22.09.2018

FINAL DESTINATION (2000)

"Final Destination" und seine Fortsetzungen waren ein großer finanzieller Erfolg und ein Publikumsliebling, das ist kein Geheimnis. Warum es bislang zu keinem sechsten Teil kam aber sehr wohl, funktionierte die immer wieder erzählte Geschichte doch selbst in schlichtester Form, wie "Final Destination 4" in seiner geistlosen Art bewies. Doch egal wie gut all die Filme der Reihe zu funktionieren wissen, an das Original, welches ursprünglich eine Episode der TV-Serie "Akte X" werden sollte, kam keine der Wiederaufgüsse heran, und das liegt daran dass einzig das Drehbuch von Teil 1 sich der Intensität der Thematik tatsächlich bewusst ist. Was in den kommenden Teilen eher nacherzählt wirkt, wird hier noch bewusst in all seinen Facetten verstanden und durchlebt. Die unheilvollen Vorzeichen, das Misstrauen gegenüber des Vorausahnenden, die Philosophie rund um den Tod und seiner Allgegenwärtigkeit und die spürbare Angst der eingeweihten Überlebenden, da sie längst von der höchsten Instanz totgesprochen wurden.

Für die Hintergründe des Todes, der hier als eine Art unsichtbares Energiefeld dargestellt wird und spätestens mit dem Tod Tods kein zufälliges Element mehr ist, interessiert sich der Streifen wenig. Was es damit auf sich hat, dass er für alle einen Plan besitzt und warum es scheinbar eine Gegenkraft gibt, die Alex warnende Zeichen zukommen lässt, sind für die Geschichte nicht von Belang. Diese ungeklärten Fragen verleihen dem Film gar einen mystischen Hintergrund, der aufgrund des stets vorhandenen Unbehagens um so mehr fruchten kann. Dass sich "Final Destination" nie zu sehr esoterisch guckt, obwohl er sich allerhand solcher Elemente bedient, liegt am philosophischen Aspekt, der einem Respekt vor dem Tod und vor dem Leben nahe bringt. Die Gefahrenquellen des Alltags werden ebenso thematisiert wie der Zusammenhang einer kaum wahrgenommenen, beiläufigen Handlung, welche auf kurz oder lang den Tod verursachen kann. Dass ausgerechnet die entscheidenden Erkenntnisse, warum auch immer, von einem überschätzten Tony "Candyman" Todd als Leichenbestatter preisgegeben werden, wird zum Schwachpunkt eines ansonsten gelungenen Streifens. Zwar spart man allerhand Zeit ein, indem er es ist, der die Jugendlichen auf den Tod als tatsächlich existierende, planende Gewalt aufmerksam macht, allerdings wirkt die lächerlich und reißerisch inszenierte Szene arg naiv, spätestens im Glauben jemand der mit Toten arbeitet wüsste mehr über den Tod bescheid als andere.

Diesen in vielerlei Hinsicht starken Schwachpunkt einmal ignoriert macht das Drehbuch ansonsten alles richtig. Morde werden herrlich makaber inszeniert, Unbehagen findet auf mehreren Ebenen statt, eine flotte Inszenierung vereint sich mit einem gekonnten Spannungsbogen, gute Unterhaltung stützt sich auf intelligente Überlegungen ohne zu verkopft zu werden, bzw. ohne sich den Grenzen der eigentlichen Unsinnigkeiten des zugrunde liegenden Plots zu stark zu nähern. Letztendlich fühlt sich der Streifen rein seinem Unterhaltungswert verpflichtet, so dass auch Stereotype nicht ausgespart werden. Sean William Scott darf ein Jahr nach seiner erfolgreichen Nebenrolle in "American Pie" überraschend das Gegenteil spielen, wird aber auch damit in eine zu klischeehaft geratene Figurenzeichnung gesteckt. Zwei sympathisch wirkende Hauptbestreiter des Todes machen diesen arg genormten Zustand der Charakterkonstellation wieder um einiges wett, unterstützt von einigen interessanten Randfiguren, wie den beiden FBI-Agenten, oder dem viel zu kurz lebenden Französischlehrer, der in seiner ganzen Art ein echter hätte sein können.

Die pfiffige und Phantasie anregende Grundidee des Filmes ist ein derartiger Selbstläufer, dass er auch weit weniger geistreich funktioniert, wie einige der Fortsetzungen bewiesen. Um so schöner ist es, dass mit Teil 1 ein Horrorfilm abgeliefert wurde, der sich des Potentials des Stoffes bewusst ist, was Drehbuch und die Art der Inszenierung trefflich beweisen. Dass sich auch Teil 2 theoretisch gesehen der Tragweite der Ereignisse aus Teil 1 bewusst ist, zeigt seine Thematik zu den direkten Zusammenhängen mit dem hier besprochenen Erstling. Sein Drang sich zu sehr den oberflächlichen Geschehnissen zuzuwenden zeigt jedoch, dass dieser Erkenntnis kein tatsächliches Verstehen folgte, was den entscheidenden Unterschied der jeweiligen Qualität beider Filme ausmacht. "Final Destination" kitzelt Nerven und Verstand, soweit es ein kommerziell orientierter Unterhaltungsstoff zulässt. Sicherlich wäre in beiden Bereichen mehr drin gewesen, aber die angegangene Dosis reicht bereits aus um das Publikum bestens zu unterhalten und die Fortsetzungen in diesen Punkten weit hinter sich zurück zu lassen.  OFDb

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