Der von Michael Crichton geschriebene "Jurassic Park" mag seine eigene Idee aus "Westworld" in groben Zügen wiederholen, wurde aufgrund völlig anderer Schwerpunkte jedoch ein sich anders anfühlendes Produkt und ein Riesenerfolg noch dazu. Freilich war der Hauptgrund dafür das Einbringen von bisher nicht möglichen Computeranimationen, welche die Fortschritte eines nur wenige Jahre zuvor erschienenen "Terminator 2" um Längen in den Schatten stellte und zum Vorreiter heutiger Trickeffekte in Großproduktionen wurde. Anstatt Puppen verwendete man rein am Computer entstandene Kreaturen, das Kino stand vor einer großen Wende. Dass das Funktionieren des ersten Teils von Spielbergs mittlerweile auf fünf Filme herangewachsenen Dino-Reihe nicht einzig auf die Spezialeffekte zurückzuführen ist, beweist dessen Fortsetzung "Vergessene Welt - Jurassic Park", der in Sachen glaubwürdige Animation den Vorgänger verständlicher Weise noch einmal überholt, am grandiosen Ergebnis des Erstlings jedoch nicht anknüpfen kann.
Dabei ist es zunächst lobenswert zu erwähnen, dass Teil 2 nicht einfach die Geschichte des ersten Teils kopiert, sondern eine eigene Handlung verfolgt, das kompromisslose Abenteuerfeeling und die gruselnahe Stimmung von Spielbergs erstem Dinofilm will in der Fortsetzung jedoch einfach nicht mehr aufkommen. Grund dafür ist u.a. der düsterere Stil, der die Verspieltheit des Originals kaum mehr aufzugreifen weiß. Diese findet sich eher noch im Verhalten der Wissenschaftler wieder, die Malcolms Worte nicht ernst nehmen wollen, immerhin Worte eines Mannes, der das Fatale hinter der Dinozüchtung am eigenen Leib erleben musste, was die Kollegen nicht davon abhält trotzdem wie Kinder im Süßigkeitenladen verspielt zu forschen. Für Kritik am Forschertum steht dies erstaunlicher Weise jedoch maximal im Ansatz, die Gesellschaftskritik im Fokus orientiert sich eher erneut am Kapitalismus und an der massentauglichen, und damit fast schon ermüdenden, Frage wer das wahre gnadenlose Raubtier ist, der fleischfressende Saurier oder der moderne Mensch.
Zwar ist Steven Spielberg, der erneut auf dem Regiestuhl Platz nahm, noch immer ein unterhaltsames, wenn auch etwas zu lang geratenes, Stück Popkornkino gelungen, aber die Schwächen, die den Film auf dieses simplere Niveau herunterdrücken hätten recht schlicht behoben werden können. So nerven zu Beginn die Klischee-überladenen Dialoge zwischen Vater und Tochter, in welchen, typisch US-Blockbuster, Kinder sich wie Erwachsene verhalten. Warum aus dem herrlich sarkastischen Dr. Malcolm ein Sprücheklopfer werden musste, weiß ich nicht. Zwar wissen viele seiner zynischen Kommentare zu wirken, diese hätte man aber auch bei gleichbleibender Charakterzeichnung des Originals erzielen können, schade. Jeff Goldblum macht als stets wirksamer Mime freilich trotzdem das Beste daraus, und das weiß "Jurassic Park 2" ein gutes Stück zu retten.
Zwar gelingt es Spielberg immer wieder dem abenteuerlichen Treiben nervenkitzelnde Momente zu bescheren, so z.B. in der legendären Szene an der Schlucht, ein durchgehender Spannungsbogen wie in Teil 1 will jedoch nicht eintreten, einfach weil man zu viel Distanz zu den Charakteren aufbaut, die im Vorgänger griffiger wirkten, sich echter anfühlten und Sympathie zu erzeugen wussten. Zwar sind die Figuren hier keine hohlen Hüllen wie in vielen anderen Großproduktionen, aber sie sind einfach zu sehr auf Stereotype getrimmt, um den Zuschauer für den menschlichen Faktor zu interessieren. Auf Routineebene weiß die Geschichte trotzdem wie erwähnt zu funktionieren, bedenkt man aber den Produktionsaufwand und die Möglichkeiten, bleibt man trotz passablem Ergebnisses etwas ernüchtert zurück.
Dass das letzte Kapitel mit dem T-Rex in New York eher angehangen wirkt, anstatt sich wie ein wirklicher Teil der vorherigen Geschichte auf der Insel anzufühlen, mag ein berechtigter Kritikpunkt sein, zumal die Laufzeit mit dem Ende auf der Insel ideal für den Schluss des Filmes gewesen wäre, letztendlich ist diese arg geistlos ausgefallene Kreisch- und Zerstörungsorgie trotz allem jedoch der Hingucker von "The Lost World" (Alternativtitel). Dass das Regisseur-Kind im Manne Spielberg dieser Versuchung im zweiten Streich nicht widerstehen konnte, kann man ihm nicht verübeln, zumal sich der gute Mann damit vor Werken wie "Panik in New York" verbeugt, die zusammen mit "Godzilla" in der 50er Jahre-Monsterwelle ihre Dinos grundsätzlich auf die menschliche Zivilisation losließen (der Restfilm verbeugt sich hingegen vor dem 20er Jahre-Klassiker "Die verlorene Welt" von Harry O. Hoyt). Dennoch halte ich es für eine gute Idee, dass sich die Fortsetzungen ab Teil 3 nicht mehr von ihren Inselabenteuern abwendeten. Ein Dinoausflug in die Großstadt reicht vollkommen aus. OFDb
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