch Allesdreher John Carradine mit an Bord. Auch die weniger bekannten Mimen wissen ihren Job zu erfüllen, selbst dann wenn sie sichtlich keine wirklich talentierten Schauspieler sind. Allein dem ziemlich unbekannten Donald Grant bei seinem ironischen Spiel in der Hauptrolle zuzusehen, ist die halbe Miete von "Überfall im Wandschrank", der bei nicht all zu viel Erwartung wunderbar zu funktionieren weiß, vorausgesetzt man erwartet in einer Horror-Komödie mit dem dominanten Schwerpunkt Komödie weder ein Meer an Gags, noch all zu viel Anspruch. OFDb
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